Volksverhetzende Symbole übermalt Hanau-Gedenkbild an Frankfurter Friedensbrücke wiederhergestellt

Unbekannte hatten das Gedenk-Graffito für die Opfer des Hanau-Anschlags unter der Frankfurter Friedensbrücke mit volksverhetzenden Symbolen beschmiert. Die Künstler haben es restauriert - und bei einer Kundgebung mehr Schutz für das Mahnmal gefordert.

Drei Köpfe sind groß auf eine Wand gemalt, links und rechts von dem Gesicht in der Mitte haben sich zwei Personen positioniert.
Selahattin und Emis Gürbüz, Eltern von Sedat Gürbüz, neben dem Porträt ihres ermordeten Sohnes. Bild © picture-alliance/dpa
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Etwa 80 Angehörige, Künstler und Musiker haben sich am Sonntag unter der Friedensbrücke in Frankfurt versammelt, die nahe dem Hauptbahnhof den Main kreuzt. Dort an der Wand befindet sich das 27 Meter lange Graffito mit den Gesichtern der neun Menschen, die bei dem rassistischen Anschlag in Hanau vor mehr als viereinhalb Jahren ums Leben kamen.

Unbekannte hatten das Wandbild mit SS-Runen, einem Hakenkreuz und Hitlerbart beschmiert, der Staatsschutz ermittelt. Die Künstler setzten die Porträts unter der Friedensbrücke wieder instand, wie das sogenannte "Kollektiv ohne Namen" mitteilte. Das benötigte Geld sei binnen 24 Stunden gespendet worden.

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Forderung nach Versiegelung des Wandbilds

Eine Sprecherin des Kollektivs forderte die Stadt Frankfurt in ihrer Rede auf, das Wandbild nun so zu versiegeln, dass es nicht mehr beschmiert werden kann - "damit uns die Gesichter der Toten dauerhaft mahnen und daran erinnern, weitere Opfer zu vermeiden". Das Bild sei bereits zum zweiten Mal zerstört worden, sagte sie. Dass selbst das Gedenken an die Opfer des Anschlags beschädigt wurde, zeige, "dass wir in diesem Land als Betroffene von Rassismus gefährdet sind und gefährdet bleiben".

Ein paar Dutzend Menschen stehen vor der Wand, auf die das Graffito gemalt wurde.
Ein paar Dutzend Menschen kamen zu der Kundgebung unter der Friedensbrücke. Bild © Alicia Lindhoff (hr)

Niculescu Păun, Vater eines der Opfer, ergriff spontan das Mikrofon. "Wer so etwas macht, muss bestraft werden", forderte er. Das Mahnmal gehöre zur Stadt Frankfurt. Er sei dankbar für die Solidarität der Anwesenden.

Die Polizei hatte die Schmierereien zuvor mit blauer Farbe übersprüht. Beamte hatten sie vor etwa einer Woche entdeckt.

Frankfurts Bürgermeisterin "fassungslos und wütend"

"Es macht mich fassungslos und wütend, dass Menschen den Erinnerungsort des Gedenkens an Hanau schänden", hatte Frankfurts Bürgermeisterin und Diversitätsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) gesagt. Sie sei der Polizei dankbar für ihr schnelles Handeln. Damit der Erinnerungsort dauerhaft bleibe, müssten Politik, Zivilgesellschaft und Polizei geschlossen handeln - "und deutlich machen, dass Rassismus und Hass nicht geduldet werden".

In Hanau waren am 19. Februar 2020 neun Menschen mit ausländischen Wurzeln aus rassistischen Motiven erschossen worden. Anschließend tötete der 43 Jahre alte Täter seine Mutter und sich selbst.

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Redaktion: Anja Engelke

Sendung: hr INFO,

Quelle: mit Informationen von Alicia Lindhoff und Mandana Bareh Foroush, hessenschau.de, dpa/lhe