Auf Instagram und Youtube Dieser Influencer wirbt für die Freiwillige Feuerwehr - auf Türkisch

Dass es in Deutschland eine Feuerwehr mit freiwilligen Helfern gibt, war für Genco Barshan neu. Bis Einsatzkräfte ihn und seine Familie retteten. Inzwischen ist der 40-Jährige selbst Feuerwehrmann und macht Werbung dafür in der türkischstämmigen Community.

Genco Barshan wirbt auf Youtube und Instagram für die Freiwillige Feuerwehr.
Genco Barshan wirbt auf Youtube und Instagram für die Freiwillige Feuerwehr. Bild © hessenschau.de

Der 21. Dezember 2021 hätte für Genco Barshan und seine Familie auch in einer Katastrophe enden können. Er, seine Frau und seine Tochter hatten es sich zu Hause in Steinbach (Hochtaunus) auf der Couch vor dem Fernseher gemütlich gemacht. "Es war Winter. Alle Türen waren geschlossen", erinnert sich Barshan. Und so bemerkte zunächst niemand den Rauch, der aus der Küche quoll.

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Interview vor Einsatzwagen
Bild © hr
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"Das will ich auch machen"

Letztlich war es das Bellen des Hundes, das die Barshans alarmierte. Die Familie brachte sich in Sicherheit, Genco Barshan ergriff den Feuerlöscher und versuchte zunächst, den Brand selbst zu löschen. Kurz darauf traf die Feuerwehr ein. "In zehn Minuten war alles erledigt", sagt Barshan.

Doch es war nicht allein die Schnelligkeit der Einsatzkräfte, die ihm imponierte. Mehr noch erstaunte ihn, dass es sich nicht um Berufsfeuerwehrleute handelte, sondern um Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Steinbach. Menschen, die unbezahlt anderen zur Hilfe eilen: "Da habe ich beschlossen, das will ich auch machen."

Drei Jahre später ist Barshan nicht nur selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in seinem Wohnort, er versucht auch andere dafür zu begeistern. Vor allem Menschen, die wie er selbst einen türkischen Migrationshintergrund haben.

Einsatz am Wohnhaus der Barshans im Dezember 2021.
Im Dezember 2021 kam Barshan erstmals mit der Freiwilligen Feuerwehr in Berührung - weil seine Küche in Flammen stand. Bild © Privat

Ansprache auf Türkisch

Auf seinem Instagram-Kanal "Kirmizi Kamyon 112" (in Deutsch: Der rote Lkw 112) wendet sich der 40-Jährige auf Türkisch an sein Publikum. Die Übersetzung läuft in weißen Lettern oberhalb des Bildausschnitts mit. Barshan spricht durch das Fenster eines Einsatzfahrzeuges - des titelgebenden "roten Lkw". "95 Prozent der gesamten Feuerwehr in Deutschland besteht aus Freiwilligen", lässt er die Zuschauer wissen. "Ja, ich weiß, es ist ein wenig schwer zu glauben."

Die Ungläubigkeit, die Barshan hier in Worte fasst, entspricht dem, was er vor knapp drei Jahren selbst empfand. "Das Konzept einer Freiwilligen Feuerwehr ist in der Türkei eigentlich unbekannt", erklärt er. Er selbst sei seinerzeit bass erstaunt gewesen. Und wie ihm ginge es sicherlich vielen Menschen in der türkischstämmigen Community.

Einblicke schaffen

"Viele Leute mit türkischem Hintergrund kennen das gar nicht", glaubt Barshan. Deshalb versucht er, Einblicke zu schaffen, veröffentlicht Videos und Fotos auf Instagram und Youtube. Man sieht ihn beim Anlegen der Schutzausrüstung, beim Verlegen von Schläuchen, bei Übungen und beim Fitnesstraining. Szenen aus dem nicht ganz alltäglichen Alltag der Freiwilligen Feuerwehr.

Dass die Videos alle sehr professionell aussehen, ist dabei kein Zufall. Bevor er 2009 nach Deutschland zog, war Barshan in der Türkei Kameramann für Nachrichtensender. Die Kommunikation durch starke Bilder war quasi sein Broterwerb. Inzwischen hat er umgesattelt und arbeitet als Cyber-Sicherheitsingenieur.

Wertvolle Aufklärungsarbeit

Seine Social-Media-Kanäle startete Barshan, nachdem er die Idee seinem Wehrführer erläutert hatte. Noch ist die Anzahl seiner Follower überschaubar. Dennoch ist der Steinbacher Stadtbrandinspektor Dominik Hagen von dem Konzept überzeugt: "Viele Leute in der Gesellschaft wissen gar nicht, wie das System Freiwillige Feuerwehr funktioniert", sagt der 29-Jährige. Barshan leiste daher wertvolle Aufklärungsarbeit.

Rund 100 Einsätze bewältige die Freiwillige Feuerwehr in Steinbach pro Jahr, betont Hagen. 55 Aktive stehen dafür bereit. Nachwuchssorgen gebe es derzeit nicht. In der Jugendfeuerwehr zähle man aktuell 40, bei der Mini-Feuerwehr weitere 30 Mitglieder. "Dennoch: Jeder, der bei Feuerwehr mitmachen möchte, ist willkommen und gerne gesehen", so Hagen.

Barshan jedenfalls hat seine Begeisterung bereits weitergegeben. Nicht nur er ist inzwischen bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, sondern auch seine 13-jährige Tochter. Fragt man ihn, was ihm am besten gefalle, antwortet er mit einem Wort: "Kameradschaft." Das Wort gebe es zwar auch im Türkischen, aber da habe es eine etwas andere Bedeutung.

Redaktion: Danijel Majić

Sendung: hr-fernsehen, maintower,

Quelle: hessenschau.de, mit Informationen von Carolin Lemuth.