Turnschuhe statt Transparente Frankfurt lädt zum "Lauf für die Demokratie" ein
Das Grundgesetz wird im Mai 75 Jahre alt. Die Stadt Frankfurt ruft zu diesem Anlass zu einem "Lauf für die Demokratie" auf. Mitmachen kann jeder. Es gibt keine festgelegte Strecke - erst beim Zieleinlauf treffen sich alle.
Frankfurt im Mai 1948: Nur drei Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs feiert die Stadt den Wiederaufbau der Paulskirche, der "Wiege der Demokratie". Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten damals ist ein "Sternlauf", bei dem sich tausende aktive Sportler aus den westlichen Besatzungszonen Deutschlands auf den Weg nach Frankfurt machen.
Es ist nach Angaben der Stadt Frankfurt die erste sportliche Großveranstaltung in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Die Teilnehmenden des Sternlaufs damals setzen nicht nur ein Zeichen für die Demokratie, sondern bringen auch Spenden aus ihren Heimatorten für den Wiederaufbau der Paulskirche mit.
Die Idee dazu kam von Walter Kolb (SPD), dem ersten frei gewählten Oberbürgermeister Frankfurts nach dem Krieg. "Er hatte die Vorstellung, dass der Sport nicht nur die Möglichkeit bietet, die Alltagssorgen zu vergessen," erklärt Thomas Bauer, Historiker am Institut für Stadtgeschichte. "Auf dem Sportplatz sollten auch die Spielregeln der Demokratie eingeübt werden - Stichwort Fairplay. Kolb hat den Sport als Schule der Demokratie verstanden."
Bis zu 8.000 Läufer erwartet
An dieses historische Ereignis will Frankfurt nun anknüpfen: Am 23. Mai, genau 75 Jahre nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes, soll es einen "Lauf für die Demokratie" geben. Als "aktives Bekenntnis zur Demokratie" lädt die Stadt alle Interessierten ein, aus unterschiedlichen Richtungen zum Römerberg und zur Paulskirche zu laufen. Wer mitmachen möchte, kann an einem beliebigen Ort starten - wichtig ist nur, zwischen 18 und 19 Uhr am offiziellen Zieleinlauf am Mainufer anzukommen. Dort erwarten die Läuferinnen und Läufer Snacks und Getränke sowie ein Bühnenprogramm.
Wer mitlaufen möchte, muss sich vorher anmelden. Laut Stadt sind bis zu 8.000 Teilnehmende möglich. Alle Läuferinnen und Läufer sollen als Startnummer die 75 bekommen - als Erinnerung an 75 Jahre Grundgesetz. Mitmachen können nach Angaben der Stadt "Sportbegeisterte aller Altersgruppen und Fitnessniveaus - von Vereinsmitgliedern bis hin zu Einzelsportler:innen".
Gemeinsam ein Zeichen setzen
Einen Wettbewerbscharakter hat der Lauf nicht, es geht laut Stadt darum, gemeinsam ein Zeichen zu setzen. "Die Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, wir müssen sie jeden Tag verteidigen", sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Der Sternlauf sei dafür eine gute Gelegenheit. "Man muss nicht auf eine Demo gehen - man kann einfach laufen."
Unterstützung bekommt der Lauf auch vom "Bahnbabo": Frankfurts bekannter Straßenbahnfahrer Peter Wirth wirbt auf dem Instagram-Kanal der Stadt für die Veranstaltung. "Leute, zieht euch eure Laufschuhe an und lauft für unsere schützenswerte Demokratie", sagt er in dem Video. "Bleibt gesund und stabil!"