Jubel in Kassel Bergpark ist Weltkulturerbe

Die UNESCO hat entschieden: Der Kasseler Bergpark mit Herkules und Wasserspielen gehört ab sofort zum Weltkulturerbe. "Für Kassel ist das ein tolles Geburtstagsgeschenk", freut sich Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mit Blick auf die 1.100-Jahr-Feier der Stadt.

In einem Park eingebettet eine Wasserkaskade von unten fotografiert. Oben, am Beginn der Treppen, auf welchen Wasser runterfließt, steht eine Skulptur, ein überdimensionaler männlicher Körper.
Die weltberühmten Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe Bild © picture-alliance/dpa
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Kasseler Bergpark ist Weltkulturerbe

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Die Anlage mit den Wasserspielen in dem Kasseler Bergpark sei ein "hervorragendes Beispiel aus der Ära des europäischen Absolutismus", begründete das Welterbe-Komitee der UNESCO am Sonntag auf seiner Tagung in Phnom Penh, Kambodscha, seine Entscheidung. Ohne Zweifel sei die Herkulesfigur technisch und künstlerisch die anspruchsvollste Großskulptur der Frühen Neuzeit. An keinem anderen Ort der Welt sei jemals eine am Hang gelegene Parkarchitektur mit vergleichbaren Ausmaßen und einer technisch so vollkommenen Wasserarchitektur ausgestattet worden, wie in Kassel seit 1691 unter Landgraf Karl.

"Für Kassel, das in diesem Jahr seine 1.100-Jahr-Feier begeht, ist das auch ein tolles Geburtstagsgeschenk", freute sich Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Der Erfolg sei für Hessen Ehre und Verpflichtung gleichermaßen. "Damit ist Kassel wirklich ganz oben angekommen – in der Weltspitze", kommentierte Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) die Entscheidung der UNESCO. Die Auszeichnung kröne die Arbeit aller Beteiligten, die den Antrag über viele Jahre erarbeitet und begleitet hätten.

Der Eintrag sollte noch am Sonntag zum Abschluss des in Kassel und dann in einer Woche beim Bergparkfest auf der Wilhelmshöhe gefeiert werden.

Auch SPD und Grüne begrüßten die Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees. "Das Wahrzeichen Kassels steht nun in einer Reihe mit anderen berühmten Bauwerken, wie dem indischen Taj Mahal, der chinesischen Mauer oder den Pyramiden in Ägypten", freute sich der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Gernot Grumbach. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Martina Feldmayer erklärte: "Der Kasseler Bergpark ist mit seinem Wasserspiel und der Herkulesfigur ein einzigartiges Kulturdenkmal und hat diese Auszeichnung mehr als verdient."

Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) sagte: "Das ist der Ritterschlag." Es sei ein besonderes glückliches Zusammentreffen, "dass unsere Stadt im Jahr ihrer 1.100-Jahr-Feier nun auch in die Liga der Weltkulturerbestätten aufgenommen worden ist". 

"Die Freude ist groß", sagte auch der Präsident des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege, Gerd Weiß, in Phnom Penh. Er hatte mit seinem Team vier Jahre an dem Antrag gearbeitet.

Touristenattraktion seit über 300 Jahren

Mit dem Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe wollte Landgraf Karl (er regierte von 1677 bis 1730) die Stellung der Kasseler Fürsten aufwerten. Genusssucht und ein bisschen Größenwahn spielten für den 1696 entstandenen Park auch eine Rolle. Gebaut hat ihn der italienische Architekt Giovanni Francesco Guerniero. Symmetrie und Achsen der Barock-Anlage setzen bewusst auf Künstlichkeit und sichtbare Kunstfertigkeit. 

Ausgangspunkt ist der Herkules. Von seinen Füßen aus rauscht das Wasser als wilder Bach quer durch den Bergpark und mündet in einer 50 Meter hohen Fontäne direkt vor dem Schloss Wilhelmshöhe. Auf dem Weg dahin hat es mehrere Kilometer zurückgelegt, ist durch Schluchten und Grotten geflossen, hat felsige Hindernisse überwunden und ist als reißender Wasserfall in die Tiefe gestürzt. Gesammelt wird das Wasser in einem Reservoir im Habichtswald und durch Tunnels zum Herkules geführt. 

Im Sommer zieht das Spektakel oft tausende Besucher an. Jetzt, mit dem Welterbetitel, werden es voraussichtlich noch mehr.

Herkules im neuen Glanz

Die Kupferstatue des Herkules über dem Kasseler Bergpark ist dem griechischen Halbgott Herakles nachempfunden und steht auf einem Oktogon aus Tuffstein. Jahrelang musste der Herkules saniert werden - der Tuffstein war porös geworden, alles musste ausgetauscht und neu befestigt werden. Auch die Statue wurde restauriert. Der Körper wurde von Kuperblechschmieden repariert und sogar der Kopf abmontiert. Er wurde monatelang ausgebessert und im Sommer 2008 wieder aufgesetzt. Drei Jahre später konnten die Besucher wieder auf der Plattform in 70 Metern über der Erde umherspazieren. 

Welterbestätten in Deutschland 

Deutschland besitzt nun 38 UNESCO-Welterbestätten, von denen sich sechs in Hessen befinden: das karolingische Kloster Lorsch mit seiner berühmten Torhalle, das Obere Mittelrheintal von Rüdesheim/Bingen bis Koblenz (als Kulturlandschaft), die Grenzen des Römischen Reichs – Obergermanisch-Raetischer Limes, die Grube Messel (erstes Weltnaturerbe in Deutschland) und der Nationalpark Kellerwald-Edersee als Teil des Weltnaturerbes "Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands".

Weitere Informationen

Bergpark Wilhelmshöhe: Der Weg zum Welterbe

1999: Der Bergpark Wilhelmshöhe wird in die nationale Vorschlagsliste eingetragen. 

2004: Die Stadt Kassel beschließt, die Welterbeanmeldung zu unterstützen. 

August 2008: Experten raten von einer Anmeldung der Kulturlandschaft "Die Landgräflichen Gärten in und um Kassel" ab und empfehlen, den Fokus auf die Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe zu legen. 

Mai 2010: Erstes Bergparkfest unter dem Titel "Auf dem Weg zum Welterbe" mit Informationen, Spielen und Veranstaltungen rund um die Welterbe-Bewerbung. 

September 2010: Der Welterbeantrag wird zur Vorprüfung an die Beauftragte für das Welterbe der Kultusministerkonferenz gereicht. 

August 2011: Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) unterzeichnet als Repräsentantin des Vertragsstaates den Welterbeantrag. Einen Monat später wird der Welterbeantrag vom Wissenschaftsministerium über die Kultusministerkonferenz an das Auswärtige Amt weitergeleitet. 

Februar 2012: Die Unterlagen des Welterbeantrags werden dem Welterbezentrum der Unesco in Paris übermittelt. Dort analysiert und bewertet der Internationale Rat für Denkmalpflege ICOMOS als beratendes Fachgremium der Unesco den Antrag. 

März 2012: Erstmalig tagt in Kassel das Welterbe Advisory-Board. Das Expertengremium wird den Welteerbeprozess und die anstehenden Baumaßnahmen im Antragsgebiet künftig fachlich begleiten. 

Mai 2013: Der Internationale Rat für Denkmalpflege empfiehlt den Bergpark für die Liste der Unesco-Welterbestätten. Ein Gutachten würdigt den Park als universell einzigartige Kulturlandschaft. 

Juni 2013: Das Welterbekomitee hat Wasserkünste und Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen.

Ende der weiteren Informationen

Quelle: hessenschau.de

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