120 Jahre Musikgeschäft "Cream" in Frankfurt Wo Elvis, Eric Clapton und die Rolling Stones ein- und ausgingen
Vor 120 Jahren eröffnete im Frankfurter Bahnhofsviertel das Musikgeschäft "Cream". Rock’n’Roll-Legenden wie Elvis Presley und die Rolling Stones kauften dort Instrumente. Zum Jubiläum wird dem Familienbetrieb und seiner bewegten Geschichte ein Film gewidmet.
Früher ging hier das Who's who des Rock 'n' Roll ein und aus: Die Rolling Stones, Blues-Rocker wie Eric Clapton und Gary Moore, sogar der gemeinhin als König des Genres bekannte Elvis Presley war schon mal im "Cream" in Frankfurt.
1904 legte Heinrich Hummel den Grundstein für einen Instrumentenhandel in der Taunusstraße 24 im Bahnhofsviertel. Seitdem ist das Musikgeschäft eine Institution in der Stadt – und darüber hinaus.
Treffpunkt der Rock-Legenden
"Da war ein Ambiente drin, sowas hast du noch nicht gesehen", sagt Regisseur Jochen Hasmanis über die früheren Räumlichkeiten. Er ist selbst Musiker und kennt das "Cream" schon lange.
"Die Rock 'n' Roller sind auch wegen der Musikmesse gekommen, die damals noch in Frankfurt stattfand", weiß er. "Manche haben da vor allem rumgehangen, gar nicht unbedingt die Instrumente gekauft."
Solch eine Geschichte will erzählt werden, entschied Hasmanis und begann, Filmmaterial über das Geschäft und seine Geschichte zu drehen – "für einen schönen, netten Video-Clip", wie er sagt.
Aus kurzem Video wird Kinofilm
Vor fünf Jahren führte er erste Interviews: mit den heutigen Ladenbetreibern, den Nachfolgern von Gründer Hummel, aber auch mit Musik-Größen, die vor Jahrzehnten im "Cream" waren, etwa Jürgen Zöller, langjähriger Schlagzeuger der Kölner Kult-Rockband BAP.
"Der ist hier mit Jimi Hendrix rumgelaufen", erzählt Hasmanis. Der Filmemacher sammelt Interview für Interview. Aus dem angedachten Dreiminüter wird so ein 90 Minuten langer Kinofilm: "Dream a little Cream – Wie der Rock’n’Roll nach Frankfurt kam".
US-Gitarren als Erfolgsfaktor
Welche Bedeutung sein Geschäft – damals noch "Musikhaus Hummel – erlangen würde, dürfte Gründer Hummel nicht geahnt haben. Vor 120 Jahren hatte er Mandolinen, Violinen, Wandergitarren und andere Zupfinstrumente im Sortiment, daneben Mundharmonikas, Pauken und Holzblasinstrumente.
Während er selbst in der hauseigenen Reparaturwerkstatt zugange war, bediente seine Ehefrau Babette die Kundinnen und Kunden. Nach dem Tod ihres Mannes führte sie das Geschäft mit den Töchtern Irene und Luise durch die Weimarer Republik, die Weltwirtschaftskrise, zwei Weltkriege und einen Umzug innerhalb der Taunusstraße.
US-amerikanische Alliierte brachten Musik-Trends aus Übersee schnell nach Frankfurt. Gitarren-Hersteller wie Gibson und Fender, die bis heute zu den wichtigsten Anbietern zählen, wurden so zu festen Größen des Inventars. Nach eigenen Angaben waren sie deutschlandweit sogar als erstes im "Musikhaus Hummel" zu finden.
Stars kommen ins "Cream"-Tonstudio
Das Sortiment wurde stetig erweitert, Beschallungsanlagen und Synthesizer kamen hinzu. Ende der 1970er-Jahre entstand außerdem ein Tonstudio im Frankfurter Stadtteil Oberrad.
Hans und Klaus Hahn, die Söhne von Irene Hummel, erfüllten sich damit einen Jugendtraum. Dort nahmen unter anderem Nena, die Band Nazareth sowie Schauspieler und Synchronsprecher Günther Strack Stücke auf.
Außerdem gründeten die Brüder das "Percussion Center" in der unmittelbaren Nachbarschaft des ersten Ladens. Interessierte konnten die Schlagzeuge vor dem Kauf selbst anspielen – das sei vorher in keinem anderen Musikgeschäft möglich gewesen, sagt das "Cream".
Wegzug aus dem Bahnhofsviertel
Heute befindet sich der Trommel-Ableger in Frankfurt-Bockenheim und ist wie das Tonstudio in Oberrad ein unabhängiges Unternehmen, aber weiter in Familienhand.
Auch das Gitarren-Geschäft ist umgezogen und mittlerweile in Sachsenhausen beheimatet. Der Wegzug aus dem Bahnhofsviertel erfolgte 2016 – wegen einer "erstarkenden Drogenszene", wie die FAZ damals berichtete.
Seit 2000 führt Bernhard "Bernie" Hahn den Laden in vierter Generation. Das sei zunächst gar nicht geplant gewesen. Als Tourmanager sei er unter anderem in England aktiv gewesen, sagt er. "Dass ich irgendwann nach Frankfurt zurückkomme, war aber immer klar."
Zunächst habe er nur für seinen Vater einspringen wollen, schließlich sei daraus ein Vollzeitjob geworden. "Das ist für mich eine ganz große Ehre", so Hahn.
Qualität und Beratung als Existenzgrundlage
Dass sich die drei Cream-Läden auch in Zeiten von großen Musik-Warenhäusern und Online-Giganten am Markt halten können, führt er auf den Qualitätsanspruch zurück.
Hahn erklärt: Man habe sich schon vor längerer Zeit von namhaften Gitarrenherstellern aus den USA getrennt, um nicht an bestimmte Verkaufszahlen gefesselt zu sein. Im "Cream" findet man deshalb nur Hersteller, von denen die Inhaber überzeugt sind.
Außerdem nehme man sich viel Zeit für die Kundinnen und Kunden. "Ich habe erst neulich eine Tochter mit ihren Eltern da gehabt, die sich noch nicht sicher war, ob es eine Ukulele oder Gitarre werden soll. Wir haben sie viel dazu beraten", sagt Hahn. "Am Ende wird es wahrscheinlich die Gitarre."