Deutschlands längste Hängebrücke Skywalk in Willingen öffnet für Besucher
Nach anderthalb Jahren Bauzeit ist der Skywalk in Willingen fertig. Seit Samstag können Besucher über Deutschlands längste Hängebrücke laufen. Sie verbindet zwei große Freizeitgebiete.
Die Gemeinde Willingen (Waldeck-Frankenberg) hat eine neue Attraktion und kann mit einem Rekord werben: Der Skywalk über das Strycktal ist mit 665 Metern die längste Fußgängerhängebrücke Deutschlands. Anderthalb Jahre hat es vom Baubeginn im Januar 2022 bis zur Eröffnung gedauert - seit diesem Samstag dürfen die ersten Besucherinnen und Besucher über die zum Teil 100 Meter hohe Brücke laufen.
Mehr als 4,5 Millionen Euro hat die Brücke inklusive Statik, Genehmigung und Umgebungsarbeiten gekostet. Die Gemeinde Willingen begrüße diese Investition, so Bürgermeister Thomas Trachte (parteilos). Zu den vielen Angeboten, die man vor Ort habe, komme ein weiteres, hochattraktives dazu.
Ziel: 100.000 Besucher pro Jahr
Der Skywalk gebe Willingen ein "gewisses Alleinstellungsmerkmal" und stärke die Betriebe vor Ort, meint Trachte. Bei einem Pressetermin am Freitagnachmittag outete sich Willingens Bürgermeister als "großer Fan dieser Brücke".
Was die Besucherzahlen angeht, haben die Verantwortlichen ein durchaus ambitioniertes Ziel: 100.000 Menschen wollen sie pro Jahr auf die Brücke bekommen.
Eine Brücke für 750 Menschen
Insgesamt 750 Menschen dürfen zukünftig gleichzeitig auf der Brücke unterwegs sein. Nach statischen Berechnungen würde die Brücke mit 1.250 Personen sogar knapp doppelt so viele tragen.
Für Wanderer ist der Skywalk quasi eine Abkürzung: Das Bauwerk verbindet mit den Wandergebieten Usseln und Willingen/Ettelsberg zwei große Freizeitgebiete - auf dem Weg dorthin bietet sich ein grandioser Ausblick.
Die ersten Schritte auf der Brücke führen durch grüne Baumwipfel. Tritt man aus ihnen heraus, öffnet sich der Blick kilometerweit über das Strycktal und Richtung Ettelsberg. Auf die berühmte Mühlenkopfschanze ergibt sich eine ganz neue Perspektive.
Hydraulikzylinder für Extremwettersituationen
Wem die Knie zittern oder wer ein flaues Gefühl in der Magengegend bekommt, der kann den Tipp von Brückenbauer Kevin Lauber beherzigen: "Entweder man überzeugt sich selber davon, dass alles richtig gebaut ist, oder man vergisst, dass es hundert Meter runter geht - sondern guckt geradeaus und läuft."
Sollte der Wind zu stark wehen, wird die Brücke für Besucher und Besucherinnen geschlossen. Dabei hält die Konstruktion noch unter einem halben Meter Schnee und Eis eine Windlast von bis zu 155 Kilometern pro Stunde aus. Zum Vergleich: Sturm Kyrill war 2007 mit 147 Kilometern pro Stunde über Hessen gefegt.
Für den Ernstfall ist die Brücke an der Schanzenseite mit Hydraulikzylindern ausgestattet. Diese entspannen bei Extremwettersituationen die Seile, um so Schäden an der Brücke zu vermeiden.
Idee: eine Brücke wie in Österreich nach Nordhessen holen
Die erste Idee für den Skywalk entstand bereits 2016 nach einer Exkursion nach Reutte in Österreich. Auf dem Rückweg waren die Skywalk-Gesellschafter Arndt Brüne und Markus Wilke von der Idee einer Fußgängerhängebrücke so überzeugt, dass sie mit der Planung eines ähnlichen Projektes im Upland begannen.
Als erster Standort war die Nachbargemeinde Diemelsee im Gespräch, der Standort wurde allerdings aus verschiedenen Gründen verworfen. Ein Jahr später entschied man sich für den Standort an der Mühlenkopfschanze.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 30.06.2023, 19.30 Uhr
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