Predigten am Ostersonntag Kirchenoberhäupter mahnen zu Reformen und Besinnung an Ostern
In ihren Predigten zum Ostersonntag haben die Kirchenoberhäupter unter anderem zur Erneuerung der katholischen Kirche aufgerufen. Nicht alles, was sich im Laufe der Zeit an Tradition herausgebildet habe, sei erhaltenswert, betonte Limburgs Bischof Bätzing.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat in seiner Osterpredigt zur Erneuerung der katholischen Kirche aufgerufen. "Es gibt keine Alternative zu Umkehr und Erneuerung", sagte der Limburger Bischof nach vorab verbreitetem Redetext.
Die katholische Kirche habe sich in mühsamen und oft strittigen Prozessen einen festen Kernbestand an Glaubensüberzeugungen erarbeitet. Dies könne den Gläubigen Halt und Orientierung geben. "Womöglich ist das aber viel weniger, als es dicke dogmatische Handbücher vorzugeben scheinen", schränkte Bätzing ein.
Die katholische Kirche wird seit langem geprägt durch einen Richtungsstreit zwischen Traditionalisten und Reformern. Bätzing selbst gilt als einer der entschiedensten Erneuerer.
Bätzing: "Weg mit dem alten Sauerteig!"
Bätzing sagte, nicht alles, was sich im Laufe der Zeit an Tradition herausgebildet habe, sei erhaltenswert. "Die Vergangenheit vor Augen, bemerken wir auch den schalen Geschmack des alten Sauerteigs der Bosheit und Schlechtigkeit", kritisierte er unter Bezugnahme auf ein Wort des Apostels Paulus aus der Bibel.
"Immer dann, wenn sich die Kirche und einzelne Gläubige allzu sehr mit der Macht eingelassen haben, wenn sie meinten, über Menschen bestimmen zu sollen um Christi willen, dann sind sie den Wegen des Auferstandenen nicht gefolgt, haben Menschen (...) betrogen bis hin zur frevlerischen Vernichtung der Glaubenszuversicht." Bätzings Konsequenz: "Weg mit dem alten Sauerteig, auch wenn es konfliktreich und schmerzhaft ist!"
Gerber: Neue Sichtweisen, "die uns erschrecken"
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber bezeichnete Ostern als Zeit eines Aufbruchs, der die Menschen positiv motivieren könne. Im vorab verbreiteten Text seiner Ostersonntags-Predigt im Fuldaer Dom heißt es, der Blick in die Zukunft sei heute anders als in früheren Zeiten und nicht mehr von Prognosen wachsenden Wohlstands, Aufbaus und Fortschritts geprägt.
Vielmehr gehe es um gesellschaftliche Polarisierungen, Klimawandel und Sichtweisen, "die uns erschrecken". Die österliche Wirklichkeit zeige dagegen einen neuen Aufbruch. Die Erfahrung der Leere habe nicht das letzte Wort. Dieses habe der auferstandene Jesus Christus selbst.
Kohlgraf: Den Sieg des Guten feiern
Es sei die Kernaufgabe der Kirche, zu Ostern an Gottes Gegenwart zu erinnern und zu feiern, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf laut vorab verbreitetem Predigtmanuskript. "Wir feiern den Sieg des Guten, den Sieg des Lebens über den Tod. Wir feiern, dass das Böse nicht siegen wird", so Kohlgraf. Er glaube fest daran, dass Menschen zum Guten fähig sind, weil ihre Kraft nicht allein aus ihnen, sondern aus Gott komme. Und der habe immerhin seinen Sohn aus dem Tod geholt.
Jung: Krieg ist nicht nach Gottes Willen
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hatte am Karfreitag dazu aufgerufen, den aktuellen Krisen wie dem Ukraine-Krieg oder Klimawandel die spendende Kraft der Ostergeschichte entgegenzustellen.
Gerade angesichts des brutalen Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine und der anhaltenden Gefahr durch den Klimawandel seien viele Menschen unsicher und ratlos. Krieg sei nicht nach Gottes Willen. "Lasst uns Frieden suchen", sagte Jung.
Sendung: hr-iNFO, 09.04.2023, 12.00 Uhr
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