Verhandlungen gescheitert Neckermann meldet Insolvenz an
Der Versandhändler Neckermann hat Insolvenz angemeldet. Das teilte das Unternehmen am Stammsitz in Frankfurt mit. Der Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, drehte den Geldhahn zu.
"Kurz vor der Zielgeraden sind wir gescheitert", sagte Verdi-Sekretär Bernhard Schiederig nach wochenlangen Verhandlungen über den Abbau von 1.380 Stellen beim Versandhändler. Um Neckermann vor der Insovenz zu retten, sollte der Eigenhandel mit Textilien eingestellt und das Frankfurter Zentrallager aufgegeben werden. Sun Capital hatte noch im April signalisiert, weitere 25 Millionen Euro in das Unternehmen zu investieren, wenn alle Beteiligten bei der Sanierung an einem Strang zögen.
Durchhalteparolen der Geschäftsführung
In den Gesprächen zwischen Unternehmens- und Arbeitnehmervertretern sowie dem Eigentümer, dem US-Finanzinvestor Sun Capital, sei zwar in letzter Minute Einigkeit über einen Sozialplan, Abfindungsregelungen sowie eine Transfergesellschaft erzielt worden, sagte Schiedrig. "Kurz vor der Unterschrift hat Sun dann jedoch erklärt, dass sie kein Geld mehr zur Verfügung stellen, so dass die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens nicht mehr gewährleistet ist."
Das Unternehmen teilte mit, unter den gegebenen Rahmenbedingungen könne es in seiner bestehenden Form damit nicht fortgeführt werden. Die Geschäftsführung kündigte laut Verdi an, trotzdem alles daran zu setzen, das laufende Geschäft auch im vorläufigen Insolvenzverfahren aufrecht zu erhalten. Es würden alle Möglichkeiten für die Erhaltung des Unternehmens mit seinen bundesweit rund 2.400 Arbeitsplätzen geprüft.
OB Feldmann: Sun entzieht sich Verantwortung
Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) kritisierte den Schritt des Unternehmens. "Der Insolvenzantrag ist die schlechteste Lösung", sagte er. "Unternehmensführung und Betriebsrat hatten sich auf konkrete Punkte geeinigt. Der Investor Sun Capital aber entzieht sich mit der Insolvenz der Verantwortung, die in der sozialen Marktwirtschaft gegenüber der Belegschaft besteht."
Neckermann gehört zu den größten Online-Versandhändlern in Deutschland. Das Unternehmen wurde 1950 in Frankfurt am Main als Neckermann Versand KG gegründet. 1995 startete es mit einem eigenen Online-Shop. Inzwischen erwirtschaftet Neckermann mit bundesweit rund 2.400 Beschäftigten nach eigenen Angaben fast 80 Prozent seines Umsatzes über das Internet. Von der Insolvenz nicht betroffen ist Neckermann Reisen, das seit längerem zum Touristikkonzern Thomas Cook gehört.