Auschwitz-Überlebende Trude Simonsohn ist erste Frankfurter Ehrenbürgerin
Trude Simonsohn ist zur ersten Ehrenbürgerin von Frankfurt ernannt worden. Die Auschwitz-Überlebende mahnt seit Jahrzehnten zum Widerstand gegen Unrecht.
Die Stadt Frankfurt, wo sie nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Zuhause fand, verlieh Simonsohn am Sonntag (16.10.2016) in der Paulskirche die Ehrenbürgerwürde als erster Frau überhaupt. Die bisherigen 26 Ehrenbürger sind durchweg Männer.
Simonsohn betonte in ihrer Rede ihre Verbundenheit zu Frankfurt. "In Frankfurt und Umgebung hören die Menschen, vor allem viele junge Menschen, mir zu. Sie verstehen mein Schicksal - und sie zeigen Zivilcourage gegen Unmenschlichkeit heute. "
Sie dankte allen, die Zivilcourage zeigten. In Erinnerung an ihre persönliche Geschichte sagte Simonsohn: "Ich habe Theresienstadt und Auschwitz überlebt. Ich kann die Flüchtlinge von heute sehr gut verstehen."
OB Feldmann: "Simonsohn steht für Humanität und Aufklärung"
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erklärte bei der Verleihung, die 95-Jährige stehe wie keine andere Persönlichkeit in Frankfurt für "Humanität, Aufklärung und eine kämpferische demokratische Gesinnung".
Simonsohn berichtet seit 1975 in Schulen und Universitäten über ihre Deportation in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz. "Welch ein Glück für unsere Stadt, dass sie nach Frankfurt gekommen ist", sagte Feldmann.
Simonsohn im hr: "Kein Talent zum Hassen"
Im Gespräch mit dem hr hatte Simonsohn zuvor gesagt: "Ich habe kein Talent - zum Hassen." Das ist ihre Antwort auf die immer wiederkehrende Frage, wie sie das nur aushalten könne, im Land zu leben, in dem ihre Eltern und viele Freunde in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Diese versöhnende, dem Leben trotz allem zugewandte Art machte sie zu der gefragten Vermittlerin von Geschichte, die sie ist - vor allem eben in Frankfurt, wo sie seit 60 Jahren zu Hause ist.