Vor dem Hauptbahnhof Frankfurter Bahnhofsvorplatz wird zu "Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz"

Mehr als 50 Jahre nach dem Tod von Oskar Schindler trägt der Vorplatz am Frankfurter Hauptbahnhof nun offiziell seinen sowie den Namen seiner Frau Emilie. Die Stadt würdigt damit zwei Menschen, die während der NS-Zeit 1.200 Jüdinnen und Juden das Leben retteten.

Mehrere Menschen stehen vor dem Frankfurter Hauptbahnhof und halten ein Straßenschild mit der Aufschrift "Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz" in Händen. Darunter sind die Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner, Oberbürgermeister Josef und der Publizist Michel Friedman.
Stadtverordnetenvorsteherin Hilima Arslaner (3. v. l.), Oberbürgermeister Mike Josef (4. v. l.) und der Publizist Michel Friedman (5. v. l.) waren bei der Einweihung des Schindler-Platzes anwesend. Bild © Nina Michalk (hr)

Der bislang namenlose Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs heißt jetzt "Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz". Damit hat die Stadt Frankfurt einen bereits 2022 gefassten Beschluss offiziell umgesetzt. Das Ehepaar Schindler hatte während der NS-Zeit rund 1.200 Jüdinnen und Juden vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten gerettet.

Bei der feierlichen Einweihung sprach Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) am Sonntag von einem "Auftrag und einer Verpflichtung", gerade heute Haltung zu zeigen gegen Antisemitismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit.

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Frankfurter Bahnhofsvorplatz wird zu Schindler-Platz

Würdenträger weihen den neu benannten Platz ein
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Michel Friedman: "Ohne Oskar Schindler lebe ich nicht"

Die Schindlers seien Vorbilder für Menschlichkeit und Mut – in einer Zeit, in der die meisten weggeschaut hätten. "Die Umbenennung ist ein Zeichen, das weit über Frankfurt hinausgeht", so Josef.

Publizist Michel Friedman, dessen Eltern und Großmutter dank des Ehepaars Schindler vor den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gerettet wurden, würdigte die Schindlers in einer sehr persönlichen Rede. "Ohne Oskar Schindler lebe ich nicht", sagte Friedman.

Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen warnte Friedman vor einer wachsenden Enthemmung des Hasses gegenüber Jüdinnen und Juden, Muslimen, Schwarzen Menschen und Menschen mit anderer sexueller Orientierung. Auch wenn eine antidemokratische, rassistische Partei heute im Bundestag größte Oppositionskraft sei, dürfe man nicht wegsehen.

Straßenschild des Emilie-und-Oskar-Schindler-Platzes vor dem Frankfurter Hauptbahnhof mit Lebensdaten der beiden geehrten Judenretter.
Der Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs wurde nach den Judenrettern Emilie und Oskar Schindler benannt. Bild © Nina Michalk (hr)


Historikerin rückt Emilie Schindler ins Licht

Die Historikerin, Zeitzeugin und Biografin des Ehepaars Schindler, Erika Rosenberg-Band, hob besonders Emilie Schindlers Rolle hervor. "Ich habe sie kennengelernt. Sie war eine einmalige Gestalt, eine Frau mit Mut, Zivilcourage und Moral, mit einem riesigen Herz."

Emilie Schindler werde oft fälschlicherweise im Schatten ihres Mannes gesehen. Tatsächlich hätten beide als Team zusammen Menschenleben gerettet.

Schindler in Frankfurt lange kaum gewürdigt

Als Geschäftsmann und NSDAP-Mitglied hatte Oskar Schindler in einer Fabrik im besetzten Krakau jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt, sie schließlich aber vor der Deportation und Ermordung bewahrt.

Weltbekannt wurde er in den 1990er-Jahren durch Steven Spielbergs Film Schindlers Liste. Obwohl er nach der Trennung von seiner Frau 17 Jahre lang in Frankfurt lebte – zuletzt in einer kleinen Einzimmerwohnung direkt gegenüber dem Hauptbahnhof – erinnerte in der Stadt bisher nur eine kleine Gedenktafel an den "Judenretter".

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de mit Informationen von Nina Michalk (hr)