Land kommt Forderung nach Kindernotfall-Schulung für Rettungsdienst und Notärzte jetzt Pflicht
Bislang mussten sich Rettungskräfte und Notärzte in Hessen nicht regelmäßig in der Kindernotfallmedizin weiterbilden. Seit diesem Jahr sind Schulungen zu Notfällen bei Babys und Kindern Pflicht. Ein Verein fordert diesen Schritt seit Jahren.
Von diesem Jahr an müssen sich alle hessischen Einsatzkräfte im Rettungsdienst in der Notfallversorgung von Neugeborenen, Babys und Kindern fortbilden. Wie Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU) am Donnerstag mitteilte, ist das Thema Neugeborenen-, Baby- und Kindernotfälle seit Jahresbeginn Pflichtbestandteil der jährlichen Weiterbildungen für Rettungsdienst und Notärzte.
Das Ministerium hatte einen entsprechenden Erlass beschlossen, der ab der diesjährigen Jahresfortbildung gilt.
Mindestens zwei Stunden pro Jahr
Demnach müssen von insgesamt 32 Stunden, die im Rettungsdienst jährlich für Fortbildungen im Bereich der Notfallmedizin vorgesehen sind, mindestens zwei Stunden im Bereich der "Kinder- und/oder Neugeborenennotfälle" absolviert werden.
Auch Notärzte und Notärztinnen müssen sich nun jährlich in diesem Bereich schulen lassen - der Stundenumfang ist im Erlass des Ministeriums allerdings nicht näher definiert. Bislang war eine Fortbildung zum Thema Kindernotfälle bei Notärzten und Notärztinnen in Hessen nicht verpflichtend.
Ministerin: "Wirklich alle müssen sich befassen"
Pflichtbestandteil der Fortbildungen in der Notfallmedizin war bislang nur das Thema Reanimation, die weiteren Inhalte waren frei wählbar. Kindernotfälle stünden bereits auf vielen Fortbildungsplänen von Notärztinnen, Notärzten sowie dem Rettungsdienst, betonte Gesundheitsministerin Stolz laut der Mitteilung.
"Mit der neuen Regelung wollen wir sicherstellen, dass sich wirklich alle Einsatzkräfte im Rettungsdienst jedes Jahr mit diesem wichtigen Thema befassen müssen." So soll "im Notfall auch den Kleinsten schnell und kompetent" geholfen werden können, wie sie sagte.
Verein initiierte Petition
Der gemeinnützige Verein HeldenStärker e.V. aus Hessen, der spendenfinanzierte Fortbildungen für Rettungskräfte bei Kindernotfällen anbietet, hatte diese verpflichtenden, hessenweiten Fortbildungen zuvor forciert.
Unter anderem mit einer Petition sammelten die Ehrenamtlichen Unterschriften, um auf die ihrer Ansicht nach nicht ausreichende Spezialisierung auf Kindernotfälle aufmerksam zu machen.
"Wichtiger Schritt" für die Jüngsten der Gesellschaft
Die Vorsitzende Stefanie Seeger aus Zwingenberg (Bergstraße) hatte den Verein nach dem Tod ihres Sohnes im Jahr 2017 gegründet. Ihr damals zweieinhalb Jahre alter Sohn hatte einen Fieberkrampf. Trotz eines Noteinsatzes, den sie damals als hektisch wahrnahm, starb er.
Seitdem setzte sie sich für eine verpflichtende Weiterbildung in der Notfallmedizin ein. Die neue Regelung des Gesundheitsministeriums bewertete sie am Donnerstag als einen "wichtigen Schritt in der medizinischen Versorgung der jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft". Regelmäßiges Training rette Leben, betonte Seeger.