Evangelische Kirche verschenkt Gebäude Inklusives Wohnprojekt zieht in Johanneskirche in Bad Nauheim

Immer weniger Mitglieder bei steigenden Kosten: Die Kirchen in Hessen müssen sparen, oft verkaufen oder vermieten sie Gebäude. In Bad Nauheim ist die evangelische Kirche jetzt einen ungewöhnlichen Schritt gegangen.

Ein Gebäude aus braun-grauen Steinen und mit einem spitzen Turm steht inmitten von Bäumen.
Die Johanneskirche in Bad Nauheim. Bild © EKHN

Kirche zu verschenken, heißt es in Bad Nauheim (Wetterau): Seit über zehn Jahren wird die Johanneskirche dort nur noch sporadisch genutzt. Immer wieder diskutierten die Besitzerin, die Evangelische Kirche Hessen und Nassau (EKHN), und die Stadt über Umwidmungspläne des Gebäudes in bester Lage. Zwischenzeitlich wurde die Einrichtung eines Hospizes geplant.

Jetzt hat die EKHN das 1899 errichtete Gotteshaus an den Förderverein Inklusion verschenkt - oder besser abgegeben, und zwar für den symbolischen Betrag von einem Euro. Der Förderverein will das Gebäude zu einem Zuhause für junge Menschen ab 18 Jahre mit Behinderung machen. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu führen, hieß es bei der Übergabe am Mittwoch.

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Neubau und Kirche werden zu "klosterähnlichem Ensemble"

Acht bis zehn Wohnplätze sollen nach Angaben des Fördervereins entstehen. Die Kosten liegen demnach bei rund 2,5 Millionen Euro. Realisiert werden soll das Projekt über eine neu gegründete gemeinnützige Projektgesellschaft. Am Ende sollen Neubau und Johanneskirche "zu einem einzigartigen, klosterähnlichen Ensemble gestaltet werden", wie die EKHN bereits im November mitteilte.

Die Stadt Bad Nauheim will sich ebenfalls an dem Vorhaben beteiligen und dafür Nachbargrundstücke zu einem vergünstigten Preis abgeben. Die genauen Kosten des Projekts wolle man zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, hieß es auf hr-Nachfrage.

Schenkung ist ungewöhnlicher Schritt

Weil die Kirchen auch in Hessen immer mehr Gläubige als Mitglieder verlieren und gleichzeitig unter Spardruck stehen, werden Gotteshäuser und Gebäude zunehmend aufgegeben oder umgewidmet. Dass Gebäude verschenkt werden, ist allerdings ein ungewöhnlicher Schritt. Meistens werden sie vermietet oder verkauft.

Redaktion: Sonja Fouraté

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de