Alarmierende Studie In Hessen fehlen 37.000 Kita-Plätze
Schlechte Aussichten für junge Eltern: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen im kommenden Jahr zigtausende Kita-Plätze. Besonders schlimm sei die Lage bei der Betreuung der unter Dreijährigen.
In Hessen mangelt es laut einer Studie weiterhin deutlich an Kita-Plätzen. Um den Bedarf im kommenden Jahr zu decken, müssten voraussichtlich bis zu 37.200 zusätzliche Plätze geschaffen werden, wie sich aus den am Donnerstag veröffentlichten Berechnungen der Bertelsmann Stiftung zu den frühkindlichen Bildungssystemen ergibt.
"Die Zahlen belegen, dass Hessen den bundesgesetzlich verankerten Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung auch bis 2023 nicht für jedes Kind, dessen Eltern einen Bedarf haben, einlösen kann", teilte die Stiftung in Gütersloh mit. Die größte Hürde sei weiterhin der Fachkräftemangel.
Besonders hoher Mangel bei Betreuung der Unter-Dreijährigen
Vor allem für die Betreuung von Kindern im Alter unter drei Jahren übersteigt der Bedarf deutlich das Angebot. Um insgesamt genügend Kita-Plätze anbieten zu können, müssten laut der Studie 10.700 Betreuer neu eingestellt werden, hierdurch entstünden weitere Personalkosten von fast 456 Millionen Euro im Jahr. Die Betriebs- und mögliche Baukosten kämen hinzu. Bis zum Jahr 2030 hatte die Bertelsmann-Stiftung einen Bedarf von 25.000 zusätzlichen Erzieherinnen und Erziehern prognostiziert.
Für Schlagzeilen sorgt vor diesem Hintergrund derzeit der Protest im Kasseler Stadtteil Kirchditmold. Dort demonstrieren die Anwohner gegen die Eröffnung einer Kindertagesstätte, weil sie eine Verdrängung der Läden durch die Kita in ihrem Ortskern befürchten.
Opposition im Landtag: "Alarmierend, aber nicht überraschend"
Die sozial- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, Lisa Gnadl, teilte zu den Studienergebnissen mit, ohne nachhaltige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, eine Entlastung der Beschäftigten und eine finanzielle Aufwertung werde sich die Situation in den Kitas nicht verbessern. Das Land müsse die Kommunen finanziell in die Lage versetzen, höhere Löhne zu zahlen.
Als "alarmierend, aber nicht überraschend" bezeichnete der Fraktionsvorsitzende der FDP, René Rock, die Studie. Das Land müsse die Betriebskostenförderung erhöhen und die Erzieher-Ausbildung vergüten.
Auch die familienpolitische Sprecherin der Linken im Landtag, Christiane Böhm, forderte ein "Mehr an Ausbildung" sowie bessere Arbeitsbedingungen für Kita-Erzieherinnen und Erzieher. Dazu sei ein "Kraftakt" von Bund, Land und Kommunen nötig.
Sozialministerium: "Maßnahmen zeigen Wirkung"
Der Fachkräftemangel in den Kitas sei kein neues Problem, hieß es am Donnerstag aus dem Sozialministerium. Seit Beginn der Legislaturperiode begegne die schwarz-grüne Landesregierung diesem mit einem Bündel an Maßnahmen, teilte Staatsministerin Anne Janz (Grüne) mit. So würden die gesamten Mittel aus dem Gute-Kita-Gesetz bis 2022 ins Personal gesteckt, dies solle in 2023 und 2024 in ähnlicher Weise fortgeführt werden.
Die Zahl der Studierenden an den Fachschulen für Sozialwesen mit Fachrichtung Sozialpädagogik sei im vergangenen Jahr um sieben Prozent gestiegen. Seit 2014 habe sich auch der Betreuungsschlüssel in den Kitas verbessert. Allerdings wolle sie nicht verhehlen, so Janz, dass sich durch die Corona-Pandemie und die Integration ukrainischer Kinder neue Herausforderungen ergeben hätten.
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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 20.10.2022, 19.30 Uhr
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