Gegen Rettung des Kassel Airport Letzte Generation plant weitere Proteste in und um Kassel

Seit seiner Gründung schreibt der Kassel Airport verlässlich rote Zahlen. Im Winter gibt es nicht mal feste Flugverbindungen. Dennoch steckt das Land Millionen in den Caldener Flughafen. Die Letzte Generation will darauf aufmerksam machen - mit Ungehorsam auch im Kasseler Stadtgebiet.

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Sechs Mitglieder der Gruppierung "Letzte Generation" sitzen vor dem Flughafen Kassel-Calden vor dem Aufgesprühten Shriftzug "How Dare You?"
Mit einem "How dare you"-Schriftzug am Kassel Airport leiteten die Demonstrierenden ihre geplanten Protesttage am Samstag ein. Bild © Letzte Generation

"How dare you" - das berühmte Greta-Thunberg-Zitat sprühten Aktivisten der Letzten Generation an die Glasfassade des Terminals am Kassel Airport. Der dazugehörige Protest war überschaubar: Sieben Demonstranten nahmen laut Polizei an der Aktion teil. Viel los war also nicht, das ist man an dem defizitären Regionalflughafen in Calden im Kasseler Umland gewohnt. Doch die Aktion vom Samstag soll nach den Ankündigungen der Klimaaktivisten nur der Anfang gewesen sein.

"Ab dem 25. September werden hunderte Menschen in Kassel zusammenkommen und die Ungerechtigkeit des Regionalflughafens Kassel-Calden aufzeigen", heißt es in einer Pressemitteilung der Letzten Generation. Der defizitäre Flughafen werde jährlich mit Millionen an Steuergeldern subventioniert beziehungsweise künstlich gefördert. Geld, das aus Sicht der Aktivisten an anderer Stelle deutlich besser eingesetzt wäre. Damit müsse Schluss sein.

Fragezeichen hinter angekündigten Protesten

Am kommenden Samstag, dem 28. September, soll es die erste Große "Ungehorsame Versammlung" in Kassel stattfinden. Wo genau - und was das überhaupt bedeutet - darüber schweigen sich die Aktivisten bisher aus. Für den Montag ist in Kassel eine Pressekonferenz geplant, in der über diese und weitere Aktionen berichtet werden soll. Doch es ist kaum davon auszugehen, dass die Letzte Generation ihre Aktionen detailliert ankündigen wird.

Die Aufrufe zu Protesten in Stadt und Landkreis Kassel seien der Polizei seit geraumer Zeit bekannt, hieß es dort auf hr-Nachfrage. Versammlungsanzeigen waren bis zuletzt dort aber nicht eingegangen. Man rechne mit nicht angezeigten Versammlungen bis zu Blockadeaktionen, die auch "den öffentlichen Verkehrsraum betreffen können", teilte die Polizei mit. Dass diese Aktionen gewaltsam durchgeführt werden könnten, davon sei im Vorfeld nicht auszugehen. Man werde mit der "erforderlichen Anzahl" von Beamten im Einsatz sein.

Die Letzte Generation nannte auf Instagram unter anderem den 5. und 12. Oktober als weitere Veranstaltungstage rund um den Kassel Airport. Im Zentrum stehe das Ziel, auf die "Ungerechtigkeit" des Regionalflughafens hinzuweisen, den der Bund der Steuerzahler in Hessen (BdSt) im vergangenen Jahr Jahr als "Fass ohne Boden" bezeichnet hatte, "in dem bereits über 300 Millionen Steuergeld versenkt wurden - Tendenz weiter steigend".

Verlässlich rote Zahlen

Der Kassel Airport schreibt seit seiner Eröffnung im Jahr 2013 rote Zahlen. Im Jahr 2023 betrug das Minus 4,98 Millionen Euro und lag damit knapp unter dem Defizit im Vorjahr. Der Höhepunkt lag bei einem Verlust von rund acht Millionen Euro im Jahr 2014.

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Vom ursprünglichen Ziel, bis 2020 kostendeckend zu arbeiten, ist man vier Jahre später ein gutes Stück entfernt. Nichtsdestotrotz sei es das Ziel, den Finanzbedarf kontinuierlich zu reduzieren, teilte Geschäftsfüher Lars Ernst kürzlich mit. Dies sei in den Jahren 2013 bis 2023 auch erfolgt. Die Passagierzahlen hatten sich nach dem Einbruch in den Corona-Jahren 2020 und 2021 auf überschaubarem Niveau erholt und lagen 2023 mit 108.000 Passagieren knapp unter den Zahlen aus dem Vorjahr.

Schwarz-Rot will Airport stärken

Der hessische Steuerzahlerbund schrieb im vergangenen Jahr: "Die Anteilseigner und insbesondere die Landesregierung haben sich die Lage nun ein Jahrzehnt immer wieder schöngeredet. Mit der parteiübergreifenden Realitätsverweigerung muss endlich Schluss sein."

Im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist der Kassel Airport hingegen als "wichtiges nordhessisches Infrastrukturprojekt" ausgewiesen, das man weiterhin stärken wolle. Das Land Hessen ist mit 68 Prozent größter Anteilseigner des Flughafens.

Keine regelmäßigen Passagierflieger im Winter

Unabhängig von der politischen Sichtweise auf den Regionalflughafen herrscht im kommenden Winterflugplan erst einmal Flaute. Von November bis einschließlich Januar wird es keine regelmäßigen Flugverbindungen geben. Lediglich einzelne Sonderflüge bringen Passagiere nach Finnland, Norwegen und Madeira. Geschäftsführer Ernst verwies diesbezüglich auf den "schwierigen Markt".