Bad Orb Von der Kirche zum Kletterzentrum: Boulder Church wird eröffnet
Zwei Sportkletterer haben eine ehemalige Kirche in eine Boulderhalle verwandelt. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden Kirchenbänke zersägt und zu Möbeln umgebaut. Selbst Beichtstühle bekommen einen neuen Einsatzzweck.
Nach Jahren des Leerstands wird einer stillgelegten katholischen Kirche in Bad Orb (Main-Kinzig) neues Leben eingehaucht. In der bereits im Jahr 2016 geschlossenen Kirche St. Michael wird am Samstag nach mehrmonatigem Umbau ein Kletterzentrum eröffnet. In dem ehemaligen Gotteshaus heißt es dann: Bouldern statt Beten.
Bis zur Fertigstellung war es ein aufwendiges Projekt für die beiden Initiatoren der Boulder Church. Projekt-Planer und Bauherr Marc Ihl und sein befreundeter Geschäftspartner Marco Köhler sind selbst begeisterte Sportkletterer.
"Die Umbau-Phase war sehr anstrengend, aber durch das besondere Gebäude und die einmalige Baustellen-Kulisse sehr inspirierend", sagte Ihl. "Das ist ein wunderschöner Raum. Es ist für uns eine Ehre, dass er uns anvertraut wurde." Die Baukosten betrugen ihnen zufolge eine halbe Million Euro, inklusive 100.000 Euro aus Fördermitteln.
Kirchenbänke zersägt
Die Umnutzung der Kirche ist auch ein Beispiel für Nachhaltigkeit - zum Beispiel auch als es darum ging, was mit den Kirchenbänken passiert. "Das ist wunderschönes Eichenholz", sagte Marco Köhler, von Beruf Schreinermeister. Da die Bänke nicht mehr gebraucht wurden und im Weg standen, wurden sie zersägt und aus ihrem Holz Sitzmöbel für das Bistro und die Verkleidung für die Empfangstheke verwendet. Zwei Beichtstühle wurde zu Express-Umkleiden umfunktioniert.
Es sei schon ein komisches Gefühl gewesen, als er die Bänke zersägt habe, erinnert sich Köhler. Er habe daran denken müssen, was Menschen auf diesen Sitzen an Glück und Trauer erlebt hätten.
75 Kletter-Routen von leicht bis schwer
In der großen ehemaligen Kirche ist eine Kletterfläche von rund 500 Quadratmetern auf zwei Ebenen entstanden. Beim Bouldern kommt es auf Technik, Kraft und auch Kreativität beim Klettern an, wie Ihl erklärt.
Was ist Bouldern?
Bouldern ist eine Form des Sportkletterns. Dabei wird auf Seile und (Sicherungs-)Gurte verzichtet, wie der Deutsche Alpenverein erklärt. Die Aktiven klettern frei an gestalteten Wänden. Bis zu einer Absprunghöhe von drei bis vier Metern geht es empor. Wer abspringt oder herunterfällt, landet auf dämpfenden Matten.
Viele solcher spezialisierten Boulder-Hallen gibt es in Hessen noch nicht. Von Bad Orb aus gesehen liegen die nächsten Möglichkeiten in Frankfurt, Fulda oder Aschaffenburg (Bayern). In Hessen ist es die erste Kirche, die in ein Kletterzentrum namens Boulder Church verwandelt wird, wie Betreiber Marc Ihl erklärte.
Im benachbarten Nordrhein-Westfalen gibt es in Mönchengladbach eine Kletterkirche. Wo sonst noch in Hessen Kletter- und Boulderhallen existieren, ist zum Beispiel hier aufgelistet.
Was ist Bouldern?
Bouldern ist eine Form des Sportkletterns. Dabei wird auf Seile und (Sicherungs-)Gurte verzichtet, wie der Deutsche Alpenverein erklärt. Die Aktiven klettern frei an gestalteten Wänden. Bis zu einer Absprunghöhe von drei bis vier Metern geht es empor. Wer abspringt oder herunterfällt, landet auf dämpfenden Matten.
Viele solcher spezialisierten Boulder-Hallen gibt es in Hessen noch nicht. Von Bad Orb aus gesehen liegen die nächsten Möglichkeiten in Frankfurt, Fulda oder Aschaffenburg (Bayern). In Hessen ist es die erste Kirche, die in ein Kletterzentrum namens Boulder Church verwandelt wird, wie Betreiber Marc Ihl erklärte.
Im benachbarten Nordrhein-Westfalen gibt es in Mönchengladbach eine Kletterkirche. Wo sonst noch in Hessen Kletter- und Boulderhallen existieren, ist zum Beispiel hier aufgelistet.
Aktive können aus 75 Routen in sieben Schwierigkeitsstufen wählen. Es gibt anspruchsvolle Passagen für erfahrene und ambitionierte Sportler, aber auch leichtere Routen für Einsteiger und einen gesonderten Familienbereich.
Gemeinde nutzt Kapelle weiterhin
Beim örtlichen Pfarrer Stefan Kümpel und der Kirchengemeinde waren Ihl und Köhler mit ihren Plänen zur Umgestaltung, einer Art Wiedergeburt der Kirche, auf Zustimmung gestoßen. Die 1964 eröffnete Kirche war 2016 geschlossen worden. Die defekte Heizung, der marode, inzwischen abgerissene Turm und die sinkende Zahl von Katholiken hatten dazu geführt, dass die Kirche nicht mehr genutzt wurde.
Eine kleine seitlich gelegene Kapelle bleibt geweiht und der Gemeinde weiterhin erhalten. Sie hat einen eigenen Zugang, Gläubige müssen nicht durch die Boulderhalle. Die Koexistenz von Boulderhalle und Kapelle unter einem Dach sei einmalig, erklärte Ihl. "Das ist eine Besonderheit und gibt es in Deutschland nach unserem Wissen kein zweites Mal."
Kirche unter Spardruck
Die Boulder Church in Bad Orb ist ein außergewöhnliches Beispiel für die Umnutzung einer Kirche. Doch in katholischen und evangelischen Kirchen in Hessen kommt es immer wieder vor, dass Gotteshäuser stillgelegt und verkauft werden. Denn aufgrund des Mitgliederschwunds stehen die Kirchen unter wachsendem Spardruck. Die Instandhaltung der historischen Bauten geht ins Geld.
Gerade ländliche Kirchengemeinden verzeichnen weniger Mitgliederzahlen, betreiben aber viele Gebäude. Das Bistum Mainz zum Beispiel, dessen Gemeinden zu gut drei Vierteln auf hessischem Boden liegen, besitzt rund 1.700 Immobilien. Knapp die Hälfte davon soll bis 2030 verkauft werden. Das betrifft auch Kirchen, Gemeindehäuser und Pfarrämter in Hessen.