Corona-Lage in Altenheimen trotz hoher Inzidenz entspannt
Die Vorsicht der Alten- und Pflegeheime scheint sich auszuzahlen: Dank hoher Impfquote hat das Coronavirus dort viel von seinem Schrecken verloren. Doch außerhalb der Heime gibt der mangelnde Impfschutz von Über-60-Jährigen Anlass zur Sorge.
Vor allem in den Alten- und Pflegeheimen haben die vergangenen Corona-Herbst- und Winterwellen viele Opfer gefordert. Das soll sich in diesem Jahr auf keinen Fall wiederholen, so hat es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) als Ziel ausgegeben.
Dabei ist die augenblickliche Welle mit der stark ansteckenden Virus-Variante Omikron BA.5 längst in den hessischen Alten- und Pflegeheimen angekommen - mit Wucht. Etwa jedes dritte Heim meldete diese Woche Corona-Ausbrüche, wie das Regierungspräsidium (RP) Gießen als Aufsichtsbehörde auf hr-Anfrage mitteilte.
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Von den 71.278 Heimbewohnerinnen und -bewohnern seien derzeit 2.115 positiv getestet - was einer Inzidenz von knapp 3.000 entspricht. Die landesweite allgemeine Inzidenz in Hessen lag am Freitag bei 949. Allerdings muss man bedenken, dass in den Heimen häufiger getestet und gemeldet wird.
Gemessen daran sind die Sterbezahlen erfreulich niedrig. In den vergangenen sieben Tagen sind nach Angaben des RP Gießen 20 infizierte Menschen verstorben - kein Vergleich zur ersten Corona-Winterwelle 2020, wo innerhalb einer Woche die 15-fache Anzahl an Bewohnerinnen und Bewohnern starb.
Hohe Impf- und Boosterquote unter Altenheimbewohnern
Auch in den Heimen, bei den besonders Verwundbaren, zeigt sich: Das Virus hat viel von seinem Schrecken verloren. Die BA.5-Variante ist nicht ganz so aggressiv wie ihre Vorläufer. Was noch wichtiger ist: Viele Menschen haben Antikörper, und die Altenheime achten sehr darauf, den Impfschutz aufrecht zu erhalten.
Landesweite Zahlen zur Impfquote in den Einrichtungen gibt es zwar nicht. Die Antwort des Main-Kinzig-Kreises auf die hr-Anfrage gibt aber ein vermutlich typisches Bild wieder: Dort sind über 91,7 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner nach Stiko-Empfehlung geimpft - also mit Erst-, Zweit- und inzwischen zwei Booster-Impfungen (oder entsprechend einem Immunschutz durch eine überstandene Corona-Infektion).
Landesweit Impflücke bei den Über-60-Jährigen
Dafür sorgen die Gesundheitsämter mit Impfkampagnen und mobilen Impfteams wie derzeit in Stadt und Kreis Kassel. Ältere Menschen außerhalb der Heime müssen in der Regel zu ihrem Hausarzt und sich um die Impfung bemühen - was viele Über-60-Jährige noch nicht getan haben: Die Zahlen für Hessen zeigen bei ihnen eine deutliche Impflücke.
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Auch wenn mit Beginn der Herbstwelle wieder deutlich mehr Menschen zum Arzt gehen, um ihren Impfschutz auffrischen zu lassen: Derzeit werden etwa nur halb so viele Boosterimpfungen an Über-60-Jährige verabreicht wie noch im April. Gerade mal ein Viertel der Hessinnen und Hessen über 60 ist vierfach geimpft, wie es die Stiko empfiehlt.
Hessen liegt damit zwar im Ländervergleich im Mittelfeld. Hier haben sich aber im Verhältnis deutlich weniger 60-Jährige nachboostern lassen als beispielsweise in Niedersachsen, wo die Impfquote in dieser Altersgruppe bei 38 Prozent liegt.
Sozialministerium erkennt keine Impflücke
Das Sozialministerium in Wiesbaden informiert dazu: Eine Boosterlücke für Hessen sei nicht erkennbar, das Land befinde sich im Mittelfeld eines Impfgefälles von Nord nach Süd und West nach Ost. An der aktuellen Impfkampagne des Bundesgesundheitsministers werde sich Hessen wie zuvor verstärkend beteiligen. Zudem werbe Minister Kai Klose (Güne) regelmäßig für die Impfung.
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Dabei gibt es inzwischen ja aktuellere, an Omikron angepasste Impfstoffe, die noch besseren Schutz versprechen: Sie machen inzwischen den Löwenanteil der Booster-Impfungen aus. Immerhin liegt das Impftempo in Hessen derzeit leicht über dem Durchschnitt der West-Bundesländer - und, worauf das Sozialministerium verweist: Hessen liegt bei der Verimpfung der neuen Omikron-Impfstoffe weit vorn.
Sendung: hr4, 13.10.2022, 12.45 Uhr
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