"Ausländer raus"-Parolen Staatsschutz ermittelt: Rassistische Parolen bei Kerb in Burgholzhausen

Nachdem bei der Kerb in Friedrichsdorf-Burgholzhausen eine Menschenmenge ausländerfeindliche Parolen gegrölt haben soll, ermittelt der Staatsschutz. Der Bürgermeister zeigt sich entsetzt, warnt jedoch vor Vorverurteilung.

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Menschen feiern in einer Diskothek (Symbolbild). Bild © picture-alliance/dpa

Für den Friedrichsdorfer Bürgermeister Lars Keitel (Grüne) steht fest, dass in seiner Stadt Hass und Ausgrenzung keinen Platz haben. "Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen andere Menschen aufgrund ihrer Herkunft widersprechen den Werten, die wir hier leben und verteidigen", sagte er am Montag. Er reagierte damit auf die Vorfälle vom Freitag, die sich auf der Kerb im Friedrichsdorfer Stadtteil Burgholzhausen (Hochtaunus) zugetragen haben sollen.

Bei der "Holzhäuser Zeltkerb" am Freitag sind offenbar rassistische Parolen gesungen worden. Auf der Plattform X kursieren Videos, auf denen eine feiernde Menschenmenge in einem Festzelt zu sehen ist. Zu hören ist, wie die Parole "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" zu dem Song "L'Amour Toujours" von Gigi D'Agostino gegrölt wird.

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Staatsschutz ermittelt: Rassistische Parolen bei Kerb in Burgholzhausen

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Hochgeladen wurden die Aufnahmen vom Nutzer Patrick R., der nach eigenen Angaben am Freitagabend als Techniker auf der Kerb arbeitete und sich über den Vorfall schockiert zeigt.

"Ich kann nicht verstehen, weshalb weder DJ noch Veranstalter gehandelt haben", schreibt er. "Stattdessen wird weiter gefeiert." Aus Sorge über eine mögliche Eskalation habe er selbst nicht eingegriffen.

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Auf hr-Anfrage schreibt Patrick R., die Situation habe auf ihn "sehr verstörend" gewirkt. "Mich hat es einiges an Überwindung gekostet, das öffentlich zu machen". Nun sehe er sich "massivem Hass aus der rechten Bubble" ausgesetzt. Er habe Drohmails bekommen - bis hin zu Morddrohungen.

Veranstalter distanziert sich

Die Polizei teilte am Sonntagmittag mit, man ermittle wegen des Vorfalls. Zeuginnen und Zeugen sollten sich bei der Polizeistation Bad Homburg melden. Am Montag erklärte ein Polizeisprecher, der Staatsschutz ermittle nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

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Der Veranstalter, der Kerbeverein Burgholzhausen (KVB), hatte auf Instagram die Echtheit der Aufnahmen bestätigt und um Entschuldigung gebeten. "Das ist absolut und unwiderruflich gegen unsere Vereinsmentalität", heißt es. "Der KVB steht für Offenheit und toleriert keinerlei Hassparolen."

Kerbeverein: DJ war verantwortlich für Musikauswahl

Am Montagabend veröffentlichte der Vorstand des Kerbevereins eine weitere Stellungnahme. "Diesen Vorfall bedauern wir außerordentlich und bitten als Verein hierfür ausdrücklich um Entschuldigung."

Der externe DJ der Veranstaltung habe "selbstverantwortlich" Lieder ausgesucht, man habe als Verein auf seine Professionalität und langjährige Erfahrung vertraut und die Musikauswahl vorab nicht geprüft. Trotzdem wolle der Verein nun die Verantwortung für den Vorfall übernehmen und für eine Aufarbeitung sorgen.

Bürgermeister Keitel erklärte hierzu, er halte es nicht für richtig, den Verein, der dieses Fest organisiert hat, pauschal zu verurteilen. "Es ist mir wichtig, dass die Beteiligten nun die Gelegenheit erhalten, den Vorfall aufzuklären und die Hintergründe transparent darzulegen."

Discjockey-Verband: DJs müssen Veranstaltungen unterbrechen

Der hessische Verband der Discjockeys wies am Montag darauf hin, dass DJs verpflichtet seien, eine Veranstaltung bei bestimmten Vorfällen zu unterbrechen – dazu zählen unter anderem fremdenfeindliche Parolen oder Übergriffe auf Personen. Dies sei jedoch in diesem Fall nicht geschehen. Gleichzeitig betonte der Verband, dass das betreffende Lied bis heute nicht verboten sei.

Die beiden betroffenen DJs aus Oberursel (Hochtaunus) wollten zu dem Vorfall bisher keine schriftliche Stellungnahme abgeben. Mündlich distanzierten sie sich von dem Vorfall. "Man habe nur ein Partylied anstimmen wollen."

Viele ähnliche Vorfälle

Vorfälle wie in Burgholzhausen gab es zuletzt immer wieder. Besondere Empörung hatte ein Video von einer Feier auf der Insel Sylt ausgelöst, bei dem zu "L'Amour Toujours" rassistische Parolen gesungen worden waren. Auch in Hessen wurden mehrere Vorfälle dokumentiert, unter anderem in Kalbach (Fulda) und Alheim (Hersfeld-Rotenburg).

Redaktion: Marcel Sommer

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de