Fahrrad-Saison nimmt Fahrt auf Radeln beliebt - Fahrradclub will schnelleren Wege-Ausbau
Sonnenschein und milde Temperaturen in Hessen locken mehr Menschen aufs Fahrrad. Der Fahrradclub ADFC fordert einen schnelleren Ausbau der Radwege. Bei welchen Bauprojekten sich in diesem Jahr etwas tut, zeigt unsere Übersicht.
Die Temperaturen deutlich zweistellig und die Sonne lässt sich auch zunehmend blicken: Damit macht Fahrradfahren von Tag zu Tag mehr Spaß. Die Dichte an radelnden Berufspendlern nimmt zu und auch immer mehr Freizeitradler wagen sich an die frische Luft.
Der Trend zum Radfahren sei ungebrochen, sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Hessen, Ansgar Hegerfeld. Um dies zu verstetigen, müsse die neue Landesregierung aus CDU und SPD in den weiteren Ausbau der Infrastruktur investieren.
Fahrradclub fordert mehr Geld für Radwege
Als Beispiel nennt Hegerfeld Radwege an Landstraßen. Hier erwarte der ADFC konkrete Zahlen, die die Landesregierung erreichen wolle. An 89 Prozent der Landesstraßen in Hessen führten noch keine Radwege entlang.
Auch bei den Radschnellwegen gehe es zu langsam voran, hier müsse sich die Landesregierung stärker engagieren. "Das Fahrrad wird beliebter, mehr Menschen entscheiden sich dafür", sagt Hegerfeld. Um dies zu unterstützen, seien mehr und bessere Radwege nötig, die mehr Sicherheit schafften. Welche größeren Radweg-Projekte gerade umgesetzt werden, haben wir hier aufgeführt.
Auch die Kommunen bräuchten weiter Hilfestellung des Landes. Einige Städte schreiten zwar voran, darunter Frankfurt. Doch auch hier gebe es noch Nachholbedarf bei den Radwegen – gerade angesichts der zunehmenden Verbreitung von Rädern mit Elektromotor sowie Lastenrädern. "Hier wird mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahren, dafür braucht es gute und breite Wege, damit man auch überholen kann", sagt der ADFC-Vorsitzende.
Minister radelt nicht in der Großstadt
Dass es stellenweise Sicherheitsprobleme gibt, räumt Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ein. Er habe Respekt vor dem Radfahren in der Stadt. "Ich habe das Radfahren auf dem Dorf gelernt", sagt er. "Ich kann Fahrrad fahren, aber ich traue mir das im Großstadtverkehr gar nicht zu. So wie es bei mir in Frankfurt zugeht."
Deswegen habe er eine hohe Sensibilität für Verkehrssicherheit, bekräftigte der Minister. Dieses Thema sei wichtig, wenn mehr Menschen in den Städten dazu ermutigt werden sollten, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.
Kein Kampf gegen das Auto geplant
"Ich glaube, die Mobilitätswende wird nicht dadurch gelingen, dass wir einen Kampf gegen bestimmte Mobilitätsträger wie das Auto führen, sondern indem wir durch die Modernisierung der Infrastruktur dafür sorgen, dass alle Menschen in Hessen ein bedarfsgerechtes Angebot haben, sich anders fortbewegen zu können", sagt Mansoori.
Beim Radwegebau wolle die schwarz-rote Landesregierung einen Punkt der Vorgängerregierung von CDU und Grünen fortschreiben und weiterhin zehn Prozent der Mittel für den Straßenbau für den Radwegausbau zur Verfügung stellen.
Immer mehr Fahrräder mit E-Motor
Der Trend zu Fahrrädern mit E-Motor hält auch in diesem Jahr an. Lieferprobleme und lange Wartezeiten auf Werkstatt-Termine, wie während und nach der Corona-Pandemie, sind in diesem Jahr eher nicht zu erwarten. Auch Lastenräder werden nach dpa-Angaben weiter nachgefragt, vor allem von jungen Familien.
Schlechtes Wetter hatte der Fahrradindustrie vergangenes Jahr einen deutlichen Absatzrückgang gebracht. Vier Millionen Fahrräder und E-Bikes verkaufte die Fahrradbranche 2023 nach Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) bundesweit, rund 600.000 weniger als im Jahr davor und so wenig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Für das laufende Jahr sei man optimistisch, erklärte der Verband vor wenigen Tagen. Insbesondere E-Fahrräder blieben ein wichtiger Treiber der Industrie.
Wichtige Radweg-Baustellen in Hessen 2024
In Hessen werden auch in diesem Jahr Radwege neu gebaut und saniert. Auf hr-Anfrage hat die Straßenbaubehörde Hessen Mobil eine Übersicht wichtiger Bauprojekte zusammengestellt – hier gegliedert nach Nord- und Osthessen, Mittelhessen sowie Rhein-Main und Südhessen.
Nord- und Osthessen
- Die L3297 von Twistetal-Berndorf nach Twistetal-Mühlhausen (Waldeck-Frankenberg) wird erneuert, parallel dazu wird ein Radweg neu gebaut. Es geht um eine Strecke von 1,6 Kilometern. Gebaut wird ab dem dritten Quartal voraussichtlich ein Jahr lang.
- Die L3256 von Waldeck in Richtung Abzweig B 485 (Mauserwerke) wird ab dem dritten Quartal auf rund einem Kilometer Länge erneuert. Dabei wird der bestehende Fußweg zu einem Fuß- und Radweg ausgebaut. Voraussichtliche Bauzeit: Fünf Monate.
- An der B62 von Friedewald nach Philippsthal-Unterneurode (Hersfeld-Rotenburg) wird eine Lücke im Radweg geschlossen. Die Bauzeit ist von Juli bis in den Herbst geplant.
Mittelhessen
- Der 2,2 Kilometer lange Kallenbachradweg an der L3044 wird zwischen Löhnberg-Obershausen und -Niedershausen (Limburg-Weilburg) neu gebaut. Er soll im Frühsommer fertig werden.
- Auf dem Radweg entlang der B62 zwischen Lahntal-Göttingen und Cölbe (Marburg-Biedenkopf) wird die Brücke "Blaues Wunder" saniert. Sie soll etwas verbreitert werden. Seit November 2023 ist der Radweg dort gesperrt, die Arbeiten sollen Ende April abgeschlossen sein.
Rhein-Main und Südhessen
- An der L3009 zwischen Schöneck-Killianstädten und Nidderau-Windecken (Main-Kinzig) wird ein 2 Kilometer langer Radweg gebaut.
- Die L3193 zwischen Langenselbold und Ronneburg-Hüttengesäß (Main-Kinzig) bekommt einen 2,8 Kilometer langen Rad- und Wirtschaftsweg.
- An der L3111 zwischen Lorsch (Bergstraße) und der Weschnitzbrücke wird ein Radweg neu gebaut. Von dort aus sollen Radfahrende über Wirtschaftswege weiter in Richtung Heppenheim fahren können. Baubeginn ist im Sommer, fertig werden soll der Radweg im Sommer 2025.
- Entlang der L3111 von Viernheim (Bergstraße) nach Heddesheim-Muckensturm (Baden-Württemberg) wird ein Radweg neu gebaut beziehungsweise in Abschnitten verbreitert. Starten soll der Bau im Juni, geplante Fertigstellung Ende des Jahres.
Redaktion: Marcel Sommer, mit Informationen von Wolfhard Kahler
Sendung: hr4, 21.03.2024, 7.30 Uhr