"Wir erleben eine Schwemme" Experten beraten in Frankfurt über die Droge Crack

Crack ist angekommen - nicht nur in Frankfurt: Experten aus ganz Deutschland beraten, wie sie mit der Ausbreitung der Droge umgehen wollen. Crack sei seit einigen Jahren beherrschende Droge, das zeige sich in den Städten immer deutlicher.

Zwei Menschen kauern unter einem roten Regenschirm, ihre Gesichter sind verdeckt. Um sie herum liegen Taschen und Müll.
Auf offener Straße: An vielen Stellen im Frankfurter Bahnhofsviertel wird Crack konsumiert Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Die Droge Crack hat sich nach Einschätzung eines Experten in den vergangenen Jahren in Frankfurt und anderen Großstädten massiv verbreitet. "Man kann sagen, dass Crack in fast jeder größeren Großstadt in Deutschland angekommen ist. Und das ist sehr besorgniserregend", sagt Heino Stöver, Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences.

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Fachtagung in Frankfurt

Unter dem Titel "Crackkonsum in den Städten – Herausforderungen für Konsumierende, Kommunen, Drogenhilfe und Medizin/Psychiatrie" findet am Mittwoch an der Frankfurt University of Applied Sciences eine Fachtagung statt. Erwartet werden etwa der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, Mitarbeitende von Drogenhilfen sowie Vertreter aus der Wissenschaft.

Themen sind aktuelle Entwicklungen und Probleme, etwa die zunehmende Verelendung der Szene und die fehlende oder lückenhafte psychiatrische Versorgung von Konsumierenden, erklärten die Veranstalter.

Fragen & Antworten: Crack

Crack ist mit Natron vermischtes, aufgekochtes Kokain. Die weiß-gelblichen Kristalle werden erhitzt, bevor sie meist mit einer Pfeife geraucht werden. Der Name Crack bezieht sich auf das knackende Geräusch, das dabei zu hören ist.

Weil die Droge schnell süchtig macht, gilt sie als besonders gefährlich. Man erfahre viel stärker als bei Kokain eine enorme Euphorie, erläutert Drogenexperte Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences. Diese halte aber nur Minuten an. Dann falle der Konsument in eine Dysphorie zurück - die in etwa das Gegenteil der zuvor erlebten Euphorie sei. Die Euphorie würden viele als "einen ICE-Zug durchs Gehirn" beschreiben. Das sei etwas, was sie schnell wiederholen wollten. 

"Crack ist und bleibt erst mal eine Straßendroge", sagt Drogenexperte Heino Stöver. Im Gegensatz zum Kokain sei sie nicht in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen. Nach seiner Einschätzung konsumieren Crack größtenteils Männer - überwiegend im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt, "die bereits in der Drogenszene unterwegs waren und dann auf Crack kamen".

Ein klassischer Entzug ist schwer, da es keine pharmakologische Antwort auf Crack gibt. "Etwas Vergleichbares zu Methadon, das Heroinabhängigen als Ersatzmittel verabreicht wird, haben wir hier nicht", sagt Drogenexperte Heino Stöver. Raphael Schubert von der Drogenhilfe Fixpunkt Berlin betont jedoch, dass viele Abhängige neben Crack auch Heroin konsumieren würden. Somit könne Methadon zumindest zur Stabilisierung beitragen. 

Crack in vielen Städten verbreitet

Bis vor mehreren Jahren habe es eigentlich nur in Frankfurt, Hamburg und Hannover eine Szene gegeben, so Suchtforscher Stöver. Das sei lokal begrenzt gewesen. "Doch seit sieben, acht Jahren merken wir in vielen anderen Städten, dass der Crack-Konsum dort Einzug gehalten hat, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität." Betroffen seien nun auch in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bremen, Berlin oder München.

Das mache sich dann auch im Erscheinungsbild der Städte bemerkbar: "Es bilden sich wieder offene Szenen mit großen Verelendungserscheinungen. Das ist vielerorts nicht mehr zu übersehen." So gilt Crack etwa im Frankfurter Bahnhofsviertel als dominierende Droge.

Eine Hand mit rissiger Haut zeigt einen erbsengroßen Crack-Stein
Crack sind kleine "Steine", die aus Kokain und Natron zusammengebraut werden. Sie werden in kleinen Pfeifen geraucht. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Dass Crack so verbreitet ist, habe auch mit dem riesigen Angebot zu tun. "Wir erleben eine Kokainschwemme", so der Experte. Nach Angaben des Bundeskriminalamts wurden im vergangenen Jahr rund 43 Tonnen Kokain sichergestellt, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.

Crack hat enormes Suchtpotenzial

"Es ist eine Potenzierung des Kokainrauschs. Die Droge hat ein enormes Suchtpotenzial - und das macht sie so gefährlich", sagt Stöver. Nach seiner Ansicht müssen in mehr Städten Drogenkonsumräume wie in Frankfurt eingerichtet werden. "Die Szene muss überdacht und Hilfsangebote müssen geschaffen werden." Es sei das Wichtigste, einen Kontakt zu den Menschen zu finden.

Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr INFO,

Quelle: dpa/lhe