Gedenken Gottesdienst für Hanau-Opfer: Hass darf nicht gewinnen
Fünf Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau hat Bischöfin Beate Hofmann die Aufarbeitung kritisiert. Bei einem Gedenkgottesdienst in der Hanauer Marienkirche sagte sie, Fehler seien "nicht angemessen anerkannt" worden.
Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, hat die Aufarbeitung des rassistischen Mordanschlags von Hanau angeprangert. Die Trauerarbeit werde erschwert, wenn begangene Fehler "nicht angemessen anerkannt" würden, sagte sie am Sonntag bei einem Gedenkgottesdienst für die Opfer in der Hanauer Marienkirche.
"Es macht das gemeinsame Trauern und Erinnern mühsam, wenn nicht die Betroffenen, sondern ganz unterschiedliche politische Interessen in den Vordergrund rücken."
"Gegen Spaltung der Gesellschaft stemmen"
In ihrer Predigt rief Hofmann dazu auf, am Gedanken der Versöhnung festzuhalten und sich gegen die Spaltung der Gesellschaft zu stemmen: "Gegen alle, die behaupten, gegen Gewalt hilft nur noch mehr Gewalt, sagen wir: Aussöhnung ist möglich."
Die Menschen dürften nicht die Hoffnung verlieren, dass die Welt sich zum Guten verändern könne – auch, wenn der Hass auf alle, die anders sind, zunehmend "die politischen Bühnen dieser Welt" beherrsche.
Die Bischöfin verwies dabei auf den Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, dem sie vorwarf, er wolle "viele der Errungenschaften im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden rückgängig machen". Dies werde ihm aber nicht dauerhaft gelingen: "Die Träume von einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt sind nicht aus der Welt zu schaffen."
Untersuchungsausschuss des Landtags
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-Jähriger in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet und sechs weitere teils schwer verletzt. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.
Der Landtag setzte 2021 einen Untersuchungsausschuss ein, um Versäumnisse von Polizei und Behörden aufzuklären. Dabei ging es unter anderem um die Waffenbesitzkarte des Täters, den nur teilweise erreichbaren Polizeinotruf und den vermutlich verschlossenen Notausgang an einem der Tatorte.
Im Abschlussbericht hieß es, die Sicherheitsbehörden hätten die Gefahr nicht frühzeitig erkennen und die Tat nicht verhindern können.
Bundespräsident kommt nach Hanau
Rund um den fünften Jahrestag des Verbrechens sind zahlreiche Gedenkveranstaltungen geplant. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Mittwoch in die Stadt kommen und bei einer Gedenkfeier im Kongresszentrum Hanau die Hauptrede halten.
Am Samstag fand auf dem Hanauer Marktplatz eine Demonstration unter dem Motto "Erinnern heißt verändern" statt. Die Polizei sprach von bis zu 1.000 Teilnehmenden bei der Kundgebung, die Veranstalter von etwa 1.500.