Corona-Pandemie Desinfektionsmittel in Acker-, Wein- und Waldböden

Der massenhafte Gebrauch von Desinfektionsmitteln seit Beginn der Corona-Pandemie hat einer Studie zufolge zu einer starken Belastung der Böden geführt. Sogar im Wald wurde Reinigungsmittel nachgewiesen. Die Gefahr: Antibiotika-Resistenzen.

Waldboden dick mit Nadeln bedeckt
Waldboden in Wiesbaden. (Archivfoto) Bild © Michaela Zeuch
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Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Desinfektionsmittel-Gebrauch haben Spuren hinterlassen, und zwar in den Böden in Hessen. Forscher der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen und des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) wiesen im Rahmen einer Studie in 97 Prozent der entnommenen Bodenproben sogenannte Quartäre Alkylammoniumverbindungen (QAAV) nach.

Diese werden als Wirkstoff in Reinigungsmitteln verwendet und können – in die Umwelt gelangt – zu gefährlichen Antibiotika-Resistenzen führen, wie das HLNUG am Freitag mitteilte.

Hohe Konzentration in Überschwemmungsgebieten

Untersucht wurden 65 Proben aus den Kreisen Marburg-Biedenkopf, Gießen, der Wetterau, dem Vogelsberg, Kassel und dem Raum Frankfurt. Laut der im Fachmagazin "Science of the Total Environment" veröffentlichten Untersuchung entdeckten die Wissenschaftler den Fremdstoff sowohl in Äckern und Wiesen als auch in Weinbergen und sogar in Wäldern.

Besonders hoch waren demnach die Konzentrationen in Böden, die regelmäßig vom Hochwasser des Rheins oder des Mains überschwemmt werden. Überraschend war für die Forscher nach eigenen Angaben, dass QAAV selbst in Waldböden nachgewiesen werden konnten, "obwohl ein unmittelbarer Eintrag durch Überschwemmungen oder beispielsweise über Gülle-, Klärschlamm- oder Pestizidausbringung wie auf landwirtschaftlichen Flächen in Wäldern allgemein nicht gegeben ist".

Prognose zu Todesfällen wegen Antibiotika-Resistenzen

Die Gehalte der Desinfektionsmittel liegen den Angaben zufolge teilweise zwei bis drei Größenordnungen oberhalb von Gehalten, wie sie für Arzneimittel und Antibiotika in Böden nachgewiesen wurden. "Eine Verbreitung dieser Desinfektionsmittelgruppe in Böden ist kritisch zu sehen und könnte – wie der missbräuchliche Einsatz von Antibiotika – das Problem der Antibiotika-Resistenzen zusätzlich verschärfen", lautet das Fazit der Wissenschaftler. Die Forschung dazu stehe allerdings noch am Anfang.

Wie JLU und HLNUG weiter mitteilten, gehen aktuelle Vorhersagen davon aus, dass bereits im Jahr 2050 jährlich 10 Millionen Menschen weltweit durch antibiotika-resistente Keime sterben werden.

Weitere Informationen

Sendung: hr-iNFO, 02.12.2022, 14 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe