Vom Lachyoga zur ehrenamtlichen Hotline Lachen stärkt den Selbstwert und die Bauchmuskeln
Lachen ist gesund, aber auch ansteckend. Beim Lachen werden Stresshormone abgebaut und Glückshormone freigesetzt. Eine Hanauer Yoga-Lehrerin hat deshalb das Lach-Telefon miterfunden - und Fans sogar auf Tiktok gefunden.
Menschen zum Lachen zu bringen ist nicht nur eine Frage von Witz und Humor, sondern auch der richtigen Atemtechnik. Die beherrscht Sandra Mandl aus Hanau als zertifizierte "Lachyoga Master Trainerin", eine von nur sieben in Deutschland. Die Mitbegründerin des Lachtelefons ist eine der rund 100 Ehrenamtlichen, die Menschen helfen, mehr Lachen in den Alltag zu bringen. Manchmal hilft Mandl auch, ein verlorenes Lachen wiederzufinden.
"Wer früher ausgelacht wurde, muss das Lachen erst lernen", weiß die Psychologin und ergänzt: "Wir haben einige Stammanrufer, die mit uns ihr Lachen gefunden haben. Das wirkt sich auf deren gesamten Lebensbereich aus. Sie sind entspannter geworden und öffnen sich mehr ihren Mitmenschen."
Lachen ist ansteckend
Bis vor kurzem wurde die Nummer mit der Lizenz zum Lachen meist von Menschen mittleren Alters angerufen. Dann ging ein Video auf TikTok viral und erntete Hunderttausende Likes, wurde dutzendfach geteilt. "Seitdem haben wir nicht mehr einige Hundert, sondern über 10.000 Anrufe am Tag. Das war nicht mehr zu bewältigen", erzählt Sandra Mandl. Das professionelle Lachteam ersann schnell eine Lösung und bietet zusätzlich zur klassischen Hotline täglich einen dreiminütigen Zoom-Call an.
Vom Scherzanruf zur Entspannung
Nachdem das TikTok-Video viral ging, rufen überwiegend Jugendliche an. Aber eine Lachnummer wird daraus nicht: "Das klappt erstaunlich gut. Manchmal rufen ganze Klassen an. Im Hintergrund höre ich den Lärm vom Schulhof. Die Schüler kichern zuerst unsicher, dann merken sie ziemlich schnell, wie viel Spaß es macht zusammen zu lachen. Einfach so, ohne Leistungsdruck", berichtet die Profilacherin.
"Zum Teil verstehen die Jugendlichen den Sinn unseres Lachtelefons besser, als die Erwachsenen. Es sorgt für eine Stimmungsaufhellung, einen Gute-Laune-Impuls, ein kleines Zwerchfelltraining", ergänzt sie.
Während die Anrufer jeweils nur drei Minuten in der Leitung sind, absolviert Mandl oft ein 30-minütiges "Hochleistungslachen". Außer Atem kommt sie dabei nicht. Das sei reine Konditionssache, wie bei einem Marathonläufer, meint die Yogalehrerin. Ihre rezeptfreie Empfehlung: "Wenn man einen nachhaltigen Effekt erzielen will, fünfmal täglich zwei bis drei Minuten lachen.“
Lachen für einen straffen Bauch
Die tägliche Lacheinheit sei auch ein gutes Bauchmuskeltraining, wirke wie eine Crunch-Trainingseinheit und sei sogar effektiver. "Im Gegensatz zur Bauchpresse wird beim intensiven Lachen auch die tieferliegende Muskulatur aktiviert. Deshalb wird Lach-Yoga auch in vielen Reha-Kliniken als Stärkung für die Bauch- und Rückenmuskulatur eingesetzt", weiß sie.
"Bei einem herzhaften Lachen kommt das Zwerchfell in Schwung, die Atmung vertieft sich, die Ausatmung verlängert sich. Und es werden bestimmte Hormone ausgeschüttet, die einen direkten Effekt auf die Stimmung haben", erläutert Mandl und erklärt die einzelnen Schritte des Zwerchfelltrainings: "Die Schultern hochziehen, einatmen, die Luft anhalten und beim Ausatmen laut und herzhaft lachen, dass der ganze Bauchraum vibriert."
Fake it, until you make it
Die Wirkung auf das Zwerchfell und die Bauchmuskeln ist am effektivsten im Stehen oder in Bewegung, damit man sich auch ordentlich vor Lachen biegen kann. Richtiges oder falsches Lachen gibt es nicht.
"Der Körper kann nicht unterscheiden, ob man lacht, weil man etwas lustig findet, von ganzem Herzen lacht oder einfach nur Zwerchfell und Bauchmuskeln trainieren will", erklärt die Lachexpertin. Positive gesundheitliche Effekte gäbe es in jedem Fall. Ihr Tipp: "Einfach loslegen und 'fake it, until you make it'." Irgendwann fühle es sich dann wohltuend und leicht an.
Wenn die Welt zusammen lacht
Zum Weltlachtag am Sonntag, 5. Mai, ging die Vertreterin des Frankfurter Lachclubs natürlich nicht in den Keller. Sie traf sich mit Mitgliedern anderer Lachclubs aus dem Rhein-Main-Gebiet und lädt Neugierige zum Mitlachen ein. Denn "Lachen ist etwas zutiefst Menschliches und das gemeinsame Lachen erinnert uns daran, dass wir alle Menschen sind, die gesund, glücklich und in Frieden miteinander leben wollen."