EM in Frankfurt Sicherheitskonzept mit Polizeibooten und zentraler Videoüberwachung
Hessens Sicherheitsbehörden sehen sich gut vorbereitet für die Fußball-EM in Deutschland. Das Messer-Attentat von Mannheim habe die Aufmerksamkeit noch einmal erhöht. Für die fünf Spiele in Frankfurt gilt ein aufwändiges Sicherheitskonzept.
In Frankfurt wird die Fußball-EM wenige Tage vor dem Anpfiff immer sichtbarer: Die Fan-Zone am Main nimmt mit weißen Pavillons Gestalt an, im Bahnhofsviertel sind Straßen mit einem Leitsysten aus bunten Pfeilen bemalt, die Fußball-Begeisterten den Weg weisen sollen. Fünf Spiele finden in Frankfurt statt - und dafür sehen sich Hessens Sicherheitsbehörden gut vorbereitet.
Innenminister Roman Poseck (CDU) und Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller stellten am Montag das EM-Sicherheitskonzept vor. Dieses sieht unter anderem viel Polizeipräsenz vor. Doch nicht alle Maßnahmen sind offensichtlich.
- Videoüberwachung
- Sicherheit im Bahnhofsviertel
- Lautsprecherwagen
- Polizeikräfte: sichtbar und unsichtbar
- Drohnen
- Polizeiboote
- Rettungskräfte
"Wir haben weiterhin keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr. Es gibt aber eine hohe abstrakte Gefahr", sagte Poseck in Frankfurt.
Der tödliche Messer-Angriff von Mannheim ändere an dieser Bewertung zwar nichts. Dennoch habe er gezeigt, "wie schnell und wie schrecklich sich eine reale Gefahr realisieren kann." Deshalb sei Wachsamkeit das Gebot der Stunde.
Videoüberwachung in Frankfurt ausgeweitet
In ihrem Sicherheitskonzept setzt die Polizei nach eigenen Angaben auf viel Präsenz, Kommunikation und noch mehr Videoüberwachung in Frankfurt.
Im Polizeipräsidium hat sie eigens für die EM ein Videoüberwachungszentrum eingerichtet. Dort sollen die Aufnahmen von zahlreichen Überwachungskameras in Frankfurt, Videos von Verkehrsleitkameras sowie von Polizei-Hubschraubern und Drohnen zentral zusammenlaufen. Damit habe man das Sicherheitsniveau zur EM noch einmal auf ein neues Level gehoben, betonte Frankfurts Polizeipräsident Müller.
"Dies versetzt uns in die Lage, einen dauerhaften Blick auf Menschenmengen an zentralen Knotenpunkten und in den Vergnügungsvierteln zu haben", so Müller. Vier Beamte sollen die Live-Videos auf den LED-Bildschirmen im sogenannten Video-Operation-Center rund um die Uhr beobachten.
Waffenverbot im Bahnhofsviertel
Insgesamt war die Videoüberwachung in Frankfurt zur EM hochgefahren worden - auch im berüchtigten Bahnhofsviertel: Sechs mobile Kamerasysteme baute die Polizei im Ausgehviertel Alt-Sachsenhausen auf, drei im Bahnhofsviertel.
Dort werde zudem die Polizeipräsenz erhöht und es gebe verstärkte Waffenkontrollen. Vor einigen Wochen hatte die britische Boulevardzeitung Sun mit dem Begriff "Zombieland" Fußball-Fans vor dem Viertel gewarnt.
Lautsprecherwagen mit LED-Bildschirmen
Mit mehreren Zehntausend Besuchern rechnen die Sicherheitsbehörden für jedes der fünf Spiele in Frankfurt. "Wir erwarten ein 30 Tage langes Fußballfest im Herzen Europas", sagte der Leiter der Abteilung Einsatz, Thomas Schmidl. Der Grundsatz der Polizei sei, so gelassen wie möglich und so wachsam und konsequent wie nötig zu agieren. Zudem lerne man an jedem Turniertag dazu, und die Polizei werde ihr Konzept stetig anpassen.
In der Stadt will die Polizei Lautsprecherwagen mit LED-Bildschirmen einsetzen. Szenekundige Beamte des jeweiligen Gastlandes sollen die hessischen Beamten mit ihren Kenntnissen der entsprechenden Fanszenen unterstützen.
Polizeipräsenz - sichtbar und unsichtbar
An Spieltagen sollen im Stadion speziell geschulte und besonders ausgerüstete Interventionskräfte und das Spezialeinsatzkommando bereitstehen, um im Ernstfall "schnellstmöglich robust intervenieren zu können", wie die Frankfurter Polizei mitteilt.
Fans sollen davon aber nur wenig mitbekommen, so Müller: "Diese Kräfte werden für die Bürgerinnen und Bürger nur bei den Einlasskontrollen am Stadion sichtbar sein, die übrigen Standorte sind für die Öffentlichkeit nicht wahrnehmbar."
Drohnen-Verbot für Stadion und Ukraine-Camp
Über dem Frankfurter Stadion gilt rund um die Spiele ein Drohnen-Verbot. Wer dort trotzdem Drohnen steigen lässt, macht sich strafbar. "Die Polizei kann Drohnen orten, abwehren und zurückverfolgen", warnte Müller. Auch in der Fan-Zone am Main oder am Team-Camp der Ukrainer in Taunusstein ist es verboten, Drohnen fliegen zu lassen.
Zudem gebe es eine sogenannte Cyber-Unit, um mögliche Gefahren aus dem virtuellen Raum abzuwenden.
Abkürzung per Boot bei vollen Straßen
Die Polizei in Hessen und insbesondere die Frankfurter Beamten bereiten sich seit über zwei Jahren auf die Fußball-Europameisterschaft vor. Dabei trainierte sie für ihre Einsätze im Sommer. Hunderte Beamte der Wasserschutzpolizei probten beispielsweise ab Anfang April Boottransporte auf dem Main.
Denn auch Polizeiboote stehen für die Einsätze rund um die EM bereit. Damit sollen die Beamten auch dann schnell zum Einsatzort kommen, wenn die Straßen - vor allem die Fan-Zone - voll sind.
Rettungskräfte rüsten sich
Nicht nur die Polizei, auch Rettungskräfte haben den Ernstfall geprobt und sich auf die erwarteten Menschenmassen vorbereitet. So hat das DRK ein eigenes Sicherheitskonzept entwickelt und rund 1.000 Einsatzkräfte für die EM in Hessen akkreditiert. Die Helfer haben in den vergangenen Monaten Rettungswege begutachtet, Ausrüstung geprüft und Eingänge getestet, damit Rettungswagen möglichst überall problemlos durchkommen.
Feuerwehren haben unter Leitung der Stuttgarter und Frankfurter Feuerwehr ein "Positionspapier zum vorbeugenden Brand- und Gefahrenschutz" erstellt. Besonders auf Ereignisse mit vielen Verletzten und Einsätze mit Gefahrstoffen bereiteten sie sich vor. Während der Fußballspiele und den Public-Viewing-Veranstaltungen sollen eigene Brandsicherheitswachen dort für Sicherheit sorgen.
Redaktion: Malena Menke
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 10.06.2024, 16.45 Uhr