Bertelsmann-Studie Hessens Bevölkerung wächst deutlich stärker als der Bundesdurchschnitt
Hessens Bevölkerung soll bis 2040 auf rund 6,4 Millionen anwachsen: Laut einer neuen Studie ist das Land damit dem Bundestrend voraus. Die Entwicklungen in den einzelnen hessischen Kreisen gehen weit auseinander.
Rund 6,4 Millionen Menschen werden im Jahr 2040 in Hessen leben. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Prognose der Bertelsmann Stiftung hervor. Laut der Studie mit dem Titel "Wegweiser Kommunen" wächst die Bevölkerung in Hessen in den kommenden 16 Jahren verglichen mit dem Jahr 2020 um 1,7 Prozent.
Hessen liegt damit deutlich über dem bundesweiten Anstieg der Bevölkerungszahl von 0,6 Prozent. Unter den Flächenländern verzeichnen nur Bayern und Baden-Württemberg einen höheren Anstieg. Allerdings verteilt sich das Wachstum unterschiedlich auf die 21 hessischen Kreise und fünf kreisfreien Städte.
Größter Anstieg in Groß-Gerau erwartet
Den größten Zuwachs wird es der Studie zufolge im Kreis Groß-Gerau mit 8,6 Prozent geben. Es folgen der Kreis Darmstadt-Dieburg und die Stadt Offenbach mit rund fünf Prozent. Unter den kreisfreien Städten legen auch Frankfurt (4,2) und Darmstadt (3,2) zu.
Das größte Minus wird im Kreis Gießen mit 7,9 Prozent erwartet. Laut der Studie ist die Prognose für Gießen allerdings besonders unsicher, weil dort zahlreiche Geflüchtete gemeldet seien. Ein Minus von zwei Prozent und mehr wird zudem für den Vogelsbergkreis und die Kreise Waldeck-Frankenberg, Limburg-Weilburg und die Stadt Wiesbaden prognostiziert.
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Ob die Bevölkerung wächst, hängt auf der Ebene der Städte und Gemeinden zudem von der Größe ab. Nur in den Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern seien durchschnittlich sinkende Zahlen zu erwarten.
400.000 Rentner mehr, weniger Erwerbstätige
Der Zuwachs der Bevölkerung ist eines, die Demografie ein anderer Faktor. "Viele Kommunen in Hessen stehen in den nächsten Jahren durch die demografische Entwicklung vor großen Herausforderungen", teilte die Bertelsmann Stiftung mit. Ältere Menschen hätten andere Anforderungen als Jüngere, zum Beispiel im Bereich der Betreuungseinrichtungen.
"In den nächsten Jahrzehnten wird die zunehmende Alterung erhebliche Auswirkungen auf die Alterssicherungssysteme und auf den Pflegebedarf haben", teilte die Stiftung mit. So werde der Anteil der Personen im Rentenalter ab 65 Jahren bis 2040 von 21 auf 27 Prozent steigen. Das wären fast 400.000 Menschen mehr.
Parallel sinke das Potenzial der Erwerbstätigen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren um zehn Prozent auf 3,1 Millionen, was auch für den Arbeitsmarkt eine Herausforderung sei. Ebenso werde es weniger Kinder unter sechs Jahren geben, während die Zahl der 6- bis 24-Jährigen steige.
Jüngste Bevölkerung in Darmstadt
Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte ein. Landesweit nehme das Medianalter um ein Jahr auf 46,3 Jahre zu. Hiervon seien alle Kommunen bis auf den Werra-Meißner-Kreis betroffen, wo das Medianalter mit 50,7 Jahren bereits heute überdurchschnittlich hoch ist.
Das höchste Medianalter wird laut der Prognose 2040 im Vogelsbergkreis erreicht (51,6 Jahre), das niedrigste in Darmstadt (38,9 Jahre). Der Unterschied beträgt also fast 13 Jahre.
Die Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung basiert der Stiftung zufolge auf Daten des Forschungsdatenzentrums sowie der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.
Nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Landesamts lebten zum Stichtag 31. Dezember 2022 6,39 Millionen Menschen in Hessen. So viele waren es noch nie.
Sendung: hr-iNFO, 09.04.2024, 8 Uhr
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