Lauter? Billiger? Aggressiver? Was Sie über Ryanair am Frankfurter Flughafen wissen sollten
Am Frankfurter Flughafen ist mit der Ankunft von Ryanair die Billigflug-Ära angebrochen. Wird es nun lauter und billiger? Und warum riskiert der Flughafen dafür Krach mit Lufthansa? Zehn Antworten zum Ryanair-Coup.
1. Was bietet Ryanair ab Frankfurt?
Der irische Billigflieger Ryanair bietet ab Ende März 2017 mit dem neuen Sommerflugplan je einmal täglich von Montag bis Sonntag Flüge von und nach Alicante, Faro, Málaga und Palma de Mallorca an, wie die Airline am Mittwoch (02.11.2016) bekanntgab. Die Tickets sind bereits jetzt buchbar. Der billigste Flug kostet einfach 9,99 Euro. Dafür stationiert die Airline zwei Boeing 737-800 am Frankfurter Flughafen.
2. Wird es wirklich billiger?
Das ist ziemlich wahrscheinlich. Auf den angebotenen Strecken entstehen neue Konkurrenz und neue Kapazitäten. Allerdings weiß auch Ryanair, was der Markt hergibt - der Lockpreis von 9,99 Euro wird für die meisten Passagiere ein Traum bleiben. Ein Hin- und Rückflug nach Mallorca an einem Freitag Mitte April kostete so am Mittwoch schon 140 Euro. Dass sich Ryanair alles und jedes zusätzlich bezahlen lässt, ist indes keine so große Ausnahme mehr: Bei Condor kosten seit diesem Monat an Bord alle Getränke, auch Kaffee und Wasser. Auch der billigste Lufthansa-Tarif umfasst nur noch Handgepäck.
3. Wo werden die Ryanair-Flieger abgefertigt?
Die Ryanair-Maschinen werden auf dem Vorfeld vor Terminal 2 abgefertigt. Das heißt, in der Regel müssen die Passagiere mit einem Bus von und zum Flieger. Das ist allerdings Alltag auch für andere Airlines. Für Ryanair wichtig: Die Maschine soll nach Erreichen der Parkposition nach 30 Minuten wieder abflugbereit sein. Details ließ Flughafen-Chef Stefan Schulte offen. Er kündigte an, der Flughafen werde seine Prozesse entsprechend anpassen.
4. Wird Ryanair sein Angebot ausbauen?
Ryanair will zunächst mit 28 Flügen in der Woche jährlich 400.000 Kunden ab Frankfurt befördern. Nicht viel bei 119 Millionen Ryanair-Passagieren insgesamt und rund 61 Millionen Passagieren am Frankfurter Flughafen im Jahr. Ryanair-Kommunikationschef Kenny Jacobs sagt aber: "Wir hoffen, dass wir ab kommendem Winter einen deutlich größeren Flugplan anbieten können." Airline-Marketingchef Davin O'Brian kündigt an: "Das ist nur der Prolog dessen, was wir vorhaben." In Berlin sei man mit einer halben Million Fluggästen gestartet. Nach drei Jahren seien es 5,4 Millionen gewesen. "Ich wüsste nicht, warum das nicht auch in Frankfurt so kommen soll."
5. Warum ist der Flughafen froh über Ryanair?
Fraport-Chef Schulte muss dringend dafür sorgen, den teuer ausgebauten Flughafen nun auch auszulasten. Wachstum gibt es derzeit im Billigflug-Bereich. Auch die Kunden verlangten danach, sagt Schulte. Der Einzugsbereich des Flughafens drohe zu schrumpfen. Es sei spürbar, dass sich Menschen nördlich von Limburg zu starken Low-Cost-Flughäfen wie Köln/Bonn orientieren. Auch im Süden gebe es einen ähnlichen Trend.
6. Wie hat Fraport Ryanair gelockt?
Der Flughafen erlässt dem neuen Billigflieger im ersten Jahr 40 bis 50 Prozent der eigentlich fälligen Entgelte. Über drei Jahre reduziert sich der Rabatt dann nach und nach. Der Haken: Die neue Gebührenordnung liegt noch zur Genehmigung bei Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Flughafen-Chef Schulte rechnet aber fest mit einem Ja aus dem Ministerium. Lufthansa und Condor laufen unterdessen Sturm gegen den Rabatt und fühlen sich benachteiligt. Fraport aber sagt: Dies sei so üblich. Und auch neue Verbindungen von Lufthansa und Condor bekämen Rabatt.
7. Wird es jetzt lauter?
Zusätzliche Flüge machen zusätzlichen Lärm. Allerdings setzt Ryanair in der Regel neuere Flugzeuge ein, die nicht nur weniger Sprit verbrauchen, sondern zu den leiseren gehören. Die bislang von Ryanair angemeldeten Flugzeiten (Slots) beziehen sich nach Angaben des Flughafens auf Startzeiten gegen 7 Uhr. "Es gibt keinen besonderen Fokus auf Randzeiten", sagt Fraport-Chef Schulte. Allerdings: Will Ryanair seine Frankfurter Flugzeuge einmal voll auslasten, müssten diese irgenwann mehr Umläufe machen - und damit dies klappt, schon vor 6 Uhr starten, wie andere Airlines auch. Zudem hat Ryanair ja bereits angekündigt, bald noch mehr Flüge anbieten zu wollen.
8. Wie führte sich Ryanair ein?
Der Billigflieger bediente bei der Vorstellung in Frankfurt sein aggressives Image. Die Übernahme von Teilen von Air Berlin durch Lufthansa bedeute höhere Preise für die Kunden, sagten die Ryanair-Vertreter. "Wir sind da gerne die Retter." Auch die Deutschen hätten Lust auf Low-Cost-Angebote.
9. Kommen nun noch mehr Billigflieger?
Schon vor Ryanair waren der spanische Billigflieger Vueling und die isländische WOW-Air in Frankfurt. Zu weiteren Gesprächen wollte der Flughafen nichts sagen. Es ist aber keine Frage, dass sich Fraport über noch mehr Fluglinien freuen würde. Bekannt ist, dass auch Easyjet schon mal wegen Start- und Landerechten vorgefühlt hat. Lufthansa-Chef Carsten Spohr schloss nicht aus, dass die Lufthansa als Reaktion künftig ihre Billigmarke Eurowings auch in Frankfurt an den Start schicken wird. Das werde aber nicht vor 2018 der Fall sein, sagte der spürbar verärgerte Spohr.
10. Leidet nun Frankfurt-Hahn?
Ryanair-Manager O'Brian sagt, das Engagement seiner Fluglinie in Frankfurt Rhein-Main habe keine Auswirkungen auf das Angebot seiner Fluglinie am Flughafen Frankfurt-Hahn. Gefährlich für Hahn werde aber, dass in Luxemburg deutlich weniger staatliche Gebühren anfielen.
Ihre Kommentare Was halten Sie vom Ryanair-Einstieg in Frankfurt?
62 Kommentare
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Der absolute Hohn gegenüber den etablierten Fluggesellschaften!
Dazu kommt noch, dass es einen idealeren Standplatz für Billigflieger gebe, für den vom Land mitfinanzierten Airport Kassel. Eine von der Landesregierung mit gewollte Neuentwicklung, um Arbeitsplätze in Nordhessen zu fördern. An diesem Standort, der Mitte Deutschlands würde ein Billigflieger niemanden stören und man müsste dort nicht ständig nur negative Schlagzeilen präsentieren, dieser Airport ist wenigstens fertiggestellt!
Ein Drehkreuz für Südniedersachsen, Nordhessen, Ostwestfalen, Thüringen an einem Standort ohne Parkplatzprobleme, ohne Hektik, viel Platz und niemand würde weinen über Rabatte bei Gebührenordnung. -
Wer mit Ryanair fliegt sollte sich mal deren Geschäftsmodell ansehen. Piloten als Ich-AG, Kabinenpersonal das sich mit der Ausbildung und den Uniformen erst mal beim Unternehmen verschuldet und diese Schulden dann abarbeiten muss. Das alles weil Fliegen immer billiger sein muss. Jeder jammert über mangelnde Servicebereitschaft, aber dann billigst fliegen wollen. Das passt nicht zusammen. Da ist es auch egal ob er in Frankfurt oder sonst wo startet. Wer mit Ryanair fliegt unterstützt das Ausnutzen derer Mitarbeiter. Es sind schon Ryanair Maschinen notgelandet wegen Spritmangels. Sie konnten einen Ausweichflughafen nicht mehr sicher erreichen, der eigentliche Zielflughafen war gesperrt. Es wurden Piloten entlassen oder bekamen eine Abmahnung, weil sie aus Sicherheitsgründen 3 Tonnen mehr Sprit tanken wollten. Alles nur um maximalen Profit zu erreichen. Wer das unterstützt sollte mal überlegen ob er (oder sie) selbst unter solchen Umständen arbeiten möchte.
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Ich bin in der Vergangenheit mehrmal mit Ryanair geflogen. Allerdings vom Hahn.
Ich hatt gute Flüge in einem sauberen Flieger hatte aber auch einen Pannenflug. Wir mussten über 2 Stunden in Spanien kreisen und den Sprit verfliegen.
Wenn die in Zukunft von Frankfurt fliegen haben wir den Weg nach Hahn gespart. Und die
Boing 737 ist doch relativ leise.
Für mich bedeutet die Verbindung von Frankfurt Vorteile.
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