Experten warnen Schlimmste Mücken-Invasion seit Jahren erreicht Hessen
Der viele Regen hat im Frühjahr perfekte Bedingungen für Mückenlarven geschaffen. Trotz effektiver Bekämpfung sprechen Experten vom schlimmsten Mückenjahr seit vielen Jahren. Jetzt erreicht die Invasion der Plagegeister Hessen.
Entlang des Rheins ist die Mückenplage in Hessen schon angekommen. "Wir haben hier eine richtige Invasion. Ab 17 Uhr geht es los und dann kann man nicht mehr draußen sitzen", sagt Isabell Reddigau, die gemeinsam mit ihrem Mann auf einem Campingplatz in Ginsheim-Gustavsburg (Groß-Gerau) gastiert. Die Camper berichten von Juckreiz, alles sei geschwollen. Bei der Menge an Plagegeistern komme auch das Mückenspray an seine Grenzen.
Die Reddigaus sind beileibe nicht die einzigen, die unter der diesjährigen Mückenplage leiden. Auch in Süddeutschland und am Bodensee ächzen Menschen auf Campingplätzen oder in Biergärten unter den Blutsaugern.
Schlimmste Plage in über 35 Jahren
Viel Regen, hohe Luftfeuchtigkeit und vor allem Überschwemmungen haben den Stechtieren beste Bedingungen beschert, um ihre Eier zu legen. So ein Mückenjahr habe er in mehr als 35 Jahren noch nie erlebt, sagt Dirk Reichle, Direktor der "Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage", kurz KABS.
Bereits seit dem Frühjahr bekämpft die KABS die Mückenlarven entlang des Oberrheins in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Am Boden und aus der Luft per Helikopter wurde ein für die Larven toxisches Protein gezielt an den Ufern des Rheins versprüht. Immer wieder mussten aufgrund wiederkehrender Regenfälle riesige Flächen bearbeitet werden.
10 Prozent der Larven reichen aus
Wochenlang sei er mit seinen Kollegen in den Überschwemmungsgebieten mit dem Helikopter unterwegs gewesen, berichtet Daniel Wohlgemuth, der für Hessen zuständige KABS-Regionalleiter. Die Methode sei wirksam: Schätzungsweise 90 Prozent der Larven seien getötet worden. Dennoch reichten die übrig gebliebenen Larven für eine ungewöhnlich starke Mückenplage.
Immerhin: Nicht überall ist die Lage gleich schlimm. Während die Rheingebiete besonders stark betroffen sind, rechnen Experten im Rest Hessens mit einem eher normalen Mückenjahr.
Welche Mückenart einem das Leben schwer macht, hänge vor allem vom Hochwasserstand ab, sagt Wohlgemuth. In Hochwasserjahren vermehre sich besonders die Stechmücke in den Überschwemmungsgebieten, so wie diesmal. Ist es jedoch heiß und trocken, könne eher die Asiatische Tigermücke Probleme machen.
Mücken wichtig für das Ökosystem?
Dennoch: Die Blutsauger sind nicht nur eine Plage. Sie spielten auch eine wichtige Rolle im Ökosystem, sagt Bernd Petri vom Naturschutzbund (Nabu). Zugvögel etwa könnten sich an ihnen satt fressen. Auch Tiere wie Libellen und Frösche seien Mückenfresser.
Allerdings spielen Stechmücken auch hier wieder eine ambivalente Rolle. Laut Wohlgemuth von der KABS könnten Stechmücken auch gefährliche Krankheiten auf Vögel übertragen, etwa das Usutu-Virus, das vor ein paar Jahren zu einem Amselsterben am Oberrhein geführt habe.
Bei Menschen bleibt es in der Regel beim nervigen Juckreiz und Quaddeln auf der Haut. Für Isabell Reddigau und ihren Mann gilt jetzt jedenfalls: Durchhalten und mit Mückenspray aus der Apotheke die diesjährige Invasion überstehen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 04.07.2024, 19.30 Uhr
Redaktion: Marit Tesar