Zeichnung Mijam Pressler: Zwei Bleistifte schlingen sich umeinander

Die Darmstädterin Mirjam Pressler gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum zeigt nun auch ihre unbekannteren Seiten und lädt zum Mitmachen ein.

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Jüdisches Museum widmet Mirjam Pressler eine Ausstellung

Mirjam Pressler, Porträt aus den 1980er-Jahren, sie streckt die Zuge raus
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"Sterben ist nicht schlimm, wenn man alle sieben Leben gelebt hat", sagt Kater Bruno in Mirjam Presslers vorletztem Buch "Ich bins, Kitty - Aus dem Leben einer Katze" von 2018. Als die Darmstädter Kinder- und Jugendbuchautorin ein Jahr später an einer Krebserkrankung stirbt, fragen sich ihre drei Töchter: Was waren die sieben Leben unserer Mutter? 

An dieser Vorstellung der sieben Leben orientiert sich die Ausstellung "Schreiben ist Glück" im Jüdischen Museum Frankfurt. Die Kuratorinnen Franziska Krah und Talitha Breidenstein zeigen das Leben Presslers in sieben Räumen - und anhand von sieben Träumen.

Sieben Kapitel

Es geht um das, was Pressler bekannt gemacht hat: das Schreiben und das Übersetzen. Auch ihre jüdische Identität und ihre Neuübersetzung des Tagebuchs der Anne Frank spielen in der Ausstellung eine große Rolle.

"Mirjam Presslers Beziehung zur Familie Frank war etwas ganz besonderes", sagt die stellvertretende Direktorin des Jüdischen Museums, Eva Atlan. Daraus entstand unter anderem das Buch "Grüße und Küsse an alle - Die Geschichte der Anne Frank", das 2015 bei der Veranstaltung "Frankfurt liest ein Buch" im Zentrum stand.

Ausstellungsansicht mit Stellwänden, Fotos, Vitrinen vor blauen Wänden und einem roten Boden

Nicht talentiert genug fürs Kunststudium

Das Jüdische Museum zeigt aber auch Seiten Presslers, die weniger bekannt sind: zum Beispiel, dass sie vor ihrer Karriere als Autorin eigentlich Malerin werden wollte.

Mit 17 Jahren wurde sie an der Städelschule in Frankfurt angenommen. Ein paar Jahre danach legte ihr der Direktor jedoch nahe, das Studium abzubrechen. Sie sei nicht talentiert genug, hieß es.

Mutterschaft als zentrales Thema

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung ist Mirjam Presslers Auseinandersetzung mit dem Thema Mutterschaft. Mit ihrem Ehemann Jehuda Pressler hatte sie drei Töchter und betonte immer wieder, eine gute Mutter sein zu wollen.

Mirjam Pressler

Als ihr erstes Buch "Bitterschokolade" erschien, war Mirjam Pressler 39 Jahre, ihre Tochter Gila zwölf Jahre alt. Als Kind sei es manchmal nicht ganz leicht gewesen, Momente aus dem eigenen Leben in den Büchern der Mutter wiederzufinden, sagt Gila Pressler.

Die Mutter habe sie aber auch häufig in ihr Schreiben mit einbezogen und ihre Meinung eingeholt. "Die Fahnen der Bücher bekamen wir als erste."

Aufarbeitung der eigenen Kindheit

Das Verhältnis Mirjam Presslers zu ihrer eigenen Mutter hingegen beschrieb die Autorin als schwierig. Das sei ein Thema, über das sie nicht gerne spreche.

Pressler kam 1940 als uneheliche Tochter zur Welt - zu dieser Zeit ein Stigma. Sie wuchs teils in Pflegefamilien, teils unter prekären Bedingungen im Heim auf.

Ihre Kindheit verarbeitete die Autorin in Romanen wie "Novemberkatzen" von 1982 oder "Wenn das Glück kommt, dann muss man ihm einen Stuhl hinstellen". Die Hauptfigur des Jugendbuchs von 1994 lebt ebenfalls in einem Heim und findet unter anderem Trost in Büchern und Geschichten.

Angst, Einsamkeit - und Hoffnung

"Meine Mutter hat oft gesagt: Das Leben ist schön", sagt Tochter Gila Pressler. Sie habe zwar auch die Schattenseiten des Lebens gekannt und diese in vielen ihrer Bücher thematisiert - immer wieder geht es darin um Themen wie Angst, Gewalt, Einsamkeit oder Esssucht.

Dennoch seien die Bücher auch immer von starken Momenten der Hoffnung geprägt. "Was meine Mutter ändern konnte, das hat sie geändert", sagt Gila Pressler.

Eine Einladung zum Mitmachen

Diese zupackende Haltung spiegelt sich auch im Jüdischen Museum wider. Es liegen nicht besonders viele Exponate in Vitrinen. Stattdessen sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, in den Büchern von Mirjam Pressler zu lesen, Glückskekse mit ihren Weisheiten zu knabbern oder sich vor einer großen Weltkarte Gedanken zu machen, in welchem Land sie gerne für eine Weile leben würden.

Die Besucherinnen und Besucher sollen von der Ausstellung und von Mirjam Presslers vielschichtigem Leben inspiriert werden und ins Nachdenken kommen, wünscht sich die Kuratorin Franziska Krah. "Sie sollen sich fragen, wie sie in ihrem eigenen Leben dem Glück einen Stuhl hinstellen können."

Weitere Informationen

Mirjam Pressler - Schreiben ist Glück

Das Kuratoren-Team sieben Träume von Mirjam Pressler identifiziert: den Traum vom Schreiben, von Anne Frank, von Israel, vom Judentum, vom Malen, von Mutterschaft und vom Übersetzen. Die Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt läuft bis zum 1. September.

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