Katastrophe in der Türkei und Syrien Flaggen auf Halbmast und Spenden für Erdbebenopfer
Ein Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls: Nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien wehen die Flaggen in Hessen auf Halbmast. Die Türkische Gemeinde Hessen hat eine zentrale Sammelstelle für Spenden für die Opfer eröffnet.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Vier Tage nach der Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwindet die Hoffnung, noch Überlebende in den Trümmern zu finden. Mehr als 24.000 Menschen wurden bis Samstagmittag bereits tot geborgen. Als Zeichen der Solidarität für die Betroffenen ordnete die Landesregierung für Freitag eine landesweite Trauerbeflaggung an.
"Die Bilder aus der türkischen Provinz Gaziantep sowie dem Norden Syriens machen weiterhin sehr betroffen", sagte Innenminister Peter Beuth (CDU): "Mit der landesweiten Trauerbeflaggung möchten wir unser tiefes Mitgefühl zum Ausdruck bringen."
Hohe Spendenbereitschaft
Die Trauerbeflaggung an den öffentlichen Gebäuden hat um 7 Uhr begonnen und soll bei Einbruch der Dunkelheit enden. Den Städten und Gemeinden wird laut Innenministerium vorgeschlagen, ebenso zu verfahren. Auch die Spendenbereitschaft ist groß - an vielen Stellen in Hessen wird für die Opfer gesammelt.
Sachspenden von privaten Spendern werden unter anderem von Lufthansa Cargo in das Erdbebengebiet in der Türkei geliefert. Tausende Helfer aus der ganzen Welt sind inzwischen vor Ort.
Zentrale Sammelstelle für Spenden in Frankfurt
Die Türkische Gemeinde Hessen, die Moscheevereine und andere Vereine und Verbände türkischstämmiger Menschen haben in Frankfurt eine zentrale Sammelstelle für Spenden für Erdbebenopfer eröffnet. "Wir dürfen keine Zeit verlieren, alle müssen anpacken", sagte der türkische Generalkonsul Erdem Tunçer, der sich für die große Solidarität mit den Opfern der Katastrophe bedankte. Die Spenden werden im Industriepark Griesheim bei der Infraserv GmbH & Co. in der Stroofstraße 27 angenommen.
Atila Karabörklü, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde, appellierte, nur neue Sachspenden zu bringen und am besten Geld zu spenden. "Der Bedarf wechselt oft innerhalb von Tagen", betonte er. Mit Geld könne dann zielgerichteter geholfen werden. Obwohl die Sammelstelle erst am Freitagvormittag offiziell öffnete, kamen bereits zahlreiche Privatleute vorbei, um etwa Kartons mit Decken, Lebensmitteln und anderen Spenden vorbei zu bringen.
Wagen der Helfer kommen im Minutentakt
Ehrenamtliche Helfer wollten die Spenden für den Weitertransport verpacken und vorbereiten. Am Nachmittag rollten Wagen mitunter im Minutentakt an. Auch die Zahl der freiwilligen Helfer, die die Spenden sortierten, riss nicht ab. "Ich habe 1999 nach dem Erdbeben vor Ort geholfen", sagte ein älterer Mann. "Diese Eindrücke werde ich nie vergessen. Und diesmal ist es noch viel schlimmer."
"Man merkt die große Betroffenheit, viele Menschen, die hier leben, haben selbst Freunde oder Verwandte in den betroffenen Gebieten", sagte der Frankfurter Planungsdezernent Mike Josef (SPD), der selbst in Syrien geboren ist. In Aleppo, wo Verwandte eine Wohnung hätten, stehe das Gebäude nicht mehr. "Die Menschen übernachten in Kirchen und Moscheen." Viele versuchten sich trotz der Not gegenseitig zu unterstützen - "und das wollen wir auch von hier aus tun", betonte Josef.
"Den Schmerz der Betroffenen lindern"
In den Moscheen des Landes wurde beim traditionellen Freitagsgebet mit einem Totengebet der Opfer gedacht. Außerdem wurde eine Kollekte zur Unterstützung der Menschen im Katastrophengebiet gesammelt, wie ein Vertreter der Moscheevereine in Hessen sagte.
Der türkische Islamverband Ditib rief Musliminnen und Muslime dazu auf, zu helfen und den Schmerz der Betroffenen zu lindern. In Bad Vilbel (Wetterau) werden zum Beispiel am Mittag Lahmacun und Kuchen verkauft, der Erlös wird gespendet.
Bestatter aus Frankfurt reisen in die Türkei
Von Frankfurt aus ist am Freitag ein ehrenamtliches Team von Bestattern in die Türkei aufgebrochen. Ziel der 15-köpfigen Gruppe sei es unter anderem, bei der Bergung von Todesopfern zu helfen, wie der Bundesverband Deutscher Bestatter am Freitag mitteilte. Zudem wolle das Team Hilfsorganisationen vor Ort psychisch und physisch entlasten.
Luftwaffe transportiert Hilfsgüter
"Wir stehen an der Seite der Türkei", sagte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie besuchte am Freitagmorgen den Militärflughafen Wunstorf bei Hannover, gemeinsam mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Von Wunstorf aus werden tonnenweise Hilfsgüter mit Transportflugzeugen der Luftwaffe in die Türkei geflogen.
Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte die Grenzregion zwischen beiden Ländern am frühen Montagmorgen erschüttert. Nach offiziellen Angaben stieg die Gesamtzahl der Todesopfer in Syrien und der Türkei bis Samstagmittag auf mehr als 24.000. Mehr als 80.000 Menschen sollen verletzt worden sein.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 10.02.2023, 19.30 Uhr
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