Abrechnungen, Nachfrage und Lieferbedingungen Holpriger Start in Impfsaison - Patienten müssen in Vorleistung gehen

Die Erkältungssaison steht bevor, die Hausarztpraxen in Hessen sind gewappnet: Influenza- und Coronaimpfungen stehen zur Verfügung. Allerdings sorgen Lieferbedingungen und fehlende Vereinbarungen zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenkassen für Ärger.

Impfung
Vor der Erkältungssaison bieten die Praxen wieder Auffrischungsimpfungen an. Bild © picture-alliance/dpa

Der Start in die Impfsaison gegen Corona und Influenza läuft aus Sicht des Hausärzteverbands Hessen holprig an: Wie der Verbandsvorsitzende Christian Sommerbrodt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte, müsse der Biontech-Impfstoff noch immer in Behältern mit sechs Dosen gekauft werden, was die Terminvergabe bei der aktuell geringen Nachfrage schwierig mache.

Praxen können nicht direkt abrechnen

Auch eine Kombiimpfung gegen Corona und Influenza gebe es – anders als im Vorjahr erwartet – noch nicht. Deshalb sei die Vereinbarung zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und Krankenkassen zu den Corona-Impfungen im letzten Jahr in den meisten Bundesländern nur für ein Jahr abegschlossen worden, erklärt Sommerbrodt. Eine neue Vereinbarung stehe noch aus.

Deshalb müssten Ärztinnen und Ärzte die Impfung derzeit privat mit Patientinnen und Patienten abrechnen. Diese müssen in Vorleistung gehen und dann die Rechnung bei der Kasse einreichen, um das Geld zurückzubekommen.

"Nachfrage nicht sehr hoch"

Immerhin: "Der Impfstoff selbst wird aktuell immer noch über den Bund bezogen. Dafür entstehen den Patienten keine Kosten", erklärt Sommerbrodt. Es geht also nur um das Honorar für die Impfung selbst – zwischen 20 und 30 Euro.

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Dass die Impfvereinbarung so lange auf sich warten lässt, liegt Sommerbrodt zufolge auch daran, "dass aktuell die Nachfrage bei den Patienten nicht sehr hoch ist" und damit der Handlungsdruck niedrig. Die Nachfrage nach der Influenza-Impfung ist den Hausärzten zufolge "unverändert zu den Vorjahren". 

Bis zu 250 Euro für RSV-Impfung

Neu ist in diesem Jahr eine RSV Impfung, die Säuglingen aber auch Menschen über 75 und chronisch Kranken empfohlen wird. Für Ältere fehlt ebenfalls eine Impfvereinbarung auf Landesebene. Diese Lücke ist laut Sommerbrodt "deutlich dramatischer" als bei Corona, weil die Patienten die Impfstoffkosten von rund 250 Euro vorstrecken müssten.

"Die Verhandlungen laufen, bisher gab es noch keine Einigung", teilte die KV auf Anfrage mit. Der Grund, warum es dauert: "Die Vorstellungen der beiden Seiten, KV und Kassen, liegen noch zu weit auseinander. Wir hoffen aber, dass sich das zeitnah ändert." Der Sicherstellungsauftrag liege beim Impfen – anders als bei den sonstigen ambulanten Leistungen – bei den Kassen und nicht bei der KV.

Apotheken fürchten Lieferengpässe

Unterdessen ergab eine repräsentativen Befragung im Auftrag der AOK Hessen, dass viele Menschen im Land kein Problem mit einer Impfung in der Apotheke hätten. Demnach würden 53 Prozent die Impfung in der Praxis bevorzugen, für 34 Prozent wäre eine Spritze in der Apotheker gleichermaßen denkbar.

Sollte das Apotheken-Reformgesetz so kommen wie geplant, dürften Apotheken mit Totimpfstoffen impfen, zum Beispiel gegen Tetanus, FSME und Kinderlähmung. 

Lieferengpass in herbstlicher Erkältungssaison

Dass viele Apotheken mit Sorge auf den Start der herbstlichen Erkältungssaison blicken, liegt jedoch nicht an den Impfungen: Laut dem Deutschen Apothekerverband waren Ende September etwa 500 verschiedene rezeptpflichtige Medikamente von Lieferengpässen betroffen.

Der Verband befürchtet, dass nicht mehr alle Patientinnen und Patienten voll versorgt werden könnten, wenn die Nachfrage nach den Medikamenten steigt.

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe