Interview mit neuer Vorsitzenden Eine "Löwenmami" will im Landeselternbeirat für Ruhe sorgen

Intrigen bis zur Handlungsunfähigkeit? Im Landeselternbeirat läuft es seit Monaten nicht rund, zwei Vorstände haben bereits hingeschmissen. Wie sie nun Ordnung in das Gremium bringen will, erzählt die neugewählte Vorsitzende, Gudrun Gebhardt, im Interview.

Das Wort "Willkommen" in mehreren Sprachen an der Tür eines Klassenzimmers.
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Zwei schnelle Wechsel an der Spitze, öffentliche Anschuldigungen und wenig zu Sachthemen: Im Landeselternbeirat (LEB) hat es in den vergangenen Monaten heftig gekracht. Nachdem der letzte Vorsitzende, wie auch sein Vorgänger, das Amt hingeworfen hat, wurde nun eine Frau als Vorständin des LEB gewählt. Gudrun Gebhardt ist Sachbearbeiterin im Sozialamt in Erbach (Odenwald), hat drei Söhne im Alter zwischen 16 und 21 Jahren und nennt sich selbst eine "Löwenmami".

Warum sich die 46-Jährige in dieses Ehrenamt wählen ließ, wie sie den Vorstand auf Vorderfrau bringen möchte und was sie vom neuen Kultusminister erwartet, erzählt sie im hessenschau.de-Interview.

hessenschau.de: Warum haben Sie sich entschlossen, für das Amt zu kandidieren?

Gudrun Gebhardt: Erstens vertrete ich schon seit einiger Zeit die Meinung, so ein Vorstand kann ruhig auch einen Schwung Weiblichkeit vertragen. Nur Männer tun vielleicht nicht immer gut. Und zweitens sehe ich mich als Vermittlerin und Mentorin, ich möchte alles jetzt wieder in ruhigere Fahrwasser bringen. Wir sollten uns den Sachthemen zuwenden.

hessenschau.de: Wolfgang Stock, Ihr Vorgänger im Amt, sprach von "Schlammschlacht, Intrigen und Geltungssucht" im Vorstand. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Gebhardt: Ich kann das, was Herr Stock da gesagt hat, überhaupt nicht bestätigen. Ich habe weder Intrigen noch eine Schlammschlacht wahrgenommen. Und ich wäre nah genug dran gewesen, um das mitzubekommen.

hessenschau.de: Stock nannte den Vorstand "handlungsunfähig"...

Gudrun Gebhardt: Ganz grundlegend: Das Gremium war, ist und wird niemals handlungsunfähig sein. Die beiden Stellvertreter haben gerade auch als Stocks Vorgänger, Herr Heitmann, für uns völlig überraschend sein Amt zurückgegeben hat, im Hintergrund mit dem Ministerium zu den Sachthemen weitergearbeitet – sei es zum Thema Datenschutz oder zum Beschwerdemanagement an Schulen. Das ging nur nicht durch die Presse.

Dass Herr Stock sein Amt dann auch nach kurzer Zeit niedergelegt hat, kam für uns auch wieder vollkommend überraschend. Es war in keinster Weise abzusehen, dass er das machen würde. Er war ja erst seit Dezember im Amt.

hessenschau.de: Jetzt sind Sie da. Wie lange werden Sie bleiben?

Gudrun Gebhardt: Ganz sicher bis zur Neuwahl am 8. Juni. Diese ist bereits terminiert und da wird das gesamte Gremium neu gewählt. Für dieses neue Gremium habe ich mich auch schon als Delegierte aufstellen lassen für den Odenwaldkreis für die Mittelstufenschulen.

hessenschau.de: Ihr Vorgänger tat sich auch mit seinen Stellvertretern Ingo Radermacher und Thorsten Sprenger schwer. Wie vertraut sind Sie mit Ihren beiden Co-Vorsitzenden?

Die drei Vorstandsmitglieder des Landeselternbeirats (LEB) stehen gemeinsam im Freien, hinter ihnen Bäume und ein Parkplatz
Demonstrieren als Vorstand den Schulterschluss: Thorsten Sprenger, Gudrun Gebhardt, Ingo Rademacher (v.l.n.r.) Bild © Landeselternbeirat

Gudrun Gebhardt: Seit sieben Jahren bin ich Kreiselternbeiratsvorsitzende des Odenwald-Kreises. Und ich bin schon seit zweieinhalb Jahren im Landeselternbeirat, nur eben nicht als Vorstand. Ich wurde mit den beiden in das Gremium hineingewählt und bin für die Mittelstufenschulen zuständig.

Meine beiden Stellvertreter kenne ich demnach schon seit Jahren. Und ich komme mit beiden sehr gut zurecht. Ich bin voll im Team integriert und finde es gut, wie sie die Kommunikation suchen. Wir arbeiten auf Augenhöhe, sachlich und kollegial zusammen. Das ist eine wertschätzende Zusammenarbeit.

hessenschau.de: Welche neue Führungskultur wollen Sie konkret installieren?

Gudrun Gebhardt: Ich sehe mich nicht wirklich als Vorsitzende, sondern ich sehe mich als einen Teil vom Vorstand. Das heißt, ich möchte auf Augenhöhe mit meinen beiden Stellvertretern sein. Wir sind ein Vorstand und wir agieren zu dritt. Ich bin jetzt zwar das Gesicht, aber wir sprechen uns intern ab und treten nach außen geschlossen auf. Ich bin ein Teamplayer. Und bislang waren wir bei den Themen, die wir besprochen haben, immer der gleichen Meinung.

hessenschau.de: Dann werden Sie doch sicher für die LEB-Neuwahlen am 8. Juni auch wieder für den Vorstand kandidieren?

Gudrun Gebhardt: Hm, gute Frage… Ich brauche jetzt erst mal Zeit bis zur Wahl. Wenn dann das Gremium sagt, ich habe meinen Job gut gemacht und mich wieder für den Vorstand will, dann könnte ich mir das sehr gut vorstellen, ja. Einmal in den LEB kann und möchte ich mich tatsächlich noch wählen lassen. Danach sind alle meine Kinder 18 Jahre alt, dann ist das gesetzlich nicht mehr möglich.

hessenschau.de: Elternvertretung auf allen Ebenen ist ein Ehrenamt. Warum engagieren Sie sich gerade beim Thema Schule so intensiv?

Gudrun Gebhardt: Ich habe drei Söhne und ich habe festgestellt, dass man über den regulären Schulapparat nicht immer die beste Förderung für sein Kind bekommt. Da muss man halt was tun. Ich werde als Löwenmami bezeichnet und ich lege tatsächlich Wert darauf, meine Kinder zu fördern und zu fordern. Die Zukunft liegt in den Händen unserer Kinder. Elternarbeit finde ich eine ganz wichtige Arbeit – für die es allerdings nicht mal die Ehrenamtscard gibt. Das finde ich sehr schade. Wir haben im LEB sehr engagierte Eltern.

hessenschau.de: Welche Themen oder Baustellen wollen Sie nun als Erstes angehen?

Gudrun Gebhardt: Die Themen, an denen im Hintergrund gearbeitet wird, sind einheitliche Regeln zum Thema Datenschutz, bislang hat jede Schule ihren eigenen Fragebogen. Das wollen wir standardisieren. Wir wollen auch ein Beschwerdemanagement an Schulen einrichten, also Eltern klare Ansprechpartner bei Problemen geben. Und dann gibt es noch das Thema Fehlerindex und das ganz große Thema Ganztagsbetreuung. Und dann ist die Riesenbaustelle Inklusion ja auch nicht zu vergessen.

Stichwort Fehlerindex: Vielleicht sollte die Schule mehr loben statt bestrafen. Statt Fehler über den Index zu markieren und eine Drittelnote abzuziehen, vielleicht sollte man das anders machen. Das ist eine meiner Ideen, die ich reingeben möchte.

hessenschau.de: Haben Sie schon Kontakt mit dem ja auch noch recht frischen Kultusminister Armin Schwarz (CDU)?

Gudrun Gebhardt: Noch hatte ich keinen Kontakt mit dem neuen Minister. Ich hoffe, dass wir bald einen Termin für ein persönliches Kennenlernen haben werden.

hessenschau.de: Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit dem Ministerium?

Gudrun Gebhardt: Eine ähnlich gute, wie ich sie schon in den vergangenen zweieinhalb Jahren erleben durfte. Ich erwarte, dass meine Anfragen zeitnah beantwortet werden, die Themen uns vorgelegt werden und wir dazu Stellung beziehen können und dass das auch zu einem Dialog führt. Und ich erwarte, dass man nach einem Konsens sucht, wie man das dann in der Gesetzgebung regeln kann. Wir haben einen direkten Draht ins Ministerium und feste Ansprechpartner. Die Zusammenarbeit war und ist wirklich gut und ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt.

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Quelle: hessenschau.de/Susanne Mayer