Christian Geselle im Porträt So tickt Kassels neuer Oberbürgermeister

Wer ist der Mann, der künftig die Geschicke der größten nordhessischen Stadt lenken wird? Wir stellen Ihnen Kassels neuen Oberbürgermeister Christian Geselle vor.

Christian Geselle lässt sich mit Bratwurst im Brötchen abbilden.
Wurst-Liebhaber Christian Geselle hat den Kasseler Rathaus-Chefsessel erobert. Bild © picture-alliance/dpa, Christian Geselle/facebook.com/fuerkassel
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Geselle neuer Oberbürgermeister von Kassel

hs
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Kassel bekommt einen neuen Oberbürgermeister. Der Verwaltungsjurist Christian Geselle wurde am Sonntag (05.03.2017) mit 56,6 Prozent der Stimmen an die Kasseler Rathausspitze gewählt. Damit ließ der 40-jährige Sozialdemokrat bereits im ersten Wahlgang fünf Mitbewerber hinter sich. Am 22. Juli wird er ins Amt eingeführt, als Nachfolger von Bertram Hilgen (SPD), der sich dann nach zwölf Jahren an der Rathausspitze in den Ruhestand verabschiedet.

Überzeugter Kasselaner

Christian Geselle ist gerade mal 40 Jahre jung. Die Kasseler kennen ihn bereits als Chef der SPD-Fraktion. Und zuletzt als Kämmerer und Sozialdezernent der Stadt Kassel. So gesehen bringt Geselle trotz seiner Jugendlichkeit, die er auch auf den Wahlplakaten ausstrahlte, schon einige Erfahrung mit an die Rathausspitze.

Geselle wurde in Kassel geboren und tritt als überzeugter Kasselaner auf. Sein Herz, so schreibt er auf seiner Homepage, schlage "natürlich für unseren KSV" - auch wenn der derzeit nur in der vierten Liga kickt. Geselle ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und den Kindern Emma (5) und Paul (2) im Kasseler Stadtteil Niederzwehren. Dort ist er selbst aufgewachsen. Kassel bekommt einen Oberbürgermeister, der tief in der Stadt verwurzelt ist, deren Geschicke er künftig an vorderster Stelle mitbestimmen kann.

Als Polizist bei Castor-Transporten

Beruflich ist Kassels neuer Oberbürgermeister bei der Polizei gestartet, zunächst bei der Bereitschaftspolizei in Kassel und Mühlheim am Main, mit Einsätzen bei Castor-Transporten. Prägende Erfahrungen habe er auch als Streifenpolizist in verschiedenen Revieren der Stadt Frankfurt gesammelt, sagt er.

Parallel zum Polizeidienst hat er ein Jurastudium draufgesattelt, Schwerpunkt Verwaltungsrecht. 2015 wählte ihn eine Stadtverordnetenmehrheit von SPD und Grünen zum Nachfolger des langjährigen Kämmerers Jürgen Barthel. Es war Geselles Einstieg in die professionelle Politik.

Konservativer Praktiker

Geselle gehört eher zum konservativen Flügel der SPD, sich selbst sieht er als Praktiker. So ist er auch als Dezernent in Erscheinung getreten, der nicht nur die Finanzen der Stadt verantwortet, sondern auch die Bereiche Feuerwehr, Sozialamt, Sportamt und das Jobcenter der Stadt Kassel mit insgesamt mehr als 800 Mitarbeitern.

Auch für die Unterbringung von Flüchtlingen war Geselle bisher verantwortlich. In dieser Zuständigkeit hat er durchgesetzt, dass der bisherige Ratskeller, der bis dahin ein Restaurant beherbergte, zur Notunterkunft für Asylbewerber umgebaut wird. Es war ein Symbol der Hilsbereitschaft - auch wenn diese Notunterkunft wegen der rückläufigen Flüchtlingszahlen nie bezogen werden musste.

Kassels Aufschwung als Kommunalpolitiker miterlebt

2006 wurde Geselle zum ersten Mal in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Als Kommunalpolitiker wurde er durch eine Zeit geprägt, die Kassel einen Aufschwung brachte: Die Stadtbevölkerung wächst wieder und hat die Schwelle von 200.000 bereits überschritten. Die Wirtschaft boomt, was nicht nur zu einer Halbierung der Arbeitslosigkeit geführt hat, sondern auch die Gewerbesteuern sprudeln lässt.

Seit der Bergpark Wilhelmshöhe zum Weltkulturerbe erklärt wurde, strömen Touristen in die Stadt, auch außerhalb der documenta-Jahre. Auch als Kämmerer konnte Geselle von dieser Entwicklung profitieren und im Januar den frühzeitigen Ausstieg Kassels aus dem kommunalen Schutzschirm des Landes Hessen verkünden - Kassel hatte zuvor dreimal in Folge einen Millionenüberschuss erwirtschaftet.

Weiter in der Spur des Vorgängers

Diese Entwicklung will Geselle auch als Oberbürgermeister fortsetzen. Deshalb stand über seinem OB-Wahlkampf als Motto auch ein "Weiter so". Es ist zugleich eine Fortführung des Erbes von Oberbürgermeister Bertram Hilgen, mit dem Geselle im Magistrat eng und erkennbar freundschaftlich zusammen gearbeitet hat. Auch Hilgen gilt als Pragmatiker und eher konservativer Sozialdemokrat. Ein Richtungswechsel in der Stadtpolitik ist unter seinem Nachfolger Christian Geselle nicht zu erwarten.

Mit seinen  40 Jahren wird Geselle übrigens nicht der jüngste Oberbürgermeister der Stadt Kassel. Hans Eichel, der spätere Ministerpräsident und Bundesfinanzminister, war 34, als er an die Verwaltungsspitze der nordhessischen Großstadt kam und ist in Geselles Alter bereits in die zweite Amtszeit gestartet.

Quelle: hessenschau.de

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