Proteste in vielen Städten Demos gegen Rechtsruck in Hessen: Tausende auf den Straßen
In zahlreichen hessischen Städten haben insgesamt tausende Menschen gegen den Rechtsruck in Deutschland demonstriert. In Frankfurt haben sich laut Polizei rund 15.000 Menschen versammelt.
Tausende Menschen sind heute in mehreren deutschen Städten gegen den Rechtsruck auf die Straße gegangen - auch in Hessen gab es zahlreiche Veranstaltungen und Demonstrationen, die teilweise noch am Nachmittag andauern. Der mit Abstand größte Protest lief in Frankfurt, aber auch in anderen Städten wie Darmstadt oder Wiesbaden kamen zahlreiche Menschen zusammen.
Unter dem Motto "Wähl' Liebe und Demokratie, statt Hass und Diskriminierung" versammelten sich am späten Vormittag Tausende auf dem Frankfurter Römerberg für eine Kundgebung. Sie war Teil einer bundesweiten Kampagne der Christopher-Street-Day-Bewegung (CSD) zur Bundestagswahl am 23. Februar. Die Polizei spricht von einem friedlichen Ablauf ohne Zwischenfälle.
Insgesamt sollten bundesweit in mehr als 40 Städten Demonstrationen und Kundgebungen stattfinden. Allein in Frankfurt hatten sich mittags laut der Polizei mehr als 15.000 Menschen versammelt. Die Initiatoren schätzten die Teilnehmenden-Zahl auf 20.000.
Wegen des großen Zulaufs auf dem Römerberg hatte die Polizei die Zugänge zwischenzeitlich gesperrt. Die Einsatzkräfte riefen dazu auf, auf Bereiche am Paulsplatz oder Mainkai auszuweichen.
![Demonstrierende auf dem Römerberg mit selbstgemalten Plakaten.](https://www.hessenschau.de/panorama/demo-roemer-100~_t-1739629153319_v-16to9__small.jpg 320w, https://www.hessenschau.de/panorama/demo-roemer-100~_t-1739629153319_v-16to9__medium.jpg 480w, https://www.hessenschau.de/panorama/demo-roemer-100~_t-1739629153319_v-16to9__medium__extended.jpg 640w, https://www.hessenschau.de/panorama/demo-roemer-100~_t-1739629153319_v-16to9.jpg 960w, https://www.hessenschau.de/panorama/demo-roemer-100~_t-1739629153319_v-16to9__retina.jpg 1920w)
Sperrungen und Einschränkungen im Nahverkehr
Einen Zug durch die Innenstadt gab es nicht, seit dem Morgen gab es jedoch Verkehrsbehinderungen rund um den Römerberg und den Paulsplatz. Auf Transparenten sprachen sich die Demonstrierenden gegen jegliche Kooperationen mit der AfD aus. Es gab zahlreiche Redebeiträge und viel Musik.
Auch die Berliner Straße, die Braubachstraße und der Mainkai sind bis etwa 15 Uhr abgeriegelt. Einige Straßenbahnhaltestellen sind ebenfalls nicht zu erreichen, auch die U-Bahn-Haltestelle Dom/Römer ist gesperrt.
Aufruf gegen Hass und Hetze
Die gesellschaftliche und politische Lage sei in einer Weise in Veränderung, in der insbesondere Minderheiten immer weiter unter Druck geraten und die für viele konkrete körperliche, psychische und rechtliche Gefahr bedeutet, hatte die CSD-Bewegung in ihrem Aufruf geschrieben.
Der Ton werde immer feindseliger und rechtsextreme Parteien würden immer stärker. Es sei wieder Zeit, sich dem entgegenzustellen und unmissverständlich klarzumachen, "was wir von Nazis, Rechtsextremisten, billigen Opportunisten, Demagogen und Brandstiftern halten, die unser Land vergiften wollen mit ihrem Hass".
Zur Teilnahme hatten auch das Frankfurter Römerbergbündnis und weitere Organisationen aufgerufen. Im Römerbergbündnis rufen seit den 1970er Jahren die evangelische und katholische Kirche, die Jüdische Gemeinde Frankfurt, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Frankfurter Jugendring gemeinsam zu Kundgebungen gegen Rechtsextremismus auf.
Veranstaltungen auch in anderen hessischen Städten
Auch in Darmstadt haben sich nach Polizeiangaben rund 2.500 Menschen auf dem Friedensplatz versammelt, wo der CSD zur Kundgebung aufgerufen hat. In Michelstadt (Odenwald) kamen laut Polizei 500 Menschen zusammen.
In Wiesbaden waren es auf dem Luisenplatz etwa 1.000 Menschen, die zum Schlossplatz zogen. Vom CSD geplante Demonstrationen fanden auch in Fulda, Gelnhausen und Marburg statt. In Bad Emstal (Kassel) wollen Menschen eine Lichterkette als Zeichen für eine starke Demokratie bilden.
In den vergangenen Wochen waren deutschlandweit Menschen auf die Straße gegangen. Allein am vergangenen Wochenende demonstrierten mehr als 30.000 Menschen in Hessen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.
Fünfter Jahrestag des Anschlags in Hanau
Anlässlich des fünften Jahrestages des rassistischen Anschlages in Hanau findet am Samstag auch dort eine Demonstration statt. Rund 3.000 Teilnehmende werden am Nachmittag erwartet. Die Angehörigen und Freunde der Ermordeten sowie ihre Unterstützer, die sich in der Initiative 19. Februar zusammengeschlossen haben, werden am Abend im Veranstaltungszentrum Congress Park Hanau zu einer von ihnen selbst organisierten Gedenkstunde zusammenkommen.
Bereits am Nachmittag beginnt am Marktplatz eine Demonstration unter dem Motto "Erinnern heißt Verändern", zu dem das Jugendbündnis Remember Hanau aufgerufen hat. In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-Jähriger neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.