Kampf um Großstadttitel Hanau will wissen, wie Statistikamt zu seinen Zahlen kam

Wie viele Einwohner hat Hanau? Die Stadt bezweifelt die Zahlen des Zensus und fordert Aufklärung vom Statistischen Landesamt. In dem Streit geht es um den Großstadttitel und viel Geld.

Hanau von oben.
Die Stadt Hanau zweifelt immer noch am Ergebnis des Zensus 2022. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Der Streit um Hanaus Großstadttitel geht weiter: Die Stadt zweifelt laut einer Mitteilung vom Mittwoch an den Methoden des Zensus 2022 und hat einen Fragenkatalog mit 29 Fragen an das Statistische Landesamt (HSL) geschickt.

Der Zensus hatte ergeben, dass Hanau weniger als 100.000 Einwohner hat. Laut der Erhebung aus dem Jahr 2022 fehlen der Stadt Hanau 6.368 Menschen, um als Großstadt zu gelten. Dadurch würde Hanau weniger Gelder aus dem kommunalen Finanzausgleich sowie über EU-Fördermittel erhalten. Die Stadt selbst geht davon aus, dass sie 100.307 Einwohnerinnen und Einwohner hat und beruft sich dabei auf ihr Melderegister.

Stadt Hanau fordert Offenlegung des Rechenwegs

"Wenn wir schon Millionen Euro verlieren, dann wollen wir wenigstens verstehen, warum", sagte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). "Ich habe gelernt, dass man Bescheide so transparent erklären muss, dass derjenige, der davon möglicherweise belastet ist, nachvollziehen kann, warum das so ist."

Die Stadt wirft unter anderem die Frage auf, warum es keine vollständige Dokumentation der einzelnen Verfahrensschritte für den aktuellen Zensus gibt oder warum die Programme und Programmcodes nicht öffentlich zugänglich sind. Außerdem fragt die Stadt Hanau das Statistische Landesamt, ob es unabhängige Zweitberechnungen gab und wie die Formeln für die Hochrechnung seien.

HSL: Eigene Daten sind genauer

Das HSL hatte in einer Mitteilung im August darauf hingewiesen, dass die Daten aus dem Zensus 2022 genauer seien als die aus dem Melderegister der Stadt. Die Methodik sei "umfassend wissenschaftlich geprüft" und in einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 2018 in der "realitätsgerechten Ermittlung der Bevölkerungszahl" bestätigt worden, heißt es in der Mitteilung.

Quelle: hessenschau.de, dpa