"Nie wieder ist jetzt" 19.000 Menschen protestieren in Frankfurt gegen Rechtsextremismus
Der Frankfurter Römerberg war am Montagnachmittag komplett voll: Dem Aufruf zur Großkundgebung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus waren auch diesmal tausende Menschen gefolgt.
"Der Römerberg ist voll", postete die Frankfurter Polizei am Montagnachmittag bei X (vormals Twitter), kurz nach 17 Uhr. Da hatte die Demo gegen Rechtsextremismus und für Demokratie gerade erst offiziell begonnen. Rund 7.000 Menschen wurden zu der Großkundgebung unter dem Motto "Frankfurt steht auf für Demokratie" erwartet. In der Spitze zählte die Polizei bis zu 19.000 Teilnehmer. Die Veranstalter selbst sprachen sogar von 25.000 Menschen.
"Faschismus ist keine Alternative" oder "Nie wieder ist jetzt" war auf den Plakaten zu lesen, die Menschen am Montagnachmittag mit auf den Frankfurter Römerberg gebracht hatten. Eine Gruppe hielt Banner und Schilder mit der Aufschrift "Omas und Opas gegen Rechts" in die Höhe.
Josef: "demonstrieren nicht gegen, sondern für Menschen"
"Wir demonstrieren nicht gegen die Menschen, sondern für die Menschen", wandte sich Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) an die Anwesenden. Gerade für Frankfurt sei Internationalität die Basis von Wohlstand und sozialem Zusammenhalt, so Josef und betonte die Bedeutung Frankfurts für die deutsche Demokratie.
Rassisten und Antisemiten "ob in braun oder blau", sagte er - und nahm damit Bezug auf die AfD - wollten Menschen zum Hass aufstacheln. Wer aber von der Herkunftsgeschichte deutscher Staatsbürger abhängig mache, ob sie in Deutschland bleiben dürfen, "zerstört am Ende unser ganzes Land", sagte Josef.
Friedman: "Wir werden nicht aufhören"
"Wir sind nicht hilflos. Wir sind die Mehrheit in diesem Land", sagte der Publizist Michel Friedman in seiner Rede. "Jetzt sind wir da, und wir werden nicht aufhören, bis der braune Spuk in Deutschland zurückgehen wird", rief Friedman angesichts der seit Wochen andauernden Demonstrationen gegen Rechtsextremismus.
Sabine Mauderer, Vorstandsmitglied der Bundesbank, führte in ihrer Rede auch wirtschaftliche Argumente gegen Rechtsextremismus ins Feld. Dieser gefährde den Wirtschaftsstandort Deutschland, sagte Mauderer. So brauche Deutschland Arbeitskräfte aus dem Ausland: "Wir müssen über jeden Menschen, der bei uns arbeiten will, sehr dankbar sein."
Weil der Platz vor dem Frankfurter Rathaus schnell voll war, rief die Polizei die Menschen via X dazu auf, auf andere Versammlungsflächen, wie den Paulsplatz oder den Mainkai auszuweichen. Dieser war wegen der Kundgebung für den Verkehr gesperrt.
Aufruf von mehr als 130 Organisationen
Mehr als 130 Organisationen, Parteien, Vereine und Initiativen hatten zur Kundgebung aufgerufen - von der Deutschen Bank bis hin zu sozialistischen Vereinen. Im Aufruf heißt es, das Grundgesetz sei Grundlage für das politische und gesellschaftliche Handeln. Doch dieses werde von menschen- und demokratiefeindlichen Parteien, wie der AfD, angegriffen. Dieses Jahr feiert das deutsche Grundgesetz sein 75-jähriges Jubiläum.
Es nicht die erste Demo dieser Art in Frankfurt, seit die Recherchen des Netzwerks Correctiv ein Treffen von Neonazis unter anderem mit Politikern von AfD, CDU und Werteunion in Potsdam enthüllt hatten.
Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
Demos gegen Rechtsextremismus vielerorts in Hessen
Am 20. Januar hatten daraufhin rund um den Römerberg etwa 35.000 Menschen gegen die AfD und Rechtsextremismus demonstriert. Zu der Kundgebung "Demokratie verteidigen - Frankfurt gegen AfD und Rechtsruck!" hatte ein breites Bündnis von mehr als 60 Initiativen, Verbänden und Vereinen aufgerufen.
Überall in Hessen sind in den vergangenen Wochen Menschen unter denselben Vorzeichen auf die Straße gegangen: für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Nicht nur in großen Städten, sondern auch in kleineren Gemeinden formierte sich Protest.
Auch in Lauterbach (Vogelsbergkreis) hatte am Montag ein breites Bündnis zu einer Kundgebung aufgerufen, das Motto lautete dort "Nie wieder ist jetzt". Nach Angaben von osthessen-zeitung.de nahmen daran etwa 1.500 Menschen teil.
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