Frankfurter Exportschlager Ensemble Modern wird 30
Ein Haufen bunter Querköpfe, die ihr Programm selbst bestimmen; Spitzenmusiker, die nur das spielen, was sie wollen und andere Orchester gerne meiden: zeitgenössische Musik. Das Frankfurter Ensemble Modern wurde 30 Jahre alt.
Teamgeist von Individualisten - das ist seit 30 Jahren das Geheimrezept dieses weltweit renommierten Ensembles. Jeder der Musiker muss sich bei jeder Probe, bei jedem Konzert neu beweisen, egal was sie spielen oder welches Instrument ein Musiker sich neu erobert. Immer wieder Neues, Unbekanntes - das ist die Arbeitsbasis des Ensembles. Deshalb präsentierte es beim Jubiläumskonzert am 16.3.2010 in der Alten Oper auch gleich drei Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung von Saed Haddad; Vassos Nicolaou, Orm Finnendahl und Anthony Cheung standen auf dem Programm. Ergänzt wurde es durch Karlheinz Stockhausens Europa-Gruß für Bläser und Synthesizer von 2002 und durch Werke von Conlon Nancarrow.
Die Musiker stellen sich gerne den neuen Herausforderungen, probieren sich selbst aus: Die Instrumentalisten singen nicht nur, sondern schauspielern oder produzieren einfach nur Geräusche. Routiniert sind sie alle nicht, auch nicht das Ergebnis, das sie abliefern. Eines der Geheimnisse ihres Erfolgs mag darin liegen, dass die Musiker zugleich Gesellschafter der eigenen Firma sind. Sie wählen sich ihre Chefs, ihre neuen musikalischen Herausforderungen selbst. Mit ihrem Können und ihrem Repertoire hat das Ensemble Modern die großen Konzertsäle der Welt erobert, ist sozusagen Frankfurts Kultur-Exportschlager Nummer 1". Aber die Mitglieder dieses demokratisch organisierten Orchesters spielen auch in Fabrikhallen und Kirchen - mehr als 100 Konzertauftritte pro Jahr und mehr als 30 CDs dokumentieren den Erfolg.
Nicht in Routine erstickt
Mit der unkonventionellen Organisationsform und Herangehensweise an die Musik ist es dem Ensemble gelungen, den starren Konzertbetrieb aufzumischen. Mit dabei war sehr oft ein anderer Frankfurter Musiker, der mit dem Ensemble von Anfang an kongenial zusammen gearbeitet hat und dessen internationales Renommé mindestens ebenso groß ist wie das des Ensembles: der Komponist Heiner Goebbels. Nicht nur mit ihm haben sie neue musikalische Wege beschritten. Die "Kreativ-Werkstatt" für neue Musik hat auch andere ungewöhnliche Projekte mit Jazz- oder Rockgrößen wie Nina Hagen, mit Tanz- oder Videokünstlern eingeübt. Besonders spannend war die Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Frank Zappa. Aber auch György Ligeti, Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel oder Hans Werner Henze sind begeistert mit dem Ensemble Modern aufgetreten.