Aus "Franz Volhard" wird "Hörsaal 22:2" Uniklinik Frankfurt tilgt Namen von Arzt mit NS-Vergangenheit

Nach Kritik an der Namensgebung eines Hörsaals ist der Name Franz Volhard nun Geschichte am Uniklinikum Frankfurt. Der einstige Direktor eigne sich weder als Vorbild noch als Namensgeber, heißt es nun.

Drei Fotos liegen weiß umrandet leicht übereinander auf einer mittelblauen Fläche: Außenansicht Gebäude Klinikum Frankfurt - s/w-Portrait Franz Volhard - Detailfoto Hörsaal-Eingang mit Schild
Bild © Franz Volhard - Familienbesitz, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=136963980, hr / Anikke Fischer, hessenschau.de
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Das Uniklinikum Frankfurt hat sich von dem umstrittenen Internisten Franz Volhard als medizinisches Vorbild verabschiedet. Über dessen Verstrickungen in NS-Verbrechen hatte zuvor der hr berichtet.

Ein nach Volhard benannter Hörsaal wurde nun umbenannt und seine Büste aus dem Hörsaal entfernt, wie das Haus mitteilte. Grund dafür sei "eine Neubewertung der ethischen Auffassungen Volhards".

Demnach heißt der ehemalige Franz-Volhard-Hörsaal jetzt schmucklos "Hörsaal 22:2". Vor diesem wurde eine Informationstafel mit dem Titel "Licht und Schatten eines Frankfurter Hochschullehrers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts" angebracht, die Volhards damalige Rolle kritisch beleuchtet.

"Kein Vorbild für Studierende der Medizin"

Professor Volhard, der ehemalige Direktor der Frankfurter Uniklinik, hatte einem Arzt die Fortführung von NS-Verbrechen ermöglicht. Trotzdem hatte das Uniklinikum Frankfurt im Jahr 2003 einen großen Hörsaal nach ihm benannt. Volhard starb im Jahr 1950 in Frankfurt.

Der Vorstand der Frankfurter Universitätsmedizin hatte sich nach Kritik an der Namensgebung des Volhard-Hörsaals mit dem Gießener Medizinhistoriker Volker Roelcke beraten.

Dabei seien Volhards Stellungnahme im Kontext des Nürnberger Ärzteprozesses 1946/47 sowie in einem von ihm verfassten Gutachten aus der frühen Nachkriegszeit zu fragwürdigen Medikamentenstudien an Kindern thematisiert worden. Demzufolge könne Volhard "kein Vorbild für heutige Studierende der Medizin sein", teilte das Uniklinikum am vergangenen Freitag mit.

Tödliche Experimente ermöglicht

Franz Volhard erlangte einst als Ausnahmemediziner Weltruhm. Der Internist galt noch bis ins Jahr 2022 als "Papst für Herz- und Nierenkrankheiten".

Dabei war Volhards Beteiligung an Verbrechen der Nazizeit seit langem bekannt. Schon 2019 legten Historiker Rechercheergebnisse vor, wonach Volhard im Nürnberger Ärzteprozess in den 1940er Jahren rechtswidrige medizinische Experimente mit einem nicht zugelassenem Tuberkulosemedikament an Kindern durch den Nazi-Arzt Werner Catel gerechtfertigt hatte. Volhard, ein Förderer Catels, entlastete seinen Schützling damals in einem Gutachten.

Im Zuge dessen konnte Catel bis in die 1950er Jahre hinein seine tödlichen Experimente an der Landeskinderheilstätte Mammolshöhe in Königstein (Hochtaunus) fortführen.

Nephrologen distanzierten sich von Volhard - die Uniklinik zunächst nicht

Für die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), die Nierenheilkundler, waren die Erkenntnisse zum Verhalten Volhards Grund, sich im Jahr 2023 von ihm zu distanzieren: Ihre beiden höchsten Dotierungen, die bis dahin "Franz-Volhard-Medaille" und "Franz-Volhard-Preis" hießen, erhielten neue Namen.

In der Frankfurter Uniklinik wurde Volhard trotz Kenntnissen über dessen Verstrickungen mit der Benennung eines Hörsaals und einer Büste gewürdigt. Nach der Berichterstattung des hr im Juni vergangenen Jahres hatte die Klinik eine Aufarbeitung des Falls angekündigt. Diese ist mit der Umbenennung des Hörsaals nun abgeschlossen.

Quelle: hessenschau.de