Schumachers Weltmeister-Ferrari, berühmte Oldtimer und 1.000-PS-Sportwagen Wenn ein Milliardär seine private Auto-Sammlung zum Museum macht
Die Loh Collection ist eine der außergewöhnlichsten privaten Autosammlungen in Deutschland. Nun werden die 150 Fahrzeuge erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich: mit dem neuen "Nationalen Automuseum" im mittelhessischen Dietzhölztal.

Massive Stahltore quietschen, es wird gehämmert und geschraubt, in der Luft hängt ein schwerer Geruch von Motoröl und Benzin. Schnell wird allerdings klar: Dieser Ort weit ab vom Schuss in der mittelhessischen Provinz ist keine normale Autogarage. Das hier ist die Garage eines Multi-Milliardärs. Darin: teure Raritäten - die Loh Collection.
150 chromglänzende Autos stehen in der ehemaligen Industriehalle in der Gemeinde Dietzhölztal (Lahn-Dill). Es ist wohl eine der außergewöhnlichsten privaten Auto-Sammlungen Deutschlands. Nun wird sie erstmals der Öffentlichkeit mit einem neuen Museum zugänglich gemacht.
Vom Oldtimern bis zum 1.000-PS-Wagen
Die Sammlung reicht von historischen Fahrzeugen aus der frühen Automobilgeschichte über extravagante Oldtimer und Massen-Kleinwagen aus der Wirtschaftswunderzeit bis hin zu Manufaktur-Einzelstücken und nagelneuen Supersportwagen mit über 1.000 PS.
Die Besonderheit des Privatmuseums besteht einerseits in der Anzahl der ausgestellten Autos, andererseits in der außergewöhnlich großen Bandbreite der Automobilgeschichte, die es abdeckt.

Besitzer ist der mittelhessische Unternehmer Friedhelm Loh, Eigentümer des Unternehmens Rittal in Haiger (Lahn-Dill) und laut Statista derzeit einer der 15 reichsten Deutschen. Bekannt ist Loh in der Region außerdem, weil er regelmäßig große Summen für karitative und christliche Zwecke spendet, darunter auch Organisationen aus dem Freikirchen-Spektrum.
Dass der Konzern-Chef nebenbei leidenschaftlich Autos sammelt, war zwar bekannt - welches Ausmaß seine Sammlung hat und welche Fahrzeuge sie umfasst, allerdings nicht.
Loh Collection: Eine Sammlung der Superlative
Auf 7.500 Quadratmetern ist eine weitläufige Ausstellungsfläche in mehreren Hallen entstanden, inklusive Retro-Kulissen und einer riesigen Steilkurve, auf der sich dutzende Autos aneinander reihen. Im Bereich der knallbunten Rennautos hat man das Gefühl, sich in einem gigantischen Setzkasten mit Matchboxautos zu befinden – nur eben in echt.

Es ist eine Sammlung der Superlative. Direkt am Eingang steht das älteste Fahrzeug des Museums: Ein Benz aus dem Jahr 1895 im Originalzustand. Das offene Gefährt mit Laternen und Rosshaarpolstern erinnert noch stark an eine Kutsche. Auf die Frage, wer das Auto früher besessen hat, ist die Antwort: Familie Benz persönlich.
Schumachers erster Weltmeister-Ferrari
Das wohl aufsehenerregendste Auto steht allerdings in der Formel-1-Ecke: ein Ferrari - aber nicht irgendeiner. Es ist eins von vier Fahrzeugen, mit denen Michael Schumacher im Jahr 2000 erstmals Weltmeister wurde.
Regional interessant dürfte auch eins der Formel-1-Fahrzeuge eine Reihe weiter hinten sein: Der aus Gießen stammende Fahrer Stefan Bellof wurde mit dem Tyrell 1984 in Monaco Dritter. Nur ein Jahr später verunglückte Bellof bei einem Rennunfall.
Über Geld spricht man im Automuseum nicht
Wie viel solche Fahrzeuge kosten und was die Sammlung insgesamt wert ist, darüber will man hier grundsätzlich nicht sprechen. Museums-Geschäftsführer Florian Ubitsch erklärt: Der Wert solcher Sammelobjekte sei oft schwer zu beziffern. "Das hängt immer davon ab, wie viel jemand bereit ist, dafür zu zahlen."

Gemunkelt wird medial besonders über den Wert eines Autos: des Maybach Exelero. Die wuchtige schwarze Limousine war 2005 eine Einzelanfertigung der schwäbischen Manufaktur Maybach als Hochgeschwindigkeits-Testwagen für den hessischen Reifenhersteller Fulda.
Gehört dieses Auto nicht eigentlich Jay-Z?
Bei Testfahrten raste das Auto in 4,4 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 351,45 km/h – das war damals Weltrekord für ein Auto mit Straßenzulassung.
In verschiedenen Boulevard-Medien hieß es in den letzten Jahren, das Auto gehöre dem Rapper Jay-Z, der es angeblich für acht Millionen Dollar gekauft habe. Das stimme so allerdings nicht, betont Ubitsch und erklärt: "Die Gerüchte basieren wohl darauf, dass Jay-Z den Maybach im Musik-Video zu seinem Song Lost One genutzt hat."
Unternehmer Loh: "Bekenntnis zur Region"
Der Unternehmer Friedhelm Loh sagt, er sammle zwar schon seit über 30 Jahren Autos. In letzter Zeit sei aber immer mehr das Bedürfnis gewachsen, diese Sammlung mit der Öffentlichkeit zu teilen. Dass er das Museum im recht abgelegenen Dietzhölztal in der Nähe seines Wohnorts eröffnet, nennt er ein "klares Bekenntnis zur Region". Es gebe in der Gegend zwar viel Industrie, aber zu wenig kulturelle Infrastruktur und Freizeitangebote.
Das Museum solle einerseits ein attraktiver Anziehungspunkt für die Region sein, andererseits dazu dienen, bei Menschen wieder mehr Begeisterung für technologischen Fortschritt zu entwickeln. "Ich beobachte, dass diese Begeisterung bei jungen Menschen immer mehr zurückgeht", meint Loh. Er wünsche sich zum Beispiel, dass auch Schulklassen in das Museum kommen.

Neben all den Autos werden deshalb auch Motoren und andere Fahrzeugteile ausgestellt. Sie sollen technische Zusammenhänge erklären und die "Evolution des Autos" präsentieren, wie es hier heißt – von frühen Entwicklungsstadien bis in die Zeit der Hybrid- und E-Motoren.
Der 76-jährige Loh sagt, er selbst sei schon als Kind begeistert gewesen von allem, was sich dreht – ob das im väterlichen Betrieb gewesen sei oder eben in Autos. Neben der Innovationskraft begeistere ihn an Autos außerdem das Design. "Autogeschichte ist auch Designgeschichte", meint Loh.
Selbst fahre er die Sammelstücke allerdings nur äußerst selten. "Wenn ich das drei Mal im Jahr schaffe, ist das schon viel."
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