Finale am 22. Februar Diese Ärztin aus Gießen will "Miss Germany" 2025 werden

Ihre Mission: mit künstlicher Intelligenz die Hautmedizin revolutionieren. Damit hat Valentina Busik auch die Jury von "Miss Germany" von sich überzeugt. Ende Februar steht sie im Finale - bei dem es längst um mehr geht als das Aussehen.

Eine junge Frau in medizinischer Berufskleidung lacht in die Kamera und bildet mit dem Zeige- und Mittelfinger ein "V(icotory)-Zeichen".
Die angehende Hautärztin Valentina Busick aus Gießen. Bild © Miss Germany

Es ist nicht immer glamourös, das Leben einer angehenden Hautärztin. Die Hände in blauen Gummi-Handschuhen, um die Schultern einen ausgewaschenen weißen Arztkittel, begutachtet Valentina Busik aus nächster Nähe Leberflecken oder Schuppenflechte.

Aber sie liebt ihren Job, sagt Busik. "Am meisten gefällt mir, wenn die Patienten sagen: 'Sie sind die Erste, die mich verstanden und mir geholfen hat.'" Oft gehe es nicht nur um die Haut, sondern auch um die Psyche.

Wer die 27-Jährige an ihrem Arbeitsplatz in der Hautklinik des Gießener Uniklinikums erlebt, kann nur schwer erahnen, was sie in ihrer Freizeit umtreibt: das Finale der bekanntesten Miss-Wahl des Landes, "Miss Germany". Mehr als 90 Jahre war diese ein klassischer Schönheitswettbewerb – mit knappen Bikinis, Glitzer-Krönchen und Laufsteg-Schischi. Doch das ändert sich gerade.  

Videobeitrag

Hessische Ärztin im Finale bei "Miss Germany" 2025

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Vom OP-Saal zu "Miss Germany"

"Seit 2019 sind wir ein Wettbewerb für Frauen, die Verantwortung übernehmen", sagt  "Miss Germany"-Sprecherin Jil Andert. "Wir haben gemerkt, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, Frauen nur nach ihrem Äußeren zu bewerten." Ein Image-Wechsel, der in den Sozialen Medien nicht nur positiv aufgenommen wurde.

Heute liege der Fokus darauf, Frauen sichtbar zu machen, die Vorbilder im Bereich Beruf und Karriere sein können, sagt Andert. Man sei überzeugt, die Wirtschaft brauche mehr "weibliche Attribute". Neben 99 Euro Startgeld müssen Bewerberinnen ein Vorstellungsvideo einsenden und sich in einem einminütigen Vortrag selbst präsentieren.

Ganze Familie hilft bei Kandidatur 

Valentina Busik aus Gießen steht als eine von neun Kandidatinnen im Finale von "Miss Germany" und hat sich damit gegen hunderte andere Frauen durchgesetzt. Mit dabei waren Unternehmerinnen, Handwerkerinnen oder Informatikerinnen.

Seit dem Sommer hat die Gießenerin bei Coachings und Workshops mitgemacht und war sogar für zwei Wochen in einer Art "Miss Germany"-Camp in Kroatien mit Fotoshootings, Sprech- und Medien-Training.

Auch Busiks Familie ist mit in ihre Kandidatur eingespannt: die Mutter als Style-Beraterin, der Bruder als Social-Media-Beauftragter und Freund Dmitry Yaskov als Chefstratege. "Egal wie es ausgeht, es ist eine coole Erfahrung", sagt er. "Für uns ist Valentina schon jetzt die Titelträgerin."

Für ihre kleine Kampagne hat sie dabei eine Art Wahlspruch, den sie mittlerweile traumwandlerisch sicher formuliert: "Meine Mission ist es, das Deutsche Gesundheitssystem mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu revolutionieren." 

KI-Avatare für die Patientenaufklärung 

Die Assistenzärztin weiß aus dem Praxisalltag: Allen Patienten und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist schwer bis unmöglich. Es fehle vor allem an Zeit. Bis zu 20 Menschen müsse sie pro Tag verarzten, erzählt sie. Oft blieben nur 15 Minuten für die Behandlung. "Das ist superfrustrierend – für mich und die Patienten, die mit einer großen Erwartungshaltung hierher kommen", sagt Busik.

Abhilfe schaffen soll die KI, also die künstliche Intelligenz. Ginge es nach der jungen Medizinerin, könnten automatisierte Computerprogramme schon ab morgen für sie Papierakten wälzen oder Termine vergeben.

Ihr erstes konkretes Projekt, mit dem sie auch die "Miss Germany"-Jury überzeugt hat, besteht daher darin, Aufklärungsgespräche künftig an einen digitalen Avatar abzugeben. Die Uniklinik lässt bereits prüfen, ob das ethisch vertretbar wäre.

Zeitersparnis und Sprachauswahl 

Mit der KI-Software eines amerikanischen Anbieters hat Valentina Busik erste Testvideos erstellt: Das Programm speist sie mit einem Videoclip von sich selbst und vermittelt ihm so das nötige Fachwissen. Die KI errechnet daraus individuelle Aufklärungsvideos mit ihr als Sprecherin, die Patienten sich im Wartezimmer oder daheim auf dem Tablet ansehen können. Die Uni Mainz soll den Feldversuch wissenschaftlich begleiten.  

Ihren Chef hat Valentina Busik schon überzeugt. "Es spart den Ärzten Zeit", sagt Dr. Thilo Jakob, Direktor der Dermatologie und Allergologie am Gießener Uniklinikum. Auch für die Patienten sieht er Vorteile: "Man kann zum Beispiel frei seine Muttersprache auswählen, Aufklärungsgespräche so schnell anhören wie man möchte und zurückspulen."

Aufmerksamkeit für das Gesundheitssystem

Die Möglichkeiten, zwischen verschiedenen Sprachen zu wählen, ist für Miss-Germany-Kandidatin Busik besonders wichtig. "Als ich fünf Jahre alt war, sind meine Eltern aus Kasachstan nach Deutschland gekommen, weil ich eine Nierenoperation gebraucht habe", sagt sie. Eine solche Möglichkeit hätten sie sich damals gewünscht. In der Klinik springe sie häufiger als Dolmetscherin für russischsprachige Patienten ein – und sehe die positiven Effekte.  

Ihre "Miss Germany"-Kampagne solle vor allem Aufmerksamkeit erzeugen, sagt Valentina Busik. Nicht nur für sie selbst, sondern für alle Ärzte und Pflegekräfte, die das Gesundheitssystem "mit letzter Kraft aufrechterhalten" - und für die Patienten, die darunter leiden.

Busik: "Ich will gewinnen"

Das Finale von "Miss Germany" steigt am 22. Februar im Europa-Park in Rust vor einem Live-Publikum. Auch bei einem Streaming-Service und bei TikTok wird die Show übertragen. Zum ersten Mal dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer dabei für ihre Favoritin per Direkt-Voting abstimmen.

Ein Preisgeld gibt es übrigens nicht. Dafür aber eine große Plattform für wichtige Themen. Valentina Busik sagt: "Klar, will ich jetzt auch gewinnen."   

Redaktion: Malena Menke

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de