Veränderte Drogenszene Frankfurt plant Konsumraum für Crack-Abhängige

Seit 30 Jahren schon gibt es in Frankfurt Konsumräume für suchtkranke Menschen. Nun soll das Modell weiterentwickelt werden, um auch Crack-Abhängigen zu helfen. Gesucht wird noch eine geeignete Immobilie.

 Drogen-Kosumplätze im Druckraum des Eastside in Frankfurt
Drogen-Kosumplätze im Druckraum des Eastside in Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Der Frankfurter Weg hat Geschichte geschrieben. Vor 30 Jahren boten die Konsumräume einen Ausweg aus der massiven Krisensituation mit der offenen Drogenszene in der Taunusanlage und angesichts einer dramatisch ansteigenden Zahl von Drogentoten.

Damals wurden die Konsumräume gegen massive Widerstände eingeführt. Heute gelten sie längst als wegweisend für die Sucht- und Drogenhilfe.

Gesundheitsdezernentin: Werden mutig Neues wagen

Frankfurt habe "es heute mit einer sehr heterogenen Szene mit sehr unterschiedlichen Menschen zu tun, die neben der Suchterkrankung noch unter einer Vielzahl anderer Probleme leiden", sagte Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) am Mittwoch beim Tag der offenen Tür der Frankfurter Konsumräume.

Neben psychischen Erkrankungen, Obdachlosigkeit oder rechtlichen Problemen käme die Verbreitung von Crack hinzu. Die Droge werde offen auf der Straße in schnellen Intervallen geraucht und lasse Menschen verelenden. Außerdem gebe es für Crack bislang keinen Ersatzstoff. Deshalb soll der Frankfurter Weg in der Drogenpolitik nun weiterentwickelt werden.

"Anders als zu Beginn der 1990er Jahre haben wir heute die 30-jährige Erfahrung, dass eine pragmatische, akzeptierende und menschliche Herangehensweise an die Drogenproblematik langfristig die besten Ergebnisse erzielt." Man werde auf dieser Gewissheit aufbauen und "wieder mutig Neues wagen".

Modellversuch für Crack-Konsum in Frankfurt

Konkret bedeutet das: Die Stadt will ein Angebot für die Crack-Szene einrichten. Laut einer Studie der Goethe-Uni, die im Mai vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, dominiert die Droge inzwischen die Szene im Frankfurter Bahnhofsviertel. Bei den Schwerstabhängigen dort ist Crack die am häufigsten konsumierte Droge - Tendenz steigend. Vor 30 Jahren - zur Gründung der Konsumräume - war das noch Heroin.

Man arbeite "gerade an innovativen Plänen für ein Integriertes Drogen- und Suchthilfezentrum mit einem Konsumareal speziell für Crack konsumierende Menschen", sagte Voitl. Demnach sollen Konsum, medizinische Behandlung, Substitution und psychosoziale Beratung künftig unter einem Dach möglich sein, um Zugänge zu erleichtern und Wege zu verkürzen. Laut Voitl soll das Ganze als Modellversuch starten. Dazu führe die Stadt Gespräche mit dem Bundesgesundheitsministerium.

Immobilie noch nicht gefunden

Die Stadt suche derzeit nach einer geeigneten Immobilie für den Modellversuch, der die Crack-Süchtigen im Bahnhofsviertel von der Straße holen soll. Bislang sei noch kein Ort gefunden worden, teilte Voitl mit.

Weitere Informationen

Frankfurter Weg

Am 2. Dezember 1994 wurde in Frankfurt Deutschlands erster offizieller Konsumraum für Drogen eröffnet. Drogenabhängige wurden damit zum ersten Mal überhaupt als schwer kranke Menschen anerkannt – und nicht mehr als Kriminelle abgestempelt. Das führte dazu, dass die Zahl der Drogentoten in Frankfurt rasant sank und sich entgegen dem Deutschlandtrend weiterhin auf niedrigem Niveau hält. Derzeit gibt es in Hessens größter Stadt vier Drogenkonsumräume. Sie bieten insgesamt 37 Plätze für den intravenösen Konsum und 17 Rauchplätze. In den Räumen werden täglich rund 400 Konsumvorgänge gezählt und 2.800 sterile Spritzen ausgegeben.

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Redaktion: Meliha Verderber

Sendung: hr INFO,

Quelle: hesssenschau.de mit Informationen von Frank Angermund