Schwerer Fall von Animal Hoarding in Gießen 17 verwahrloste Tiere aus illegaler Hundepension gerettet

Verwahrlost, verdreckt und krank: Das Veterinäramt im Landkreis Gießen hat 17 Tiere aus einer illegalen Pension gerettet, darunter Hunde, Katzen und eine Schildkröte. Inzwischen wurden die Tiere aufgepäppelt - und suchen jetzt ein neues Zuhause.

Auf einem pinkfarbenen, einfarbigen Hintergrund sind zwei Fotos angeordnet, die jeweils einen Hund links in verwahrlostem und rechts in geplegtem Zustand zeigen.
Vorher - nachher: Die Tiere wurden wieder aufgepäppelt Bild © Tierschutzverein Gießen und Umgebung e.V., hessenschau.de
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Schon beim Betreten des Hauses trieb es den Mitarbeitern des Gießener Tierheims die Tränen in die Augen. Einerseits wegen des beißenden Gestanks nach Kot und Urin, der überall hing. Andererseits aber auch wegen der entsetzlichen Zustände, in denen die Tiere leben mussten, die sie dort vorfanden.

Mitte Januar rettete das Veterinäramt im Landkreis Gießen zahlreiche verwahrloste Tiere aus einem Haus, darunter Hunde, Katzen und eine Schildkröte. Fotos zeigen verklebtes Fell mit dicken Kotballen, verfilzte Zottel vor den Augen, überlange Krallen und vollkommen verdreckte Gebisse. Der Panzer der Schildkröte war vollständig vermoost, alle Katzen hatten entzündete Ohren.

Tierpension außer Kontrolle

Von übelsten Zuständen spricht Astrid Paparone vom Tierschutzverein Gießen und Umgebung, der die Tiere aufgenommen hat. Alle Tiere seien stinkend und vollkommen verschmutzt gewesen, sie hätten in vermüllter Umgebung und kleinen Verschlägen gehaust. "Einen der Hunde hat man isoliert in einem Gartenhaus eingesperrt gefunden", berichtet sie. Dort sei alles verschimmelt gewesen.

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Animal Hoarding in Gießen: Verwahrloste Tiere aus Hundepension gerettet

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Das Bizarre: Die Tiere stammen aus einer Tierpension, die allerdings keine Betriebserlaubnis hatte. Teilweise waren sie laut Paparone von Privatleuten dort abgegeben worden, teilweise aber auch von Tierschutzorganisationen übergangsweise bis zur Vermittlung. Einige der vorgefundenen Tiere konnten ihren Eigentümern zurückgegeben werden. Die übrigen 17 kamen ins Tierheim.

Bis hin zu Strafanzeige möglich

"Animal Hoarding" nennt man es, wenn Menschen nicht aufhören können, Tiere zu "horten", auch wenn sie davon überfordert sind und irgendwann die Kontrolle verlieren. In Gießen hatte es 2018 beispielsweise bereits einen aufsehenerregenden Fall gegeben. Damals waren fast 80 Chihuahuas aus einer Wohnung gerettet worden.

Die illegale Tierpension wurde mittlerweile geschlossen, die Betreiberin muss sich wohl auf rechtliche Schritte einstellen. Das Veterinäramt des Landkreises bestätigt den Vorfall, teilt aber mit: Wegen des laufenden Verfahrens könne man keine genauen Angaben machen.

Grundsätzlich könnten die Konsequenzen in solchen Fällen von einer Anordnung zur Beseitigung von Mängeln bis hin zum Haltungsverbot oder zur Strafanzeige gehen.

Vorher-Nachher: Tiere im Tierheim aufgepäppelt

Im Gießener Tierheim kamen die Tiere aufgrund fehlender Impfungen zunächst in Quarantäne, zudem wurden die Hunde gründlich gebadet und frisiert. Außerdem müssen sie unter Vollnarkose zahnmedizinisch versorgt werden. Laut Paparone steht das bei einigen noch aus.

Die Vorsitzende des Tierschutzvereins berichtet: Die Tiere hätten sich mittlerweile gut erholt und seien nun bereit für die Vermittlung. Alle Hunde seien sehr menschenbezogen, betont sie. Für einige habe man auch schon erste Interessenten.

Pincher-Mix Dino: Eine echte Sportskanone

Auf neue Besitzer warten zum Beispiel Pinscher-Mischling Dino, Puli Stich oder Dackel-Mix-Hündin Anna. Dino beispielsweise sei toller Hund: sehr agil, aktiv und lernbereit – eine echte Sportskanone, meint Paparone.

Foto eines Hundes, der in die Kamera schaut und von einem menschlichen Arm am Hals gehalten wird.
Dino gilt im Tierheim als echte Sportskanone Bild © Tierschutzverein Gießen und Umgebung e.V.

"Dino würde sich besonders für sportliche Familien mit Teenagern eignen", so Paparone. Sein Verhalten an der Leine sei zwar noch verbesserungswürdig. "Aber wenn jemand ein bisschen ein Händchen dafür hat, kriegt er den schnell in die Leinenführigkeit."

Pensionen vorher genau zeigen lassen

Völlig unverständlich sei für die Mitarbeiter im Tierheim, dass die Zustände in dem Haus nicht früher entdeckt wurden, meint Paparone. Die Pension sei durchaus bekannt gewesen, im Nachgang habe man von mehreren Tierhaltern erfahren, dass sie schon mal Kontakt mit der Pension gehabt hätten, aber nie ins Haus gedurft hätten. "Denen wurde wohl zum Beispiel erzählt, dass man ängstliche Hunde da habe", meint Paparone.

Sie könne durchaus verstehen, wenn Menschen froh sind, überhaupt einen Platz in einer Hundepension zu ergattern. Trotzdem empfiehlt sie, sich immer alles sehr genau zeigen zu lassen, bevor man seinen Schützling irgendwo abgibt.

Weitere Informationen

Sendung: hr-Fernsehen, Maintower, 20.2.24, 18 Uhr

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Quelle: hessenschau.de