Gefährlicher Trend Swatting Wenn plötzlich das Überfallkommando vor der Tür steht

Immer häufiger wird der Notruf von Polizei und Feuerwehr missbraucht, um gefährliche Einsätze zu provozieren. Die Frankfurter Polizei registriert steigende Zahlen. Dahinter könnte ein Trend stecken, der als Swatting bezeichnet wird.

Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei Frankfurt am Main (Hessen)
Spezialkräfte bei einem Einsatz Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Wenn die Polizei einen Notruf erhält, muss sie zunächst immer davon ausgehen, dass dieser echt ist. Nicht selten stellen sich die angeblichen Notfälle allerdings am Ende als frei erfunden heraus, und dieser Trend scheint zuzunehmen.

"Dieses Phänomen ist aktuell tendenziell steigend", konstatierte ein Sprecher der Frankfurter Polizei. 2021 gab es in Hessens größter Stadt 172 solcher missbräuchlichen Anrufe und Mitteilungen. Hessenweit waren es laut Kriminalstatistik 515 Fälle. Frankfurt hatte demnach einen Anteil von gut einem Drittel. Für 2022 liegen noch keine Zahlen vor.

Angeblicher Amoklauf mit Geiselnahme in Moschee

Erst kürzlich hatte ein solcher Fall in Frankfurt für Aufsehen gesorgt. Per App war bei den Beamten am 20. Januar wegen eines vermeintlichen Amoklaufs in einer Moschee im Stadtteil Hausen ein Notruf eingegangen. Dort war von Verletzten die Rede, bis zu 25 Menschen befänden sich in dem Gebäude.

Die Polizei rückte mit starken Kräften an. Sie sicherten zunächst den Eingang und drangen schließlich in die Moschee vor. Der Notruf entpuppte sich jedoch als falscher Alarm. "Grundsätzlich wird bei jedem Alarm so vorgegangen, als ob es sich um eine echte Notlage handelt", sagte ein Polizeisprecher.

Der Vorsitzende der Moschee, Mohammed Seddadi, beklagte, dass der bewaffnete Einsatz für manche der anwesenden Kinder eine traumatisierende Erfahrung gewesen sei. Andererseits sei er dankbar, dass die Polizei so schnell gekommen ist.

Online-Gamer und Prominente als Opfer

Das Absetzen falscher Notrufe mit dem Ziel, größere Polizeieinsätze zu provozieren, wird laut Landeskriminalamt (LKA) als Straftat konsequent verfolgt. In den USA ist das Phänomen schon länger bekannt und wird als "Swatting" bezeichnet. SWAT ist dort die Abkürzung für Spezialeinheiten ("Special Weapons And Tactics").

Häufig sind Prominente die Opfer, zu deren Wohnsitzen die Polizei gerufen wird. Oft versuchen auch Online-Gamer, sich mit den fingierten Notrufen gegenseitig zu schaden. Bei einem dieser Einsätze im US-Bundesstaat Kansas wurde 2017 ein Unbeteiligter von der Polizei getötet.

Call-ID-Spoofing verschleiert Identität

Nach Angaben des LKA verwenden die Absender zur Verschleierung ihrer Identität häufig die sogenannte Call-ID-Spoofing-Technik, die beim Angerufenen eine falsche Anrufernummer zeigt. Im Fall der Frankfurter Moschee kam die Notruf-App "Nora" der Bundesländer zum Einsatz.

Hierzulande wird "Swatting" nach Auskunft der Frankfurter Polizei noch nicht als eigenständiges Phänomen betrachtet. Bekannte Fälle kennt man aber aus Brandenburg oder Bayern, wo vor einigen Jahren ein Mann unter anderem wegen Missbrauchs von Notrufen zu drei Jahren Haft verurteilt wurde.

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Sendung: hr4, 07.02.2023, 8.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe