Gedenken an Auschwitz-Befreiung Bundeskanzler Scholz erinnert an Verantwortung für Geschichte
Bundeskanzler Scholz hat in Frankfurt gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren gedacht. Er rief dazu auf, Versuchen der Relativierung der deutschen Geschichte entgegenzutreten und die Erinnerung an die Schoah wachzuhalten.
Unrecht nicht zu dulden, nie mehr wegzuschauen, nein zu sagen: Das muss nach Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz die Richtschnur sein. Die Erinnerung an den von Deutschen begangenen Zivilisationsbruch der Schoah müsse wach gehalten und jeder Generation in Deutschland immer wieder neu vermittelt werden.
"Unsere Verantwortung hört nicht auf", betonte Scholz. "Gerade heute, wo Antisemitismus, Rechtsextremismus, völkisches Gedankengut, wo teils unverhohlene Menschenfeindlichkeit vielerorts eine erschreckende und alarmierende Normalisierung erfährt", sagte Scholz am Sonntag in Frankfurt.
Scholz sprach auf einer Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde anlässlich der Befreiung überlebender Häftlinge in Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.
Gedenkveranstaltung in Frankfurt
Etwa 700 Gemeindemitglieder sowie geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft, Kirchen und Wirtschaft nahmen an der Veranstaltung teil. Darunter Innenministerin Nancy Faeser (SPD), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), der Publizist Michel Friedman und die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi.
Auch die aktuellen Geschehnisse in Israel griff Scholz auf. "Ich bin froh, dass jetzt drei Geiseln freigekommen sind", sagte er. Es bleibe aber eine bittere Wahrheit, dass ein bitterer Terrorangriff mit dem Ziel der Entmenschlichung Grund für dieses Leid in Israel und dem Gazastreifen war. "Und das dürfen wir niemals vergessen", betonte er.
Die ersten drei von 33 israelischen Geiseln im Gazastreifen waren am Sonntagnachmittag im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung der israelischen Armee von der Hamas übergeben worden.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden sprach sich ebenfalls für ein lebendiges Gedenken an den Holocaust aus: "Unser Blick auf Auschwitz darf sich in seinem Kern nicht verändern", sagte er.
Scholz: "Trete jedem Schlussstrich entgegen"
Vor allem das Internet und Soziale Netzwerke würden häufig zu "Durchlauferhitzern" für extremistische Positionen, Hetze und Hass, die besonders oft Jüdinnen und Juden real gefährdeten, betonte Scholz. Sicherheitsbehörden schützten jüdische Gemeinden, Antisemitismus, Terrorpropaganda und Menschenfeindlichkeit würden bekämpft. Er betonte: "Ich trete jedem Schlussstrich, jedem 'Lange her' entgegen."
Es müsse der Anspruch aller sein, dass das jüdische Deutschland genauso selbstverständlich und alltäglich sei wie das Deutschland jedes anderen Glaubens und auch Nichtglaubens, so Scholz. "Leider sind wir davon noch entfernt. Das ist und bleibt empörend." Versäumnisse müssten aufgearbeitet werden.