Über 1.500 Veranstaltungen Was Sie zum Start der Landesgartenschau in Fulda wissen sollten
Am Donnerstag startet die Landesgartenschau in Fulda. Sie soll mehr sein als eine "Blümchenschau für Senioren", sagen die Verantwortlichen. Dafür haben sie einiges geplant: Mehr als 1.500 Veranstaltungen stehen auf dem Programm.
Die Landesgartenschau (LGS) Fulda ist in diesem Sommer einer der Veranstaltungshöhepunkte für Osthessen und darüber hinaus. Am 27. April wurde sie feierlich eröffnet, am 8. Oktober ist Schluss. In den 165 Tagen dazwischen wird eine Menge geboten. Die wichtigsten Themen im Überblick:
- Die Philosophie
- Das Gelände
- Die Gärten
- Das Angebot
- Die Veranstaltungen
- Der Gastgeber
- Die Besucher-Erwartung
- Die Finanzen
- Die Kritik von Umweltschützern
Die Philosophie
Das Motto der Landesgartenschau lautet "Fulda verbindet". Marcus Schlag - neben Ulrich Schmitt einer der beiden LGS-Geschäftsführer - sagt: "Wir wollen weg vom Image der Blümchenschau für Senioren. Wir werden für alle Altersgruppen, insbesondere für jüngere Menschen und Familien, attraktiv sein und wollen besondere Vielfalt bieten." Einen optischen Vorgeschmack aus Fulda gibt es in diesem Trailer.
Das Gelände
Das Gebiet der Gartenschau befindet sich westlich vom Zentrum und ist mit vielen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Es ist täglich von 9.30 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet, die Kassen schließen um 18.00 Uhr. Der Aufenthalt auf dem Gelände ist bis zum Sonnenuntergang möglich, wie die LGS mitteilt.
Mit 42 Hektar (inklusive Wasserflächen) - das sind umgerechnet rund 58 Fußballfelder - ist es das größte Gelände in der Historie der hessischen Landesgartenschauen. "Damit befinden wir uns flächenmäßig auf dem Niveau einer Bundesgartenschau", sagt LGS-Geschäftsführer Marcus Schlag.
Das bislang größte Gelände gab es 2010 in Bad Nauheim mit 38 Hektar. Die kleinste Fläche wurde 2018 in Bad Schwalbach bespielt (12 Hektar).
Die Gärten
Das Areal in Fulda erstreckt sich über vier Gärten: Südlich liegt der Wassergarten (12,5 Hektar) rund um die Fulda-Aue (7,5 ha Wasserfläche), weiter oben schließt sich der Genussgarten (1,5 ha) mit der Parkbühne an. Nach Westen geht es zum Kulturgarten (3,6 ha). Der Sonnengarten (2,7 ha) bildet das andere Ende des Areals. An den Sonnengarten schließt sich eine 10 Hektar große Agrar-Ausstellung und der 4,1 Hektar große Tiergarten an.
In den Gärten gibt es massenhaft Blumen und Gewächse: Die Wechselbepflanzung erstreckt sich auf 4.000 Quadratmeter, es gibt 3.500 Quadratmeter Stauden, über ein Dutzend Blumenschauen auf 500 Quadratmeter und zwölf Schau- und Mottogärten. Für die Landesgartenschau sind auch etwa 250 neue Bäume gepflanzt worden, wie die Organisatoren berichten.
Das Angebot
Für den 29. und 30. April ist ein buntes Eröffnungswochende geplant. Im Verlauf der 165 Tage gibt es verschiedenste Angebote für viele Besucher-Typen und Alterklassen.
Klassische Gartenschau-Besucher bekommen im Kulturgarten das Herzstück der Fuldaer LGS zu sehen, dort dreht sich alles um Pflanzen und Natur. Im Genussgarten wird nicht nur Kulinarik geboten. Dort steht auch die Parkbühne, auf der ein Großteil des Veranstaltungsprogramms und der Konzerte stattfindet.
Der Wassergarten verläuft rund um das Naherholungsgebiet am Aueweiher. Es befindet sich im Süden des Gartenschau-Geländes. Im mit 12,5 Hektar größten aller Gärten kommen zum Beispiel Besucher, die Ruhe und Entspannung suchen, auf ihre Kosten. Dort stehen zahlreiche Sitz- und Liegeflächen zur Verfügung.
Im Wassergarten sind aber auch die sportlich Aktiven gut aufgehoben. Es gibt dort viele Optionen zur körperlichen Betätigung, auch Sportkurse werden angeboten. Im angeschlossenen Jungen Garten stehen ebenfalls viele Sportmöglichkeiten zur Verfügung, unter anderem Basket- und Beachvolleyball, Teqball, Tischtennis und Slacklines.
Für Familien und Kinder bietet sich besonders der Sonnengarten mit etlichen Spielmöglichkeiten an. Dort befindet sich auch der Tiergarten - ein Novum in der Geschichte hessischer Landesgartenschauen.
Die Veranstaltungen
Mehr als 1.500 Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Auch hier will die LGS alle ansprechen, von jung bis alt. Mit einem hochkarätigen Konzert-und Entertainment-Programm - wie zuweilen bei einem Hessentag- darf man aber nicht rechnen. Der bekannteste Musiker und Sänger ist Max Mutzke, der am 7. Juli ein Konzert gibt.
Die LGS wird auch vielen Akteuren, Vereinen und Verbänden eine Bühne bieten. "Wir wurden mit Anfragen förmlich überflutet", sagte Lisa Banetzke, die Veranstaltungsleiterin der Gartenschau. Um alle unter einen Hut zu bringen, wurden diverse Themen-Wochenenden konzipiert, etwa für Musik, Chöre, Tanz, Kunst und Kultur und vieles mehr. "So geben wir den Menschen eine Plattform, sich zu präsentieren - nach der langen Corona-Pandemie eine tolle Möglichkeit."
Der Gastgeber
Fulda ist zum zweiten Mal Gastgeber einer Landesgartenschau. Die Domstadt veranstaltete bereits die erste LGS im Jahr 1994. Nach einer längeren Pause fand die nächste Gartenschau in Hanau (2002) statt, danach in Bad Wildungen (2006), Bad Nauheim (2010), Gießen (2014) und Bad Schwalbach (2018). Bei ihrer siebten Auflage kehrt sie nun nach Osthessen zurück.
Ursprünglich hatte Darmstadt den Zuschlag für das Jahr 2022 erhalten, sagte aus Kostengründen aber ab. Fulda, das zunächst für 2026 vorgesehen war, zog die Ausrichtung daraufhin um drei Jahre vor.
Die Besucher-Erwartung
Die Landesgartenschau rechnet mit insgesamt 500.000 bis 600.000 Gäste in den 165 Tagen. Die besucherstärkste LGS war gleich die erste 1994, als 1,2 Millionen Gäste an 158 Tagen in Fulda gezählt wurden. In Hanau waren es 880.000 Gäste. Bad Nauheim erreichte 521.000, Gießen 504.000, Bad Wildungen 436.000 und die vorige LGS 2018 in Bad Schwalbach kam auf 302.000 Besucherinnen und Besucher.
Bis zum Start der LGS wurden mehr als 17.700 Dauerkarten und über 37.000 Tageskarten verkauft. Damit seien bereits mehr Dauerkarten verkauft als bei der LGS 1994 insgesamt. "Mit dem Verkauf der Dauerkarten sind wir sehr zufrieden. Die Resonanz insgesamt ist überwältigend", sagte eine LGS-Sprecherin.
Die Finanzen
Der Haushalt für die Investitionen anlässlich der LGS beläuft sich auf 16 Millionen Euro, wie mitgeteilt wurde. Das Land Hessen beteiligt sich demnach mit einer Förderung von 3,4 Millionen Euro und der Landkreis mit 0,5 Millionen Euro.
Die Millionen wurden vor allem in größere Baumaßnahmen investiert, von denen die Stadt und ihre Bürger langfristig profitieren sollen. So wurden Gärten und Parks kreiert und saniert, Fuß- und Radwege eingerichtet und erneuert sowie eine große Fahrradbrücke in den Fulda-Auen errichtet.
Der Durchführungshaushalt für den laufenden Betrieb liegt bei rund 15 Millionen Euro. Der städtische Anteil daran ist im Haushaltsplan mit rund acht Millionen Euro veranschlagt. "Die genaue Höhe ergibt sich nach Abzug von Einnahmen aus Eintritt, Vermietung und Verpachtung", erklärte eine LGS-Sprecherin.
Die Geschäftsführung der LGS erwartet Einnahmen aus Ticketverkäufen in Höhe von rund sechs Millionen Euro. "Allerdings besteht bei einer Landesgartenschau grundsätzlich nicht der Anspruch, eine vollständige Refinanzierung durch die Ticketverkäufe zu erreichen", erklärte eine LGS-Sprecherin.
Die Kritik von Umweltschützern
Eingefleischte Naturschützer haben zuletzt immer mal wieder Kritik formuliert. Sie richtete sich zum Beispiel gegen die Umgestaltung des Aueweihers. Lothar Herzig von der Naturschutzbund-Gruppe Fulda Künzell sagt: Seitdem dort Bäume abgeholzt wurden, seien einige Brutvögel wie der Eisvogel oder der Graureiher verschwunden.
Für Herzig hat die Landesgartenschau nicht viel mit Natur zu tun. Es sei ein "Mitmach-Zirkus" und eine "Leistungsschau des hessischen Gartengewerbes". Das Spektakel gehe letztlich sogar zulasten der Natur und der Biodiversität. Aber für den Besucher stelle sich alles wunderschön dar mit Blick auf gestaltete Rasenflächen mit schönen Blumen.
Sendung: hriNFO, 27.04.2023, 6.00 Uhr
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