Ab 2026 Rechtsanspruch Lehrergewerkschaft fordert XXL-Investitionen für Ganztagsbetreuung

Ab 2026 haben Eltern in Hessen einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ihrer Kinder im Grundschulalter. Während die Landesregierung Hessen gut vorbereitet sieht, moniert die Gewerkschaft noch große Lücken.

Grundschulkinder bei Bastelarbeiten
Ab 2026 tritt auch in Hessen ein Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung von Grundschülern in Kraft Bild © picture-alliance/dpa
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Ab dem Schuljahr 2026/27 tritt ein bundesweiter Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder in Kraft. Der Rechtsanspruch greift schrittweise und gilt ab 2029 für alle vier Klassen der Grundschulen. Um den Rechtsanspruch in Hessen zu erfüllen, sind laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erheblich mehr Investitionen nötig als bisher geplant.

Die GEW legte am Freitag in Frankfurt eine Bedarfsrechnung vor, nach der bis zum Jahr 2029 mindestens 49.000 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden müssen, wenn die Nachfrage auf dem derzeitigen Niveau von 68 Prozent verharrt. Steige die Nachfrage beispielsweise auf 75 Prozent, wären es fast 67.000 zusätzliche Plätze.

GEW: Ist-Zustand der Betreuung bereits ungenügend

Dazu müssten laut GEW mindestens 4.800 Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden, bei höherer Nachfrage von 75 Prozent wären es 6.550. Auch baulich müssten die Schulen umgestaltet werden, um ein qualitativ hochwertiges Angebot sicher zu stellen.

Schon der Ist-Zustand bei der Betreuung ist laut Gewerkschaft nicht ausreichend. Anstelle eines pädagogischen Angebots gebe es häufig Betreuung etwa durch Sportvereine oder andere örtliche Vereine. Die Qualität der Angebote sei zudem regional sehr unterschiedlich, die Nachfrage nach Plätzen könne nicht erfüllt werden.

Land: Gut vorbereitet auf Umsetzung des Rechtsanspruchs

Die Landesregierung sieht sich derweil gut auf die Umsetzung des Rechtsanspruchs ab 2026 vorbereitet. Das Kultusministerium teilte mit: "Mehr als 70 Prozent der öffentlichen Grundschulen in Hessen verfügen inzwischen über Ganztagsangebote. Fast 80 Prozent sind es zusammen mit den öffentlichen weiterführenden Schulen."

Dafür seien 4.300 Stellen für Lehrkräfte und pädagogisches Personal geschaffen worden, im neuen Schuljahr kämen weitere 350 dazu. Für jedes Schuljahr sei eine Steigerung geplant. Die personelle Ausstattung sei allerdings angesichts des Fachkräftemangels allerdings eine Herausforderung, räumte das Ministerium ein.

Schul- und Jugendhilfeträger erhielten zudem weitere fast 300 Millionen Euro für bauliche und räumliche Investitionen. Grundschulen mit der intensivsten Betreuung (Profil 3) könnten künftig bis zu 45 Prozent Zuschlag zur Grundunterrichtsversorgung erhalten, so das Ministerium.

SPD: Verantwortungsloser Blindflug der Landesregierung

Neben der GEW kommt auch von der Opposition im Landtag Kritik an der Landesregierung. Die SPD-Fraktion sprach von einem verantwortungslosen Blindflug, der umgehend beendet werden müsse: "Derzeit erfüllten von den über 1.100 hessischen Grundschulen gerade einmal 442 den Rechtsanspruch", erklärte die SPD-Fraktion.

Auch die FDP-Fraktion forderte stärkere Anstrengungen der schwarz-grünen Landesregierung, wie etwa die Aufwertung der Tätigkeiten von Lehrkräften und Erzieherinnen und eine flächendeckende Vergütung der Erzieherausbildung.

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Sendung: hr-iNFO, 24.03.2023, 16 Uhr

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Quelle: dpa/lhe