Fünf Jahre nach rassistischem Anschlag "Platz des 19. Februar": Standort für Mahnmal in Hanau beschlossen
Die jahrelange Diskussion hat ein Ende: Fünf Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau wird der Platz vor dem "Haus für Demokratie und Vielfalt" zum zentralen Gedenkort. Das haben die Stadtverordneten beschlossen.
Der Beschluss steht: Das zentrale Mahnmal für die neun Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 in Hanau wird vor dem zukünftigen "Haus für Demokratie und Vielfalt" am Kanaltorplatz errichtet. Der Bereich rund um das Mahnmal wird offiziell den Namen "Platz des 19. Februar" tragen. Damit findet eine jahrelanges Streitthema um den Standort des Gedenkortes in der Stadtpolitik ein Ende.
"Wir schaffen hier einen Ort, der Gedenken, Erinnern und das Bekenntnis zu demokratischen Werten auf besondere Weise miteinander verbindet," erklärte Oberbürgermeister Claus Kaminsky schon vor der Entscheidung. Die Zustimmung galt so gut wie sicher.
Langer Weg bis zur Entscheidung
Direkt nach dem Anschlag vom 19. Februar 2020 war das Brüder-Grimm-Denkmal auf dem zentralen Marktplatz zu einer Gedenkstätte geworden: Menschen stellten dort Kerzen auf, legten Blumen nieder, befestigten Fotos und hielten inne.
Monatelang kümmerten sich Hinterbliebene darum, dass dieser Ort sauber und ordentlich blieb. "Ich muss das tun - für meinen Bruder," erklärte damals beispielsweise Çetin Gültekin, der beim Anschlag seinen Bruder Gökhan verloren hatte.
Stadt lehnte Standort am Marktplatz ab
Weil das Denkmal anlässlich seines 125. Geburtstags im Sommer 2021 restauriert wurde, war es vorab von den Hinterbliebenen geräumt worden. Schon vorher kamen Diskussionen auf, ob das Grimm-Denkmal und der Marktplatz überhaupt geeignet für das Gedenken an die Anschlagsopfer seien.
Die meisten Hinterbliebenen sahen das so, viele sehen das auch heute noch so. "Die Angst, vergessen zu werden, schwingt mit," schrieben die Hinterbliebenen im März 2021 in einem offenen Brief, bevor sie das Denkmal räumten.
Die Stadt lehnte diesen Ort wegen der historischen Verbindung des Platzes zu den Brüdern Grimm und seiner Nutzung durch Wochen- und weitere Märkte als ungeeignet ab und sprach sich für einen anderen Ort aus. Während die Abstimmung über die Gestaltung eines solchen zentralen Mahnmals vergleichsweise schnell vonstattenging, dauerte die Standortsuche umso länger.
Hinterbliebene und Stadt einigten sich
Erst Anfang November 2024 einigte sich die Mehrheit der Hinterbliebenen mit der Stadt auf den Platz vor dem geplanten "Haus für Demokratie und Vielfalt" am Kanaltorplatz. Dieser liegt zwischen den beiden Anschlagsorten in der Innenstadt und dem Stadtteil Kesselstadt.
Unmittelbar nach dem Anschlag hatte die Stadt entschieden, ein Zentrum für Demokratie und Vielfalt zu errichten – eine Begegnungs- und Beratungsstätte, die nicht nur die Erinnerung an die Opfer bewahren, sondern vor allem Raum für zivilgesellschaftliches Engagement bieten soll. Das Konzept sieht Informations- und Beratungsdienste vor, aber auch Platz für Tagungen und Gedenkveranstaltungen. Bis Ende 2026 soll das Areal komplett neu gestaltet sein.
Nachdem sich die Hinterbliebenen mit der Stadt auf den Standort verständigt hatten, gab der Magistrat schon vor gut zwei Wochen grünes Licht. Am Montagabend folgte die abschließende Zustimmung durch die Stadtverordneten.