Ranking der Umwelthilfe Werden Städte wie Frankfurt zu "Hitze-Höllen"?
Es ist zu heiß in vielen hessischen Städten. Bei einem Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe bekamen Rüsselsheim und Frankfurt nun die "rote Karte". Andere Kommunen schnitten dagegen etwas besser ab.
In Frankfurt klettern die Temperaturen am Mittwoch auf bis zu 33 Grad, es weht nur schwacher Wind: Wer dann in einer schlecht isolierten Dachwohnung sitzt, kann die Sofa- zur Saunalandschaft umwidmen. Auch auf den Straßen gibt es oft keine Abkühlung, der Asphalt heizt sich auf, von unten und oben kommt die Hitze. Der Schweiß läuft.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt, dass viele Städte ihre Bewohner nicht mehr vor extrem hohen Temperaturen schützen können, weil die Versiegelung der Flächen durch Bebauung und Verkehr zu hoch ist und weiter zunimmt.
Die Umwelthilfe hat daher einen Hitze-Check gemacht und das Verhältnis von versiegelten Flächen zu Grünflächen in 190 deutschen Städten untersucht, die über 50.000 Einwohner haben.
Rüsselsheim und Frankfurt sind zu heiß
In der DUH-Erhebung sind zwölf hessische Städte in dem Ranking gelistet. Rüsselsheim und Frankfurt schnitten dabei besonders schlecht ab und bekamen die "rote Karte". In Rüsselsheim sind mehr als 55 Prozent der Flächen versiegelt, im Verhältnis dazu gibt es wenig Grünflächen.
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Damit liegt Rüsselsheim auf Platz zehn im bundesweiten Vergleich der Städte, die das größte Hitze-Problem haben. Frankfurt kommt auf Platz 19, die Stadt hat mit rund 51 Prozent weniger versiegelte Fläche als Rüsselsheim – aber auch weniger Grün. Bundesweit auf Platz eins landete Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Insgesamt bekamen von 190 Städten 24 die "rote Karte".
"Grüne Karte" für Marburg und Bad Homburg
In Hessen bekamen nur zwei Städte über 50.000 Einwohner eine "grüne Karte": Bad Homburg (Hochtaunus) mit seinen vielen Parkflächen und Marburg. Der Rest der zwölf Städte im Ranking bekam Gelb und damit eine Verwarnung.
Das Problem der Versiegelung ist laut Umwelthilfe, dass die eintreffende Strahlungsenergie fast vollständig in Wärme umgewandelt wird. Wer an einem heißen Tag mal versucht hat, barfuß über von der Sonne beschienen Asphalt zu laufen, kennt das Phänomen. Unversiegelte Flächen wie Parks können dagegen Wasser aufnehmen und tragen durch Verdunstung zur Kühlung bei.
Hohe Temperaturen und die sogennanten tropischen Nächte, wenn die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad fallen, können zu Gesundheitsrisiken führen. Und auch schon bevor das Herz-Kreislaufsystem Probleme bekommt, kann es unangenehm werden – etwa wenn es besonders für ältere Menschen keinen Schattenplatz mehr gibt, um sich kurz auszuruhen.
50 Hektar pro Tag versiegelt
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz forderte bei der Vorstellung des Hitze-Checks ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung zu stoppen. In Zeiten der Klimakrise bräuchten Städte unversiegelte Böden, in denen Wasser versickern könne. Darüber hinaus seien Grünflächen zum Kühlen notwendig.
Wenn neu gebaut werde, müssten Flächen entsiegelt werden, verlangte DUH-Geschäftsführerin Metz. Sie forderte, besonders Schulhöfe und ungenutzte Parkplätze dafür vorzusehen. Nicht alle Grünflächen seien gleichwertig, fügte die DUH-Geschäftsführerin hinzu.
Rollrasen etwa binde weniger Kohlendioxid (CO2) als Bäume. Laut der Umwelthilfe werden aktuell in Deutschland pro Tag 50 Hektar Fläche versiegelt, das entspreche pro Jahr einer Fläche von Hannover.
Bäume als Klimaanlage
Darmstadt liegt im Hessen-Vergleich auf Platz vier und versucht bereits gegenzusteuern. Das Umweltdezernat lässt dafür Drohnen steigen, um zu messen, wie stark sich die Stadt aufheizt. Plätze mit Asphalt oder Pflaster sind besonders betroffen, sagt Jakob Märcker vom Thüringer Institut für Nachhaltigkeit.
Bei einer Messung in Darmstadt hatte das Pflaster des Karolinenplatzes eine Temperatur von 55 Grad.
Im Herrngarten waren es gleichzeitig 20 Grad weniger, die Bäume spenden Schatten, "Die Bäume entziehen der Luft Wärme wie kleine Klimaanlagen", sagt Märcker. Könnte der Karolinenplatz einfach zum Park werden? Nein, sagt Umweltdezernent Michalel Kolmer (Grüne), denn unter dem Platz ist ein Parkhaus, da könnten keine Bäume gepflanzt werden.
Die Umwelthilfe pocht auf schnelles Handeln und appelliert an die Bundesregierung: "Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend", sagte DHU-Geschäftsführerin Metz. "Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen."