Falsche Entsorgung Brennende Akkus sind eine Gefahr für hessische Müllentsorger
In Müllwagen und Sortierhallen in Hessen brennt es immer wieder. Das liegt unter anderem an falsch entsorgten Lithium-Ionen-Akkus, zum Beispiel aus E-Bikes oder E-Zigaretten. Eine Gefahr für die Stadtreiniger.
Stephan Pauluth und Ludwig Swidersky vom Wiesbadener Entsorger ELW hatten im Sommer einen großen Schreckmoment. Bei der Fahrt mit dem kleinen Müllwagen im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel hing Pauluth eine Tonne ein. Sie klappte hoch, der Müll fiel in einen offenen kleinen Raum hinter der Ladeklappe. Pauluth hörte plötzlich ein Zischen und sah eine Stichflamme.
"Ich bin vorgelaufen zum Fahrerhaus und habe gesagt: Ludwig, da hinten stimmt etwas nicht, da brennt was", sagte Pauluth. Der Fahrer Ludwig Swidersky sah bereits im Rückspiegel Qualm und sprang aus dem Wagen.
Die beiden holten schnell Schippe und Feuerlöscher, schaufelten den brennenden Fahrrad-Akku vom Wagen auf die Straße, versuchten ihn zu löschen und riefen die Feuerwehr. Denn der Lithium-Ionen-Akku ließ sich nicht so einfach löschen. "Der hat weiter gebrodelt", sagte Swidersky. Die Wiesbadener Feuerwehr legte den Akku schließlich in einen Wasserkasten.
Es kann aber auch ganz anders ausgehen. Durch solche Akku-Brände entstehen jährlich in Deutschland Millionenschäden. Der Bundesverband der Entsorgungswirtschaft BDE schätzt, dass es in Deutschland täglich 30 Mal wegen falsch entsorgter Lithium-Ionen-Batterien brennt.
Der Verband fordert gemeinsam mit Feuerwehren ein Pfandsystem und begrüßt ein geplantes Verbot von Einweg-E-Zigaretten mit Lithium-Ionen. Der Bundesrat hatte am 22. November den Weg dafür geebnet. Das muss noch im Bundestag diskutiert werden.
In Wiesbaden gab es dieses Jahr noch zwei weitere Fälle. Einmal brannte ein E-Bike-Akku, der sich beim Müllabholen entzündete. In einem anderen Fall warf jemand einen E-Bike-Akku ins Altpapier. In der Halle, in der der Entsorger ELW das Altpapier sammelt, brannte es.
Gefahr durch giftige Gase
Das ist auch für die Mitarbeiter der Müllentsorgung gefährlich: Beim Verbrennen solcher Akkus entstehen laut Feuerwehr Wiesbaden giftige Gase. Die Männer sollten sich sofort im Krankenhaus melden, wenn sie sich nicht gut fühlen.
Die Feuerwehrleute sagten auch: Wäre der Akku im Inneren des Müllwagens maschinell zusammengepresst worden mit all dem anderen Müll, wäre der Müllwagen nicht mehr zu retten gewesen.
Entsorger rechnet mit weiterem Anstieg von Bränden
Frank Fischer, Sprecher der ELW in Wiesbaden, rechnet mit weiter steigenden Zahlen. Nach dem E-Bike-Boom vor einigen Jahren gehe nun die Haltbarkeit der Akkus allmählich zu Ende und sie würden weggeworfen.
Die ELW appelliert an die Menschen, Akkus richtig zu entsorgen. "Gerade elektrische Geräte gehören einfach nicht ins Müllauto", so Pauluth. So etwas dürfe nicht wieder passieren.
Fast täglich Brände in Frankfurt
In anderen Städten kommt es ebenfalls immer wieder zu Akku-Bränden. In Frankfurt etwa landet der Sperrmüll zusammen mit dem Gewerbemüll in einer Sortieranlage. Dort brenne es fast täglich, teilte die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) mit. Die FES geht davon aus, dass häufig Lithium-Ionen-Akkus die Ursache sind. Die Menschen entsorgten zum Beispiel Geräte mit Batterien in Schubladen von Schränken im Sperrmüll.
Außerdem gab es in Frankfurt zwei Brände auf Müllwagen, mehrere Feuer in der Altpapierhalle und einen Brand im Müllheizkraftwerk. Die Feuerwehr sei mehrere Stunden im Einsatz gewesen, so die FES. Als Ursache wird ein geschredderter Akku vermutet, der sich entzündet hat.
"Investitionen in Brandschutz im Millionenbereich"
Auch Torben Kraffczyk, der Geschäftsführer der Meinhardt Städtereinigung in Hofheim (Main-Taunus), sprach von einem erhöhten Aufkommen von Lithium-Ionen-Zellen durch Fehlwürfe. "Das gilt für Altpapier, Gelben Sack, Restmüll aber auch Holzabfall aus dem Sperrmüll."
Immer mehr Produkte mit diesen Batterien kommen auf den Markt. Lithium-Ionen-Akkus stecken etwa in E-Bikes, E-Zigaretten, Powerbanks, Laptops, in elektrischen Zahnbürsten, blinkenden Turnschuhen und singenden Grußkarten.
Der Entsorger sieht sich aber gut gerüstet gegen Akku-Brände. "Die Hallen werden überwacht. Alle Betriebsstätten haben thermische Kamera und Löschanlagen. Das sind Investitionen in Brandschutz im höheren Millionenbereich", so Kraffczyk. Wenn der Alarm losgehe, könne schnell eingegriffen werden, zum Beispiel mit Feuerlöschern.