Vorfall in Wiesbadener Kino Applaus für Holocaust: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schüler wegen Volksverhetzung
Schüler aus Wiesbaden haben während einer Filmvorführung in einem Kino die Ermordung von Millionen Juden beklatscht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
Nach einem antisemitischen Vorfall in einem Wiesbadener Kino ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung. Die Staatsanwaltschaft bestätigte dem hr am Dienstag einen entsprechenden Bericht des Wiesbadener Kuriers.
Es geht um einen Vorfall vom 30. Januar: Wie das hessische Kultusministerium auf Anfrage mitteilte, besuchten an diesem Tag rund 60 Schülerinnen und Schüler einer Wiesbadener Berufsschule die Caligari-Filmbühne. Es wurde der Film "Die Wannseekonferenz" gezeigt.
Schüler applaudierten für Verbrechen der Nationalsozialisten
Am Ende des Films wurde ein Text eingeblendet, in dem auf die Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden unter der Herrschaft der Nationalsozialisten hingewiesen wurde.
Sechs Schülerinnen und Schüler applaudierten daraufhin laut Ministerium. Die anwesenden Lehrkräfte hätten die Jugendlichen direkt im Anschluss für ihr Fehlverhalten getadelt. Die Schüler seien zudem für zwei Wochen vom Unterricht suspendiert worden.
Kultusminister: "Unerträglicher Vorfall"
"Der Vorfall ist unerträglich und hat uns entsetzt", sagte Kultusminister Armin Schwarz (CDU) am Dienstag dem hr. Er kündigte eine schonungslose Aufarbeitung und Konsequenzen an. Antisemitismus sei "mit unseren Werten unvereinbar".
"Jegliche Form menschenverachtender Äußerungen hat in unseren Schulen und unter Schülerinnen und Schülern nichts zu suchen. Wir müssen hier klare Kante zeigen und uns als Gesellschaft entschieden dagegenstellen", so Schwarz weiter.
Schule distanziert sich von Antisemitismus
Der Schulleiter sprach nach Angaben des Ministeriums der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden sein tiefstes Bedauern aus. Die Schule distanziere sich von jeglicher Form des Rassismus und Antisemitismus. Die beteiligten Schüler hätten angeboten, bei einem Besuch in der Gemeinde um Entschuldigung zu bitten.
An der betroffenen Berufsschule nimmt man laut Ministerium den Vorfall zum Anlass, das Präventionskonzept zu überarbeiten. Die Themen Menschenrechte, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und Intoleranz sollen im Unterricht zentraler besprochen werden. Außerdem seien Workshops zur Demokratieerziehung und gegen Diskriminierung geplant.
Redaktion: Marcel Sommer
Sendung: hr-iNFO, 16.02.2024, 13.50 Uhr