Einbußen in Millionenhöhe Hanau will Degradierung zur Mittelstadt nicht auf sich sitzen lassen

Größte Mittelstadt - oder kleinste Großstadt? Was nach Wortklauberei klingt, bedeutet für Hanau bares Geld. Mit dem Status sind finanzielle Einbußen in Millionenhöhe verbunden. Nun wehrt sich Hanau mit einem Wissenschaftler gegen den jüngsten Zensus.

Brüder Grimm Denkmal am Marktplatz in Hanau
Brüder-Grimm-Denkmal am Marktplatz in Hanau Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Hanau wehrt sich gegen die Ergebnisse des jüngsten Zensus, nach dem die Stadt am Stichtag 15. Mai 2022 nur noch 93.632 Einwohner zählte, was einem Rückgang von 6.675 Menschen gegenüber 2021 entsprechen würde. Damit war Hanau zahlenmäßig zu einer Mittelstadt zusammengeschrumpft - ein Label, mit dem Stadt nicht leben möchte.

Für das für August anberaumte Gespräch mit dem Statistischen Landesamt, von dem sich die Stadt eine Anpassung der Zahlen nach oben erhofft, hat Hanau sich den Sozialwissenschaftler Rainer Schnell, der an der City University London und der Universität Duisburg-Essen lehrt, an die Seite geholt.

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Einwohnerzahl hat Auswirkung auf Finanzmittel

Bei dem Streit um die tatsächliche Einwohnerzahl geht es nicht nur um Eitelkeiten, ob Hanau nun eine Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern ist oder nicht. Die Ergebnisse des Zensus sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes die Grundlage dafür, wie viel Geld Städte und Gemeinden in Zukunft durch den Länder- und den kommunalen Finanzausgleich sowie durch EU-Fördermittel zugewiesen bekommen.

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Klein-, Mittel-, Großstadt: Was ist was?

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung ordnet Gemeinden seit 2003 in verschiedene Kategorien ein: Eine Großstadt hat mindestens 100.000 Einwohner, eine Mittelstadt 20.000 bis unter 100.000. In einer Kleinstadt leben demnach zwischen 5.000 und unter 20.000 Menschen. Alles darunter wird unter dem Begriff Landgemeinde geführt.

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Mit dem Zensus, also einer Art Volkszählung, ermitteln Statistiker ungefähr alle zehn Jahre, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Der Zensus 2022 beruht auf amtlichen Registern und der Befragung von zwölf Prozent der Bevölkerung.

Was ist schlecht an der Meldestatistik?

"Es stellt sich die Frage, warum eine statistische Hochrechnung, die auf der Basis von rund zehn Prozent der Bevölkerung vorgenommen wurde, präziser sein soll als die fortlaufend aktualisierte Einwohner-Meldestatistik", erklärte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).

Sozialwissenschaftler Schnell hat sich nach Angaben der Stadt bereits mit dem Zensus 2011 auseinandergesetzt und gilt als Kritiker des Verfahrens. An dem Treffen mit dem Landesamt soll den Angaben zufolge auch Jürgen Dieter vom Hessischen Städtetag teilnehmen.

In anderen Berechnungen hat Hanau über 100.000 Einwohner

In früheren Berechnungen war das Landesamt für das Jahr 2022 nach Angaben der Stadt auf eine Hanauer Einwohnerzahl von 100.307 gekommen. Demnach wurde die 100.000er-Marke im Oktober 2022 überschritten.

Laut Zensus kamen auch Frankfurt, Kassel, Darmstadt und Offenbach auf niedrigere Einwohnerzahlen als in der sogenannten Bevölkerungsfortschreibung. Lediglich Wiesbaden hatte ein leichtes Plus. In Hanau war der Ausschlag mit minus 6,7 Prozent am größten.

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Der Zensus

  • Alle zehn Jahre führen die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder den Zensus als "Bestandsaufnahme der Bevölkerungszahl" durch – eine Art Volkszählung.
  • Nach 2011 hätte der nächste Zensus 2021 stattfinden sollen, wurde aufgrund der Pandemie aber auf 2022 verschoben.
  • Die Bevölkerungsdaten der Verwaltungsregister werden für den Zensus durch eine verpflichtende Stichprobenbefragung von bundesweit rund zehn Prozent der Bevölkerung ergänzt.
  • Die Zensus-Ergebnisse sind Grundlage dafür, wie viel Gelder Städten und Gemeinden zugewiesen werden.
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Anmerkung: In einer früheren Version haben wir berichtet, Hanau sei nun offiziell eine "Kleinstadt". Dies ist falsch. Der offizielle Begriff lautet für Städte dieser Größenordnung aber "Mittelstadt".

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