Urlaub für Alleinerziehende Geförderte Familienfreizeiten: Gut gedacht, wenig beworben

Seit Jahresanfang gibt es in Hessen spezielle Urlaubsangebote für Alleinerziehende und Familien mit mindestens drei Kindern. Obwohl sie in Jugendherbergen zu einem Bruchteil des üblichen Preises übernachten dürfen, ist die Nachfrage überraschend gering.

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Lagerfeuer mit Stockbrot, Rittergeschichten und Bogenschießen: Alexandra Fuchs und ihr dreijähriger Sohn Ben haben Anfang April in der Jugendherberge Biedenkopf eine abwechslungsreiche und gleichzeitig sehr erholsame Woche verbracht. Im Nachhinein schwärmt die alleinerziehende Mutter aus Frankfurt: "Das Angebot ist eine Supersache, ich hatte die Möglichkeit, andere Alleinerziehende zu treffen, mein Kind konnte mit anderen spielen." Sie sei mit allen Teilnehmern weiter in Kontakt.

Fuchs hat an einer geförderten Familienfreizeit teilgenommen. Dieses Angebot gibt es in Hessen seit Januar, es richtet sich speziell an Alleinerziehende und Familien mit mindestens drei Kindern. Sie können ein Wochenende oder eine ganze Woche in einer von insgesamt drei hessischen Jugendherbergen buchen, nämlich in Biedenkopf, Korbach und in Rotenburg an der Fulda. Dafür müssen sie nur zehn Prozent der üblichen Kosten tragen.

Eine simple Unterschrift reicht

Für Familie Fuchs aus Frankfurt bedeutet das: Sie hat für ihre Auszeit in der Jugendherberge nur 44 Euro gezahlt, regulär hätte der Preis dagegen knapp 407 Euro betragen. Dieses Geld hätte die 39-jährige Mutter, die verwitwet ist und als Lehrerin in Teilzeit arbeitet, zwar auch aufbringen können, aber so sagt sie: "Dann hätte ich auf andere Dinge verzichten müssen." Deshalb sei sie für die geförderten Familienfreizeiten dankbar.

Die konnte die Frankfurterin noch dazu leicht beantragen. Die Jugendherberge Biedenkopf schickte ihr im Vorfeld neben einem Vertrag ein weiteres Formular zu. Dabei unterschrieb sie, dass sie wirklich alleinerziehend und damit förderungswürdig sei und ihren Wohnsitz in Hessen habe. Mehr Belege waren nicht nötig.

Verband wollte nicht überrannt werden

"Uns war wichtig, dass es bei der Beantragung möglichst wenig Bürokratie gibt, damit wir keine zusätzlichen Hürden einbauen", erklärt Minas Mandt, der beim Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Hessen für die geförderten Familienfreizeiten zuständig ist. Denn man wolle es gerade finanziell benachteiligten Familien möglichst einfach machen, so einen Urlaub zu beantragen. Ohne die Förderung könnten sich die meisten von ihnen so etwas nicht leisten.

Wie aber sollen genau diese Familien erreicht werden? Der Jugendherbergsverband beschränkte sich anfangs darauf, das Angebot lediglich über den Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter und den Verband kinderreicher Familien Deutschland in Hessen bekannt zu machen. "Wir wollten vermeiden, dass für die geförderten Familienfreizeiten einfach alle Anträge stellen, unabhängig davon, ob sie bedürftig sind oder nicht", erklärt Projektleiter Mandt.

Manche Freizeiten komplett ausgebucht

Diese Strategie ging nicht auf, räumt Mandt ein: "Wir hatten anfangs Freizeiten, für die sich nur vier oder fünf Alleinerziehende angemeldet haben, dabei hätten es bis zu 25 sein können - jeweils mit ihren Kindern." Deshalb ist der Verband mittlerweile dazu übergegangen, das Angebot etwa auch über Sozialämter, Familienzentren und den Flüchtlingsrat zu verbreiten. Es wird nun also Werbung gemacht, unter anderem auch auf Instagram.

"Manche waren dann sogar verwundert, dass sie Werbung angezeigt bekommen für etwas, mit dem sie Geld sparen können", sagt der Projektleiter. Mittlerweile gebe es dadurch aber deutlich mehr Zulauf. Seit Start des Programms im Januar sind 30 Freizeiten geplant und teilweise schon durchgeführt worden.

Mehrere davon seien mittlerweile voll ausgebucht, so Mandt. Er bekomme viele positive Rückmeldungen. Aufs Jahr sei er zuversichtlich, dass man den gesamten Förderbetrag ausschöpfen könne.

Auch die Jugendherbergen profitieren

Insgesamt gibt es für das Projekt dieses Jahr rund 314.000 Euro. Dadurch sollen etwa 5.500 Übernachtungen samt Vollpension und Familienprogramm finanziert werden. Das Geld stellt die Hessenstiftung, die von der Landesregierung ins Leben gerufen wurde. Dort hält man es für möglich, das Programm sogar in den nächsten Jahren weiterzuführen.

Denkbar wäre darüber hinaus, weitere Jugendherbergen aufzunehmen. Für die Häuser ist das Ganze eine hochwillkommene zusätzliche Einnahmequelle. Denn viele waren gerade in Folge der Corona-Pandemie unter Druck geraten. Und manche wie etwa Gießen, Weilburg und Zwingenberg (Bergstraße) mussten sogar schließen.

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Quelle: hessenschau.de